Medien: Drei Männer und eine Frau
Zwei ARD-Profis und zwei Außenseiter konkurrieren um den Intendantenposten beim RBB
„Ich bin mit sportlicher Gelassenheit reingegangen, mit derselben Gelassenheit gehe ich auch wieder raus.“ Werner Sonne, Journalist im ARD-Hauptstadtstudio, sieht seine vergebliche Kandidatur um den Intendantenposten beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) nicht als vergebens an. Er hat seine Bewerbung offen und im Stile des Bündnisgrünen Hans-Christian Ströbele betrieben: Du hast keine Chance, also nutze sie. Ströbele kam trotzdem in den Bundestag, Sonne bekam trotzdem eine Absage.
Seit Montagabend ist die Liste der Kandidaten fix: Zwei ARD-Prominente und zwei Überraschungen stellen sich am 24. März zur Wahl. Die Überraschungen heißen Georg Quander, 52, und Bernt von zur Mühlen, 55. Quander war von 1992 bis 2002 Intendant der Deutschen Staatsoper Berlin und vormals auch Musikredakteur beim SFB. Bernt von zur Mühlen arbeitet als Unternehmensberater. In Berlin hat der frühere Direktor von Radio Luxemburg den Privatsender 104.6 RTL hochgezogen und war zugleich Vorsitzender der RTL Radio-Holding von CLT-Ufa (RTL-Group). Seine Karriere endete abrupt im März 1999, als er einen „Staatsstreich“ von RTL 104.6 zu verantworteten hatte: Ein Stimmen-Imitator hatte als angeblicher Bundespräsident Roman Herzog mit Bundeskanzler Gerhard Schröder am Abend des Lafontaine-Rücktritts telefoniert. Das fand die politische Klasse gar nicht lustig, woraufhin die CLT-Ufa von zur Mühlen vor die Tür setzte.
Quander und von zur Mühlen als die „hervorragenden Kandidaten“, wie der Rundfunkratsvorsitzende Bertram Althausen die Liste bejubelt? Werner Sonne wird sich grämen dürfen, dass er nicht mehr im Rennen ist. Vielleicht steckt ein wenig Trost drin, dass die beiden anderen Namen ernsthaft diskutiert werden: Dagmar Reim, 51, Direktorin des NDR-Landesfunkhauses in Hamburg, und Ulrich Deppendorf, 53, WDR-Fernsehdirektor. Beide haben vor der Findungskommission „vorgesungen“. Deppendorf sagte auf Anfrage des Tagesspiegel, wie immer, gar nichts, Reim sagte Folgendes: „Ich hoffe, dass die Wahl nicht durch parteipolitische Kriterien entschieden wird.“ Die Journalistin hat da ihre Erfahrungen, seitdem sie bei der letzen ZDF-Intendantenwahl zur „Linken“ abgestempelt und dadurch für die Konservativen diskreditiert war. Wie beim ZDF ist das Quorum eine mächtige Hürde. Der Intendant / die Intendantin des RBB benötigt zwei Drittel der 30 Stimmen im Rundfunkrat. Darüber verfügt keine der Gruppierungen im Gremium, was die Mauschel-Gefahr groß macht: Wählst Du meinen Intendanten auf dem SPD-Ticket, dann wähle ich Deinen konservativen Fernsehdirektor. Reim sagt dazu: „Ich habe keine Kabinettsliste.“ Aber sie hat einen Intendanten Jobst Plog, der vielleicht folgende Idee hat: Eine RBB-Intendantin Reim würde es der CDU in Hamburg erlauben, ihre Mehrheit in der Bürgerschaft auch in der Spitzenpersonalie des NDR auszudrücken. Wenn schon die Union die „linke“ Reim wählen würde, dann kann die SPD nicht nein sagen.
Ulrich Deppendorf, der in Berlin und Brandenburg bei weitem Bekanntere als Dagmar Reim, war fast schon gewählt; die regierenden Sozialdemokraten in beiden Ländern hatten Gespräche geführt. Das machte Teile des RBB-Gremiums rebellisch. WDR-Chef Fritz Pleitgen sagte dann, Deppendorf sollte am Rhein bleiben, betonte zugleich, wenn der RBB-Rat Deppendorf unbedingt wählen wolle … Das Rennen zwischen Reim und Deppendorf ist offen. Dem Vernehmen nach gab es eine Abstimmung in der Findungskommission: 4 : 3 für Reim. Auf deren gegenseitige Blockade hofft ein unsichtbarer Kandidat – ORB-Intendant Hansjürgen Rosenbauer.
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