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Wohlfeil? Der frühere "Bild"-Chef Kai Diekmann kritisiert die deutschen Medien.
© Sebastian Gabsch PNN

„Meinungs-Einheitsbrei“: Ex-„Bild“-Chef kritisiert deutsche Medien

Ex-„Bild“-Chef Diekmann fährt eine heftige Attacke auf den aktuellen Journalismus. Zudem gibt er grobe Fehler in seiner Zeit als Chefredakteur zu.

Die größten Kritiker der Elche waren früher welche? Der frühere „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann attackiert in einem Interview mit der "Märkischen Allgemeinen" die Medien in Deutschland. "Es gibt manchmal einen Meinungs-Einheitsbrei in den deutschen Medien, der ist nur schwer zu ertragen. Und immer, wenn wir uns dessen überführt fühlen, geißeln wir uns – um danach genauso weiterzumachen“, sagte der 55-jährige Journalist.

Er nannte den Umgang mit US-Präsident Donald Trump als Beispiel. „Ich bin kein Trump-Fan, aber dass es den deutschen Medien so schwer fällt, ihn einfach nüchtern zu betrachten, verstehe ich nicht“, sagte Diekmann.

„Erst haben wir nicht geglaubt, dass er Kandidat wird. Dann nicht, dass er Präsident wird. Und dann dachten wir, dass er ganz schnell scheitert“, sagte er.

„Weil sich die meisten Journalisten von Anfang an ihre ganz klare Meinung zu Trump gebildet haben, ,Trump-Bashing' ja auch so wundervoll gut ankommt und einfach ist, kommen die meisten gar nicht mehr dazu, den Grund seines Wahlerfolges zu verstehen. Und das ist gefährlich.“

Diekmann sieht eine „mediale Arroganz“. „Das Schlimme an den Populisten ist ja: Sie stellen die richtigen Fragen, mit denen wir uns nicht mehr beschäftigen, weil sie in unserem Alltag nicht vorkommen. Und da haben wir uns von unseren Usern und Lesern zu weit entfernt.“

Hartz-IV-Reform falsch eingeschätzt

Im Rückblick auf seine 15 Jahre als Chefredakteur der „Bild“-Zeitung (2001 bis 2015) gab Diekmann zu, selbst auch falsche Entscheidungen getroffen zu haben. Ein Beispiel dafür sei die damalige Beurteilung der Agenda 2010 mit der Einführung der Hartz-IV-Leistungen für Arbeitslose, sagte Diekmann: „Wir haben nicht gesehen, welchen Wert diese Reform für Deutschland hat. Da haben wir draufgehauen.“

Die Schlagzeile „Jetzt gehen sie auch noch an die Sparbücher unserer Kinder“ im Zusammenhang mit den Hartz-IV-Reformen sei „unterste Schublade“ gewesen, sagte Diekmann: „Eine brutale Kampagne, die in der Sache falsch war.“ Tatsächlich habe die Agenda 2010 Deutschland durch die Wirtschaftskrise geführt und bis heute zum wirtschaftlichen Erfolg des Landes beigetragen. „Das habe ich Gerhard Schröder übrigens auch gesagt“, ergänzte er.

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