"Visual Radio": DRadio Wissen will sich mit Videos attraktiver machen
Nenn's bloß nicht Fernsehen. Das Deutschlandradio will Ton mit Bild kombinieren - und damit mit im Netz mehr Hörer locken
Das Wort „Fernsehen“ sollte in Gegenwart der Führungsspitze von Deutschlandradio (DLR) keiner in den Mund nehmen. Dann bekommen Intendant Willi Steul und Programmdirektor Andreas-Peter Weber rote Köpfe. Nein, akzeptiert werden nur Begriffe wie „Videoinhalte“, „Bewegtbilder“, „Visual Radio“. Tatsächlich plant Deutschlandradio, sein Internetprogramm DRadio Wissen für das junge Publikum aufzuhübschen. Weber sagte beim Pressegespräch, das Programm werde zu 70 Prozent über Facebook angesteuert; wer da nicht auch mit dem Bild arbeitet, der scheint nur prekäre Zukunftschancen zu haben.
Koproduktionen mit Arte sind angestrebt
Mobile Reporter sollen im kommenden Jahr unterwegs Bewegtbild produzieren, ein Studio im Funkhaus Berlin wird mit Kameras ausgestattet, Kooperationen mit Arte sind angestrebt, um an hochwertiges (Fernseh-)Material heranzukommen. Ein neuer Name für DRadio Wissen wird auch gesucht, offentlich provoziert „Wissen“ nicht falsche Erwartungen beim jungen Publikum, wohl aber eher einseitige. Im Pressegespräch klang durch, dass das Programm für die angekündigte Konkurrenz mit dem Jugendportal von ARD und ZDF wetterfest gemacht werden soll. Aus dem Beschluss der Ministerpräsidenten, dass die neue Internetplattform nicht den üblichen Dreistufentest durchlaufen muss, leiten die DLR-Verantwortlichen die Gewissheit ab, dass auch das bildbewegte DRadio Wissen diese Hürde nicht nehmen muss. Falls die Videos gut laufen, könnten auch Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur folgen.
Das alles kostet Geld, rund ein Million Euro im Jahr. Deutschlandradio hat bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) 11,4 Millionen Euro zusätzlich für DRadio Wissen beantragt, zusammen mit dem Ausbau von DABplus soll das DLR in der Beitragsperiode 2017 bis 2020 rund 46 weitere Millionen Euro ausgeben dürfen. Joachim Huber
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