Videospiele: Ein Knaller an der Kasse
Der Western-Shooter „Red Dead Redemption“ hat derzeit mit Lieferengpässen zu kämpfen.
Der Konsolentitel „Red Dead Redemption“ lässt seit zwei Wochen die Kassen klingeln. In den USA verkaufte sich der Shooter bereits am Starttag 550 000 Mal. Zu konkreten Verkaufszahlen für Deutschland möchte sich die Spielefirma Rockstar Games nicht äußern, ein Sprecher ist mit dem Absatz des Spiels aber „sehr zufrieden“. Der Ansturm auf das Wildwest-Abenteuer sei so groß, dass es verschiedentlich zu Lieferengpässen komme. Im Media-Markt am Alexanderplatz beispielsweise war das Spiel zehn Tage lang ausverkauft, im Saturn am Europacenter ist es frühestens wieder ab nächster Woche verfügbar.
In den Medien erhielt „Red Dead Redemption“ einhelligen Beifall. Selbst in den Feuilletons wurde das knapp 100 Millionen US-Dollar teure Spiel gelobt – vergleichbar große Beachtung hatte zuletzt das ebenfalls von Rockstar Games produzierte Gangster-Epos „Grand Theft Auto IV“ (2008) erhalten. Was „Red Dead Redemption“ so besonders macht, ist die überaus dichte Inszenierung einer längst vergangenen Epoche. In der Rolle des Ex-Outlaws John Marston begibt sich der Spieler im Wilden Westen des Jahres 1911 auf die Jagd nach seinen früheren Bandenkumpanen. Als sogenanntes Open World Game bietet „Red Dead Redemption“ nahezu unbegrenzte Bewegungsfreiheit: Zu Pferd, per Postkutsche und Eisenbahn durchreist John Marston die Weiten der Prärie, steigt in staubigen Grenzstädten ab und trifft dabei auf Siedler, Glücksritter und Scharlatane. Verstärkt wird die Illusion einer lebendigen Welt noch durch die zahllosen Tier- und Pflanzenarten und die wechselnden Wetterbedingungen.
In seinen Gewaltdarstellungen unterscheidet sich „Red Dead Redemption“ kaum von anderen Shootern. Wenn Marston nicht gerade Pferde zähmt oder dem Glücksspiel frönt, ballert er sich durch zahllose Nebenmissionen, vom Postkutschenüberfall bis zum High-Noon-Duell. Eine öffentliche Gewaltdebatte wie bei „GTA“ oder unlängst bei „Modern Warfare 2“ ist bislang jedoch ausgeblieben. Publisher Rockstar Games wird jedenfalls nicht müde zu betonen, dass „Red Dead Redemption“ ein Spiel für Erwachsene ist – in Deutschland trägt es das „Ab 18“-Siegel der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK).
In der Handlung kann der Spieler zwischen Gut und Böse wählen. „Red Dead Redemption“ verfügt über ein Moralsystem: Überschreitet John Marston das Gesetz, indem er eine Bank ausraubt, hat er bald eine ganze Horde Kopfgeldjäger auf den Fersen. Hilft er aber der Bevölkerung gegen Banditen, gewinnt er öffentliches Ansehen und Vergünstigungen, etwa beim Kauf von Ausrüstungsgegenständen. Beide Seiten auszuprobieren, hat durchaus seinen Reiz. Dass Rockstar Games allerdings Ehrenabzeichen für besonders abscheuliche Taten verleiht („Dastardly Achievement“), ist eine völlig unnötige Provokation. Denn „Red Dead Redemption“ hat für Spielefans mehr als genug zu bieten. Achim Fehrenbach
Für Playstation 3 und Xbox 360. Preis: ab 60 Euro, USK: keine Jugendfreigabe.
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