US-"Playboy" zieht nicht länger Frauen aus: Ende des Enthüllungsjournalismus
Pamela Anderson wird das letzte Aktmodell in der US-Ausgabe des „Playboy“ sein. Nacktfotos seien im Zeitalter des Internets "völlig überholt"
Pamela Anderson will sich für den „Playboy“ zum bereits 14. Mal ausziehen. Es wird ihr definitiv letztes Mal sein, nicht des Alters oder Aussehens wegen – die US-kanadische Schauspielerin hat sich ewiger Attraktivität verschrieben. Nein, die nächste US-Ausgabe des Magazins wird die letzte Ausgabe mit Frauen sein, die sich entblößt haben. Pamela Anderson wird die letzte Nackte in der Geschichte des Titels mit dem Versprechen „Alles, was Männern Spaß macht“ sein. Sie wird Cover und Innenteil der Doppelausgabe Januar/Februar zieren, teilte das Männermagazin mit. Von März an will der „Playboy“ in seiner US-Ausgabe auf Nacktfotos verzichten.
Die nicht übermäßig talentierte Actrice war mit der Bademeisterserie „Baywatch“ bekannt geworden. Anderson zog sich für den „Playboy“ aus, „Playmate“ – also die „herausklappbare“ Frau im Innenteil – wurde sie erst 1990 nach einer Brustvergrößerung. Danach machte sie das Ausziehen zu ihrem Beruf, zweimal ließ sie ihre Brüste vergrößern und einmal verkleinern. Zu den neuen und letzten „Playboy“-Fotos erklärte die 48-Jährige: „Ich glaube nicht, dass ich schön bin.“ Aber sie wisse um ihre Ausstrahlung. „Und dein Geist altert nie.“
1953 zog sich Marilyn Monroe aus
Der „Playboy“, seiner „Nudity“ wegen nur eingeschweißt verkauft, hatte einst ein Tabu gebrochen: In seiner ersten Ausgabe 1953 war eine komplett unverhüllte Marilyn Monroe zu sehen. Es folgten weitere Coups mit Fotos von Stars wie Kim Basinger, Madonna oder Sharon Stone – oder mit Bildern der Fotografen Helmut Newton und Annie Leibovitz, die für immer mit dem „Playboy“ verbunden bleiben. Auch zweierlei Enthüllungsjournalismus: nackte Frauen hier, dort bemerkenswerte Reportagen und Interviews mit Martin Luther King, Fidel Castro und dem Dalai Lama. Dieses Paradox trieb die Auflage in den USA bis auf 5,6 Millionen verkaufter Hefte im Jahr 1975, aktuell liegt die Auflage bei 800 000 Exemplaren. Deshalb verkündete die Chefredaktion überraschend ein neues Blattkonzept. Nacktfotos seien im Zeitalter des Internets „völlig überholt“, sagte Magazinchef Scott Flanders. „Man ist jetzt gratis einen Klick von jedem nur vorstellbaren Sex-Akt entfernt.“
Der deutsche „Playboy“ (verkaufte Auflage: 180 000 Exemplare) bleibt seiner Nacktdarstellung treu, wie in einer Pressemitteilung bekräftigt wurde. Der Sänger Peter Maffay zeigte sich von Magazingründer Hugh Hefner (89) entsetzt: „Armer Hugh, was ist aus deinem Playboy geworden. Und wie schön, dass uns in der deutschen Ausgabe die nackten Tatsachen erhalten bleiben!“ Die unveränderte Linie des deutschen „Playboy“ bedeute, dass in Fragen ihrer öffentlichen Selbstdarstellung weiterhin „jede Frau selbst frei entscheiden kann“, sagte Schauspielerin Ursula Karven, die im April 2012 auf der Titelseite war. „Manchmal finde ich angezogen sexyer als nackt, manchmal nackt sexyer als angezogen.“
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