Rundgang im Reichstag: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zu Besuch in Berlin
Die Start-up-Szene in der Hauptstadt boomt. Das interessiert offenbar auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der aus Kalifornien angereist ist. Das Timing für seinen Besuch war aber offensichtlich nicht das beste.
Die Anfrage kam kurzfristig. Ob er am Nachmittag Zeit habe, einen „hohen Besuch“ durch den Reichstag zu führen, wurde Burckhardt Müller-Sönksen am Dienstagvormittag gefragt. Ohne zu wissen, um wen es sich handelt, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete zu – und war freudig überrascht, als sich herausstellte, dass es sich um Mark Zuckerberg handelt, den Gründer des weltweit größten sozialen Netzwerks Facebook.
Zusammen mit seiner Frau Priscilla Chan ist Zuckerberg aus dem kalifornischen Palo Alto, wo Facebook seinen Hauptsitz hat, nach Berlin gekommen. Anlass war keine offizielle Reise, sondern lediglich ein „zwangloser Besuch“ in der Hauptstadt, wie Facebook Deutschland mitteilte – das Timing war allerdings nicht das beste. Denn zur gleichen Zeit ist Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) im kalifornischen Silicon Valley unterwegs, um für die deutsche IT-Wirtschaft zu werben, und um sich über Trends zu informieren. Unter anderem bei Facebook. Rösler habe aber ohnehin nicht vorgehabt, Zuckerberg zu treffen, er sei auch vorab über dessen Berlin-Besuch informiert gewesen, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Von schlechtem Timing könne deshalb keine Rede sein. Rösler habe am Dienstag in Palo Alto wie gewünscht die Facebook-Vorstandsvorsitzende Sheryl Sandberg getroffen. Auch sie war kürzlich in Berlin, um ihr neues Buch „Lean in“ vorzustellen. Dabei traf sie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Auf eine solche Politprominenz musste Zuckerberg am Dienstag verzichten. Dafür bekam er eine Einführung ins deutsche Parteiensystem. „Daran war er besonders interessiert, denn das es so viele Fraktionen im Parlament gibt, kennt er aus den USA ja gar nicht“, sagte Müller-Sönksen, in seiner Partei für Medien zuständig.
Zusammen mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Tauber, der sich auf Netzpolitik konzentriert und einen Leitfaden über die Nutzung von sozialen Netzwerken erstellt hat, führte er Zuckerberg eine Stunde lang durch den Reichstag. „Wir haben über Facebook und Datenschutz und vor allem über die ökonomischen Chancen gesprochen. War ein interessanter Austausch. Der Junge hat was drauf, wer das bestreitet, hat schlichtweg keine Ahnung“, berichtet Tauber auf Facebook. Auch Müller-Sönksen schwärmt vom „netten“ Milliardär: „Da musste ich alle meine Vorurteile über den Haufen werfen.“
Viel Zeit für kritische Fragen blieb da offenbar nicht. Auch Zuckerberg selbst habe das Thema nicht angesprochen. „Aber das war ja auch kein Arbeitsbesuch. Beim nächsten Mal können wir ausführlicher darüber sprechen“, sagt Müller-Sönksen. Einen Termin dafür gibt es allerdings noch nicht. Ein Bild von dem Unternehmen kann man sich übrigens am Donnerstag ab 19 Uhr 15 auf Phoenix machen, wo „Die Facebook-Story“ läuft.
Ob und welche Unternehmen Zuckerberg in Berlin besuchte, wollte Facebook Deutschland nicht mitteilen. Doch dürfte der Facebook-Gründer nicht allein wegen des Reichstags in die Hauptstadt gekommen sein, die inzwischen Heimat zahlreicher Start-ups ist.
sop/sag
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