Vorwürfe der sexuellen Belästigung: Frauen für und gegen freigestellten WDR-Filmchef Henke
Mehrere Frauen werfen Gebhard Henke sexuelle Belästigung vor. Eine Initiative aus Schauspielerinnen, Regisseurinnen und Agentinnen verteidigt ihn und spricht von „Übereifer“.
Sechs Frauen werfen dem vom WDR freigestellten Leiter des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie, Gebhard Henke, sexuelle Belästigung vor. Die Frauen, darunter die Autorin Charlotte Roche, seien von Henke betatscht und begrapscht worden, berichtet der „Spiegel“. Henke habe den Frauen an den Po oder an den Bauch gefasst, er habe angedeutet, sie zu fördern, und dafür offenbar körperliche Zuwendungen erwartete. Die Vorwürfe reichten von 1990 bis mindestens 2015. Bisher war nicht bekannt, was Henke konkret vorgeworfen wird.
Henkes Anwalt Peter Raue kritisierte die „Spiegel“-Vorabmeldung scharf. Sein Mandant sei zu den Vorwürfen „nie ordnungsgemäß angehört“ worden, führte Raue in einem Schreiben an den „Spiegel“ aus, das dem epd vorliegt. In der Mail einer „Spiegel“-Mitarbeiterin vom 1. Mai sei kein Vorwurf konkret benannt worden. Erst aus der Vorabmeldung habe Henke nun erfahren, dass es sich bei einer der angeblich Betroffenen um Charlotte Roche handeln soll. Henke habe Roche aber nur einmal in seinem Leben getroffen, erklärte Raue. Sein Mandant könne ausschließen, „ihr bei dieser Gelegenheit eine Hand auf den Po gelegt zu haben“. Der Vorwurf von Roche sei wie alle anderen Vorwürfe „falsch und an den Haaren herbeigezogen“.
WDR-Fernsehchef hält Vorwürfe für "glaubwürdig"
WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn halte die Schilderungen der Frauen „für gravierend und glaubwürdig“, teilte der Sender am Freitag mit. „Selbstverständlich“ sei aber auch eine Entlastung von Vorwürfen nicht ausgeschlossen. Henke habe Vorwürfe, die ihm bekannt seien, in ersten Gesprächen bestritten. „Selbstverständlich wird er zeitnah zu den einzelnen Anschuldigungen angehört“, hieß es weiter. Zudem ermutigte der WDR mögliche Betroffene, sich beim Sender zu melden.
Zahlreiche Frauen setzen sich wiederum für Henke ein. Jetzt haben sich Schauspielerinnen wie Iris Berben und Caroline Peters, Regisseurinnen wie Hermine Huntgeburth und Isabel Kleefeld, Agentinnen wie Mechthild Holter und Inga Pudenz zu einer Initiative versammelt, die die Agentin Heike-Melba Fendel und die Regisseurin Feo Aladag angestoßen haben.
Blinder Aktionismus und Übereifer im Fall Henke?
Gemeinsam wurde ein Schreiben formuliert, in dem es heißt: „Wir setzen uns für eine Film- und Fernsehbranche ein, die Geschlechtergerechtigkeit zügig, konkret und im konstruktiven Miteinander der Geschlechter ermöglicht. Wir halten auch nichts davon, dass Übergriffe, die mit Machtmissbrauch zu tun haben, aus Angst nicht benannt werden. #MeToo hat hier wesentliche Impulse geliefert.“
Zugleich seien bisweilen blinder Aktionismus und Übereifer zu beobachten – wie beim Fall Gebhard Henke. Die Unterzeichnerinnen jedenfalls stellen fest: „Wir haben in der Vergangenheit persönlich mit Gebhard Henke zusammengearbeitet. Durchaus nicht ohne Konflikte und Machtkämpfe. Auch nicht frei von unterschiedlichen Auffassungen über Männer- und Frauenbilder. Immer jedoch frei von Übergriffen jedweder Art und Schwere.“
Gebhard Henke sei ihnen und ihrer Arbeit in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stets respektvoll begegnet. „Wir schätzen ihn, seine Arbeit und seine Integrität.“
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