Jubiläumsshow "50 Jahre ZDF-Hitparade": Familientreffen des Schlagers
50 Jahre nach dem Start der „Hitparade“ schwelgt das ZDF in Erinnerungen. Zum Jubiläum übernimmt Thomas Gottschalk den Platz von Dieter Thomas Heck.
Der genaue Jubiläumstermin liegt schon ein paar Wochen zurück, die erste Ausgabe der „ZDF-Hitparade“ wurde am 18. Januar 1969 ausgestrahlt. „Hier ist Berlin. Das Zweite Deutsche Fernsehen präsentiert Ihnen Ausgabe Nummer eins der Hitparade!“, hatte Dieter Thomas Heck damals die Zuschauer im Fernsehstudio begrüßt. 50 Jahre später feiert das ZDF seine „Hitparade“ mit einer zweieinhalbstündigen Jubiläumssendung. Gastgeber des Abends ist Thomas Gottschalk, der mit seiner Moderation von „Wetten, dass ..?“ für das ZDF ebenso stilbildend war wie der 2018 verstorbene Dieter Thomas Heck, der die Schlagersendung als „Mister Hitparade“ immerhin 15 Jahre geleitet hatte. Auf insgesamt 368 Ausgaben kam die samstägliche Sendung, als sie im Jahr 2000 eingestellt wurde.
Kult war sie damals allerdings nur teilweise. Während der Schlager dank „Hitparade“ im ZDF weiter fröhliche Urständ feiern durfte, ließen sich weite Teile der Jugend zu der Zeit lieber von „Beat-Club“ (bis 1972 mit Moderatorin Uschi Nerke) oder „Disco“ (ab 1971 im ZDF mit Ilja Richter) unterhalten. Doch selbst die Kritiker der Hitparade mit ihrem traditionellen Musikgeschmack mussten eingestehen, dass die Präsentation von Schnellsprecher Dieter Thomas Heck eindrucksvoll modern war. Überhaupt war die „Hitparade“ in mehrfacher Hinsicht innovativ: Das Studiodesign war funktional-modern, die Interpreten wurden nicht kunstvoll in Szene gesetzt, sondern sangen inmitten der Zuschauer live zu Instrumental-Playback.
Stahlrohr-Optik und Klappzahlenuhr
Die Stahlrohr-Optik plus Klappzahlenuhr und Tonmischpult findet sich auch in der Jubiläumsausgabe wieder – mitsamt den Konterfeis der alten Schlagerstars, wenngleich diesmal multimedial auf großen Bildschirmen eingeblendet. Ein Stilelement jedoch ist neu, zumindest für die Schlagersendung: das halbrunde Sofa, auf dem Gottschalk wie zu den Zeiten von „Wetten, dass..?“ seine Gäste begrüßt.
Zusammen mit ihnen begibt sich der Moderator – die Sendung wurde vor zwei Wochen in Offenburg aufgezeichnet – auf eine Zeitreise durch die Geschichte des Schlagers. Mit dabei sind Dieter Thomas Hecks Witwe Ragnhild und Pit Weyrich, der als Nachfolger von Truck Braans Regie bei der „Hitparade“ führte, sowie Hecks Moderatoren-Nachfolger Viktor Worms und Uwe Hübner. Die meisten Gäste dieser Oldie-Parade sind allerdings nicht nur zum Erzählen gekommen. Howard Carpendale, Marianne Rosenberg und Heino geben ihre Hits zum Besten genauso wie Wencke Myhre, Bonnie Tyler, Bernhard Brink, Nicole, Matthias Reim, David Hasselhoff und weitere.
Ihren ersten Auftritt in der „Hitparade“ hatte Marianne Rosenberg mit 14 Jahren. Danach habe sie in der Schule Autogramme geben müssen, erzählt sie. Für Howard Carpendale, der 57 Auftritte in der „Hitparade“ hatte, war die Sendung immer wie ein Familientreffen. Und das Oberhaupt war Dieter Thomas Heck, dem man alles zu verdanken hatte, wie Michael Holm sagt. Die Sendung ist denn auch in weiten Teilen eine Verneigung vor dem Moderator mit den Stakkato-Ansagen.
Welche Bedeutung der „Hitparade“ noch immer beigemessen wird, zeigt sich an anderer Stelle. Die „Bild“-Zeitung sammelte am Freitag auf einer ganzen Seite Stimmen von Schlagergrößen, die nicht zur Jubiläumsshow eingeladen wurden. Dabei wäre Jürgen Drews „gern dabei gewesen“ und Bata Illic ist „sehr enttäuscht“, dass sich die Redaktion gegen ihn entschied. Ireen Sheer fragt sich angesichts der Verpflichtung von Nicht-Schlager-Star Gottschalk, ob die Jubiläumssendung den Fans so gerecht werden kann.
„50 Jahre ZDF-Hitparade“, ZDF, Samstag, 20 Uhr 15