Relaunch: Ein Sofa in Berlin
Gleiches Geld, neues Programm – das RBB Fernsehen soll aufregender werden, auch, um jüngere Zuschauer zu erreichen. Das "Kneipenquiz" gibt es allerdings weiter.
Das ist eigentlich dumm gelaufen. Im vergangenen Jahr schlug sich der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) mit schlechtem Image, schlechten Zuschauerquoten herum. Tenor: immer altbackener, immer langweiliger, von wegen moderner Sender der Hauptstadtregion. Ausgerechnet in dem Moment, wo die angekündigte Programmreform mit frischen Köpfen, Formaten und neuem Sendeschema in die Tat umgesetzt werden soll, läuft es mit dem alten Programm plötzlich besser. 7,4 Prozent Marktanteil hatte der RBB im Juli, deutlich mehr als 2011 (6,1%).
Es hilft nichts, ab 13. August wird vieles anders beim RBB. „Das Publikum hat uns wiederentdeckt“, sagte Programmdirektorin Claudia Nothelle am Donnerstag bei der Vorstellung des neuen Programmschemas und Außenauftritts zu den jüngsten Zahlen. „Vielleicht ist das ein Vorbote des neuen Programms.“ Ziel sei es, mehr Klarheit für die Zuschauer zu schaffen, neue Impulse für mehr Regionalität zu setzen, mehr Raum für innovative Formate zu ermöglichen und dem Sender ein modernes Gesicht zu geben.
„Was erwartet das Publikum in Berlin und Brandenburg von uns?“ Das sei die Ausgangsfrage der vor einem Jahr aus einer „Positionierungsstudie“ hervorgegangenen Reform-Diskussion gewesen. Offenbar mehr Unterhaltung. Das RBB Fernsehen will jünger und schlagfertiger werden. Vor allem in der Abendschiene wird auf mehr Unterhaltung, Dokus und Regionalbezug gesetzt. Neues Gesicht ist der „Fritz“-Moderator Chris Guse, der am späten Donnerstagabend mit einer Art Late-Night-Show von seiner Kreuzberger Dachterrasse aus die Stadt und das Weltgeschehen kommentieren soll.
„Wir machen das volle Programm für Berlin und Brandenburg. Es lohnt sich, auch nach 20 Uhr bei uns einzuschalten“, erklärt Nothelle. Volles Programm meint nicht Vollprogramm im herkömmlichen Sinne, sondern volles Programm für Brandenburg, für Heimatkunde oder für Chaos wie bei der S-Bahn/BER. Der Begriff solle stets neu aufgeladen werden.
Im vergangenen Jahr war der Marktanteil des RBB an den Sendern bundesweit von 6,8 auf 6,1 Prozent abgestürzt. Eine Studie aus 2011 hatte ergeben, dass die Zuschauer das Programm zwar regional gut, informativ und bürgernah finden, allerdings auch etwas langweilig und betulich. Fast ein Drittel der Zuschauer sind über 65 Jahre alt. Nur das Publikum von ZDF und MDR sei noch älter.
Zur Klarheit sollen feste Programmfarben beitragen. Der Dienstag wird mit „RBB kontrovers“ und „ZeitGeschichten“ der Tag für Dokumentationen aus der Region sein, am Mittwoch im „Berlin-Brandenburg-Check“ die Lebensqualität in Bezirken und Landkreisen unter die Lupe genommen. Der Donnerstag gilt als Platz für Innovationen: Neben der Late-Night-Show „GuseBerlin“ soll Moderator Dieter Moor mit Prominenten auf literarische Spurensuche gehen. Andere Sendungen werden überarbeitet oder bekommen einen neuen Sendeplatz. Damit das neue Programm das alte („Abendschau“, „zibb“) nicht altbacken aussehen lässt. RBB-Urgestein Uli Zelle zum Beispiel bekommt einen Platz bei „GuseBerlin“. Dazwischen irgendwie liegt Michael Kessler mit seinen „Expeditionen“.
Ein bisschen ZDFneo („Ein Sofa in Berlin“), ein bisschen Klau bei der ARD („Berlin-Brandenburg-Check“), ein bisschen Umfrage à la Offener Kanal („Wenn ich König von Neukölln wäre“), die Trailer zumindest lassen auf einen frischeren RBB hoffen. Zusätzliches Geld gibt es für die Reform nicht, sagte Nothelle. „Wir machen mit dem gleichen Geld jetzt ein anderes Programm.“ Leider aber auch weiter mit dem „Kneipenquiz“.