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Frank Schirrmacher, Herausgeber der FAZ, ist tot.
© dpa

Frank Schirrmacher gestorben: Ein großer Journalist ist tot

Der Herausgeber der FAZ erlag im Alter von 54 Jahren einem Herzinfarkt. Er hat das intellektuelle Leben in Deutschland geprägt wie kaum ein anderer.

Frank Schirrmacher, der am Donnerstag unerwartet im Alter von nur 54 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben ist, war einer der großen Journalisten der Republik. Als Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ dort in letzter Instanz für das prestigereiche „FAZ“-Feuilleton verantwortlich, war er zwar nicht der Erfinder jenes „erweiterten Kulturbegriffs“, der den Kulturteil einer großen Zeitung weit über Rezensionen hinaus auch zur Reflexion und dem Raisonnement über Politik und Wissenschaften, Geschichte, Alltag und Gesellschaft werden lässt. Aber Frank Schirrmacher hat diese Ausweitung und diesen Anspruch des Intellektuellen im heutigen Journalismus mit einer Emphatik vertreten wie kaum ein anderer.

Er war auch Meister des intellektuellen Marketings

Er ließ über mehrere Feuilletonseiten den frisch entschlüsselten menschlichen Gen-Code drucken – nichts als die Buchstabenketten der DNS: als Erkennungszeichen einer naturwissenschaftlichen Revolution. Schirrmacher rief immer wieder, manchmal auch übereilig, doch immer mit imponierendem geistigem Temperament Zäsuren aus. Beispielsweise malte er früh das Menetekel einer demographischen Katastrophe aus (in dem griechischen Urwort steckt die Bedeutung einer: Wende), er schrieb darüber Bestseller wie das „Methusalem-Komplott“ und war auch ein Meister des dazugehörigen intellektuellen Marketings.

Sein Vor- und Vaterbild: Marcel Reich-Ranicki

Ein großer Journalist, der ein großes Temperament zum Vor- und Vaterbild hatte: Marcel Reich-Ranicki. Dessen Platz als Literaturchef hatte er nach MRRs Emeritierung im Jahr 1989 übernommen und hat es dem literaturkritischen Altmeister in Verehrung noch über Reich-Ranickis Tod hinaus auf vielen Zeitungsseiten und Redepodien gedankt. Zuletzt war Schirmmacher stark in der NSA-Affäre engagiert und hatte erst vor wenigen Tagen in einem „FAZ“-Aufmacher die Wahl des neuen Friedenspreisträgers des Deutschen Buchhandels heftig begrüßt. Er nannte den Autor Jaron Lanier einen überragenden Analytiker der digitalen Welt und eine Hoffnung für den Sieg neuer „ethischer Systeme“ über die Macht der Algorithmen.

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