25 Jahre Sport1: Fast mittendrin
25 Jahre Sport1: Der Nischensender muss sich mit deutlich weniger Live-Fußball neu aufstellen. Ein Leuchtturm strahlt weiterhin.
Vielleicht hätte es einen besseren Start ins Jubiläumsjahr geben können. Wenn Sport1 (früher Deutsches SportFernsehen) in der kommenden Woche „25 Jahre mittendrin“ feiert, nach hinten und nach vorne schaut, muss der Sender feststellen, dass er bei der mit Abstand beliebtesten Fernsehsportart, dem Fußball, in Sachen Exklusivrechte arg gerupft wurde. Erst fiel zum Start dieser Bundesliga-Saison die exklusive Live-Übertragung eines Zweitligaspiels am Montagabend weg, kurz vor Weihnachten wurde bekannt, dass die Euro League Rechte ab der Saison 2018/19 mit den Donnerstag-Spielen an RTL fallen.
Eine Frage des Geldes. Zu Sport1 gab und gibt es immer wieder Verkaufs-Gerüchte. Alleineigentümer ist die Constantin Medien AG. „Bei der Euro League, wie bei anderen Rechtethemen, steht bei uns die Frage der wirtschaftlichen Vertretbarkeit im Vordergrund“, sagt Olaf Schröder, Vorstandvorsitzender der Constantin Medien AG und Vorsitzender der Geschäftsführung der Sport1 GmbH. Donnerstags sei der Sender auch ab der Saison 2018/19 gut aufgestellt, unter anderen mit der Darts Premier League. „Wir werden auch in Zukunft attraktiven Livesport zeigen, freuen uns auf die Box-Liverechte ab 2018, und haben mit Team Sauerland eine dreijährige Exklusiv-Kooperation vereinbart, mit Kämpfen von Arthur Abraham, Vincent Feigenbutz oder Tyron Zeuge.“
Klar kann sich ein Sportsender nicht alleine auf den Quotenbringer Fußball konzentrieren, die Anbieter- und Rechtelage ist (siehe Sky, Dazn, Eurosport) in den vergangenen Jahrzehnten vielfältiger geworden. Aber der Verweis auf andere Kernsportarten im Programm wie Motorsport, Eishockey, Basketball, Handball, Volleyball, Tennis, Boxen, Darts, Poker, eSports und Futsal dürfte kaum über den Verlust an Fußballrechten hinwegtrösten. Das sah auf dem Fernsehmarkt – von Streaming war noch gar keine Rede – ganz anders aus, als am 1. Januar 1993 das Deutsche SportFernsehen ein paar Kilometer von München entfernt on-Air ging und sich vor allem mit Leichtathletik-Live-Übertragungen hervorhob.
Social-Media-Kanäle mit fast fünf Millionen Followern
Damals leuchtete noch die Kirch-Gruppe. Gerade erst hatten RTL und Sat1 mit ihren Bundesligasendungen bewiesen, wie bunt und durchaus journalistisch Sport im Privatfernsehen sein kann. Mittlerweile ist ein Sportmedienunternehmen draus geworden, dazu gehören neben Free-TV-Sender und Online-Plattform auch die Pay-TV-Sender Sport1+ und Sport1 US, Apps, das Digitalradio Sport1.fm und Social-Media-Kanäle mit fast fünf Millionen Followern.
Highlight im Programm ist und bleibt natürlich: Deutschlands bekannteste Fußball-Talkrunde „Doppelpass“, auf den Schröder stolz verweist, gerade auch, weil hier mit dem zeitgleichen Sporttalk „Wontorra“ auf Sky Sport News HD die Konkurrenz im Nacken sitzt, in Person des ehemaligen Sport1-Vorzeige-Moderators Jörg Wontorra. Sein Nachfolger Thomas Helmer, Ex-Bayern-Profi, macht – das sagen selbst Kritiker der Plauderrunde mit Biermaß auf dem Tisch – einen guten Job, stellt die richtigen Fragen zur richtigen Zeit, wenn dem einen oder anderen Fan am Sonntagmorgen wieder der Sinn nach Vereinsinterna beim FC Bayern oder BVB steht. „Der ,Doppelpass’ ist die klare Nummer Eins der Fußballtalks. Zum Abschluss der Hinrunde haben wir mit einer Million Zuschauer im Schnitt ein Allzeit-Hoch erzielt.“ Konkurrenz, so Schröder, belebt offensichtlich das Geschäft. Man wolle dieses „Leuchtturm-Format“ mit kreativen Ideen weiterentwickeln.
Fakt ist natürlich auch, dass ganztägig nicht im Leuchtturm-Format gesendet werden kann, ohne Doku-Wiederholungen, Teleshopping und Call-in-Gewinnspiele. Auch das gehört zu Sport 1. Und könnte die nächsten 25 Jahre wirtschaftlich absichern.
Markus Ehrenberg
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