Neue ZDF-Sitcom Lerchenberg: „Du bist doch gar nicht so ein Arsch“
Weltstar des internationalen Studentenfilms trifft alternden Fernsehstar: Eva Löbau und Sascha Hehn über die gemeinsame ZDF-Sitcom „Lerchenberg“.
Frau Löbau, als Sie erfuhren, dass Sie mit Sascha Hehn drehen sollten, was war Ihr erster Gedanke: versteckte Kamera, schlechter Scherz?
LÖBAU: Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, eine Kulturredakteurin zu spielen, die Sascha Hehn zu einem Comeback verhelfen soll. Und das leuchtete mir sofort ein.
Sie haben sich gesagt, diesen Sascha Hehn, den habe ich immer schon bewundert, eines meiner großen Vorbilder ...
LÖBAU: Ganz so war es nicht. Sascha wurde ja eher von der Generation meiner Eltern verehrt. Ich kannte ihn eigentlich kaum. Vielleicht weil ich ohne Fernseher aufgewachsen bin. Ich wusste, dass es Sascha Hehn gibt. Aber mir standen nicht sofort die Highlights seiner Karriere vor Augen, als ich den Namen Hehn hörte.
Herr Hehn, wie überrascht waren Sie, als Ihnen „Lerchenberg“ begegnete?
HEHN: Eine Überraschung war das Wie. Es passiert einem Schauspieler eher selten, dass plötzlich ein Regisseur und ein Produzent vor der Tür stehen und einem eröffnen, sie hätten da etwas vor. Und dann sitzen die da auf deiner Couch und erzählen, und du denkst, was wollen die eigentlich von dir? Du bist doch gar nicht so ein Arsch wie der, den du spielen sollst und der so heißt wie du. Aber irgendwann packt es dich dann. Das war einer dieser ganz seltenen Glücksmomente, von denen wir Schauspieler immer träumen. Und dann darfst du dich auch noch selber spielen. Geil.
LÖBAU: Ich wurde 2008 nach einer Filmpremiere gefragt, ob ich Lust hätte, „Lerchenberg“ zu machen. Dann hörte ich lange nichts mehr und hatte das Projekt schon beinahe vergessen. Damals, also 2008, sagte mir Felix Binder, der Regisseur, dass er vorhätte, demnächst mit Sascha Hehn zu reden.
Herr Hehn, war Ihnen Frau Löbau bekannt?
HEHN: Als ich ihren Namen hörte, dachte ich: Eva who? Das kam wahrscheinlich daher, dass ich die letzten Jahre kaum noch ferngesehen habe. Ich hatte keinen Fernseher. Aber das glaubt mir wahrscheinlich sowieso keiner.
„Lerchenberg“ ist da. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?
LÖBAU: Ich bin erst dann wirklich zufrieden, wenn die Serie weitergedreht wird. Wenn sie sich weiterentwickeln darf.
HEHN: Wir bewegen uns im Rahmen der Möglichkeiten, wenn Sie verstehen, was ich meine. „Lerchenberg“ ist eine rein fiktive Geschichte. Allerdings sehr nahe an der Wahrheit. Es könnte so gewesen sein. Auch wenn es natürlich nie so war. Wir wollen nicht verurteilen oder grundsätzliche Kritik üben. Aber ich würde mich schon freuen, wenn wir etwas zur Veränderung der realen Verhältnisse im ZDF beigetragen hätten.
Wir erfahren also wieder einmal nicht, wie es wirklich zugeht im Zentrum der Freude, wie das ZDF auch genannt wird.
HEHN: Leider nein. Ich würde auch nie aus dem Hotel die Shampoos und Seifen mitnehmen, wie das der Sascha Hehn aus „Lerchenberg“ macht. Ich muss Sie enttäuschen – ich bin ganz anders!
LÖBAU: Mach doch mal die Tasche auf, Sascha! Lass mal sehen. Die haben hier im Hotel doch auch ganz schöne Sachen.
Sie scheinen sich ja ganz gut zu verstehen.
LÖBAU: Dass wir uns getroffen haben, das ist Fügung. Alternder Fernsehstar trifft Weltstar des internationalen Studentenfilms, das passt einfach.
HEHN: Ich fand es wunderbar, erstens mit Eva Löbau und zweitens mit einem so jungen, begeisterten Team zusammenarbeiten zu dürfen. Das hat man wirklich selten, gerade wenn man wie ich schon etwas älter ist. Da verzichtet man doch gerne auf die Hälfte seines Honorars.
Gab’s schon Reaktionen von den Einwo Gab’s schon Reaktionen von den Einwohnern des ZDF?hnern des ZDF?
LÖBAU: Bislang nur gute.
HEHN: Uns standen alle Türen offen. Alle waren happy, dass wir „Lerchenberg“ gemacht haben. Wir machen uns ja nicht über das ZDF lustig. Ich sehe die Serie auch als kleine Ehrenerklärung an die 3000 Mitarbeiter, die den täglichen Betrieb garantieren. Natürlich haben die auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen, natürlich gefällt denen auch nicht alles, so, wie es ist. Vielleicht sprechen wir auch ein bisschen für diese Menschen. Oder ihnen wenigstens aus dem Herzen.
"Wir hatten pro Folge nur fünf Drehtage"
„Lerchenberg“ ist eine Mini-Sitcom mit vier Folgen. Und alle wollen mit Ihnen reden! Unheimlich, nicht?
LÖBAU: Das Echo hat mich auch überrascht. Aber wenn dieser Mini-Hype mit dazu beiträgt, dass wir weitermachen können, dann soll’s mir recht sein.
HEHN: Die Idee ist nicht von ganz oben gekommen, sondern von ganz unten aus der Abteilung „Das kleine Fernsehspiel“. Wenn es mit „Lerchenberg“ weitergehen sollte, dann würde ich mir etwas mehr Zeit wünschen. Wir hatten pro Folge nur fünf Drehtage. Das ist arg wenig.
Herr Hehn, ist „Lerchenberg“ so etwas wie ein Comeback für Sie?
HEHN: Wie Sascha Hehn aus „Lerchenberg“ sagt: Sascha war nie weg, Sascha war immer da. Ich habe immer gearbeitet. Ich habe nur ab und zu eine künstlerische Pause eingelegt.
Haben Sie nicht die letzen 20 Jahre im Wohnwagen verbracht? Wo waren Sie?
HEHN: Ich antworte Ihnen jetzt als Sascha Hehn aus der Serie „Lerchenberg“. Der sagt Ihnen alles, was Sie hören wollen. Aber Sie müssen mir versprechen, mich danach mit solchen Fragen in Ruhe zu lassen! Also: Ich hab so viel Kohle gescheffelt, dass ich nicht mehr weiß, wohin damit. Und ich gebe zu: Ich habe auch einen Wohnwagen, ja.
LÖBAU: Das ist doch gut, dass wir nicht wirklich wissen, was Sascha Hehn die letzten Jahre getrieben hat. Felix Binder, der Regisseur von „Lerchenberg“, meint immer, dass er sehr glücklich darüber sei, dass Sascha in den letzten Jahren so zurückgezogen gelebt hat. Weil das genau den Spielraum für die Kunstfigur Sascha Hehn schafft, die die Serie braucht.
Herr Hehn, spielen Sie einen Schauspieler, der Sascha Hehn spielt?
HEHN: Nein. Ich spiele einen Sascha Hehn, der nicht so ist wie Sascha Hehn, selber aber nicht weiß, dass er nicht so ist.
LÖBAU: Du spielst eine Rolle, die zufällig auch Sascha Hehn heißt.
HEHN: Auch nicht schlecht. Wenn ich ehrlich bin, ich weiß es selbst nicht ganz genau. Aber das macht nichts. So wird es nur noch spannender.
Frau Löbau, wie unausstehlich ist der Weltstar Sascha Hehn?
LÖBAU: Eine tendenziöse Frage! Nicht schön.
HEHN: Und ich muss Sie korrigieren: Ich bin kein Weltstar. Alles an Ihrer Frage ist falsch, tut mir leid.
LÖBAU: Aber Sascha Hehn ist wirklich ein guter Golfer. Als wir auf dem Golfplatz gedreht haben, sind die Leute stehen geblieben, um ihm beim Abschlag zuzusehen. Man kann über Sascha Hehn sagen, was man will, eines ist mal sicher: Er ist ein Profi.
Zwei Menschen, verwandte Seelen! Frau Löbau, wann heuern Sie als Chefstewardess beim „Traumschiff“-Kapitän an?
LÖBAU: Anheuern würde ich nicht, man müsste mich schon fragen. Aber dann, wer weiß. Also, es war nie mein Ziel ...
HEHN: Aber du bräuchtest einen Künstlernamen. Löbau, das geht gar nicht. Wie wär’s mit: Eva Lebeau? Das klingt nach mehr.
LÖBAU: Eva Löbau ist schon mein Künstlername. Du glaubst doch nicht, ich heiße von Geburt an so wohlklingend?
Haben Sie auch einen Künstlernamen, Herr Hehn?
HEHN: Ich habe mal über Al Hehn nachgedacht. Aber das war in einem anderen Leben.
Das Interview führten Thomas Eckert und Joachim Huber.
„Lerchenberg“, ZDF, 5. April, 23 Uhr.
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