„Schwerer Schlag für Weltordnung“: „Financial Times“ bezieht Position gegen Brexit
Eine Woche vor dem Brexit-Referendum hat die britische Zeitung „Financial Times“ Position bezogen: Anders als das Boulevardblatt „The Sun“, das für den EU-Austritt Großbritanniens wirbt, warnt die „Financial Times“ vor einer Isolierung Großbritanniens .
In einem Leitartikel mahnte die Zeitung, die „ökonomischen Kosten eines Rückzugs“ Großbritanniens aus der EU würden „substanziell“ sein. Die „Financial Times“ hob auch die historische Dimension der Volksbefragung hervor: „Ein Votum für den Austritt wäre unumkehrbar und ein schwerer Schlag für die liberale Weltordnung der Nachkriegszeit.“
Die Briten stimmen am Donnerstag kommender Woche darüber ab, ob ihr Land aus der EU austreten soll. Am Dienstag hatte sich die ohnehin euroskeptische „Sun“, mit 4,5 Millionen Lesern die meistgelesene britische Zeitung, klar für den Brexit ausgesprochen. Großbritannien müsse sich vom „diktatorischen Brüssel“ befreien, schrieb das Boulevardblatt, und nannte die EU einen „von Deutschland dominierten föderalen Staat“. „The Economist“ wiederum setzt sich für den Verbleib Großbritanniens in der EU ein. Bei einem Austritt würde Großbritannien nicht nur ärmer und weniger innovativ werden, sondern auch an Einfluss verlieren. Bei einem Verbleib hingegen hätte das Land weiterhin die Möglichkeit, die EU mitzugestalten, selbst in Hinblick auf die Migrationsfrage.
Wahlempfehlungen gehören in Großbritannien und den USA seit Jahrzehnten zur politischen Kultur, anders als in Deutschland. Aus Deutschland kommt das „Handelsblatt“. Die Redaktion des Wirtschaftsblattes zieht am Wochenende für eine Woche nach London. Ab Montag werden 50 Reporter, Analysten, Videoredakteure und Fotografen vor Ort die Brexit-Debatte verfolgen und die Zeitung aktuell produzieren. AFP/meh