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"Stern"-Chefredakteur Dominik Wichmann.
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Update

Zeitschriftenbranche: Dominik Wichmann als "Stern"-Chefredakteur abgelöst

Bäumchen-Wechsel-Dich bei den Zeitschriften im Gruner+Jahr-Verlag: "Gala"-Chef Christian Krug folgt Dominik Wichmann an der "Stern"-Spitze.

Erst seit Mai 2013 war Dominik Wichmann Chefredakteur des Wochenmagazins „Stern“ – nach rund eineinhalb Jahren muss er seinen Posten nun schon wieder räumen. Der Verlag Gruner + Jahr bestätigte am Donnerstag entsprechende Gerüchte. Ab Oktober soll Christian Krug, 48, bisheriger Chefredakteur der Frauenzeitschrift „Gala“, den Posten übernehmen. In der Zwischenzeit springt Andreas Petzold ein – einer der beiden ehemaligen Chefredakteure, die Wichmann einst beerbt hatte.

Christian Krug war 1989 schon als Inlandskorrespondent beim Stern tätig.
Christian Krug war 1989 schon als Inlandskorrespondent beim Stern tätig.
© dpa

Während der Branchendienst „meedia“ am Donnerstagvormittag berichtete, Wichmann würde aufgrund seines „autoritären Führungsstils“ geschasst, gab sich Gruner + Jahr bedeckt. Zu den Gründen der Entlassung schweigt der Verlag; Vorstandschefin Julia Jäkel betonte, man sei mit Wichmanns Arbeit sehr zufrieden gewesen. Er würde den „Stern“ „mit bester Reputation“ verlassen. Intern dagegen galt es als offenes Geheimnis, dass der 42-Jährige, der sich vor seinem Wechsel nach Hamburg als Chefredakteur des „SZ-Magazins“ profiliert hatte, in der Redaktion nie richtig Fuß fassen konnte. Auch „mangelnde Kommunikation“ und Kritikresistenz hätten hier eine Rolle gespielt.

Auch jetzt bekommt Wichmann noch Lob für seine Arbeit

Als Wichmann 2013 Andreas Petzold und Thomas Osterkorn als Chefredakteur nachfolgte, holte sich Gruner + Jahr laut eigener Aussage einen „kompetenten, journalistischen Macher, der gestalterische und redaktionelle Entwicklungskraft vereint“ ins Haus. Auch jetzt erntet Wichmann noch viel Lob für seine Arbeit, bei der er versucht hatte, das Magazin zu modernisieren. Im Statement von Vorstandschefin Jäkel heißt es, Wichmann habe „wichtige Impulse gesetzt und umfassende Veränderungen des ’Stern’ in Print und digital eingeleitet.“ Dass das Flaggschiff des Verlages inhaltlich wieder auf Kurs gekommen ist, wird Wichmann in der Branche bescheinigt. Das war eines seiner großen Ziele: „Der „Stern“ muss immer an eine politische und gesellschaftliche Aktualität angebunden sein“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa im Dezember 2013. Trotzdem verlor der „Stern“ unter seiner Führung weiterhin kontinuierlich an Auflage. Von über 800 000 verkauften Exemplaren zu Beginn seiner Amtszeit rutschte die Auflage auf zuletzt rund 750 000 Stück.

Christian Krug, der ab Oktober als Chefredakteur von der „Gala“ zum „Stern“ wechselt, freut sich augenscheinlich sehr auf seine neue Aufgabe. Er nennt das Magazin seine „journalistische Heimat“; will „die Redaktion weiterentwickeln und den ,Stern’ noch stärker machen“. In der Tat blickt Krug auf langjährige Erfahrung zurück. Ab 1989 arbeitete er beim „Stern“ als Inlands-Korrespondent, danach als Ressortleiter für Kultur und Unterhaltung sowie als Reporter. Nach kurzem Gastspiel bei „Spiegel TV“ kehrte er Ende der 90er zum „Stern“ zurück, bevor er Chefredakteur des „Lufthansa Magazins“ wurde – eine Publikation, die der Corporate-Publishing-Sektor von G+J verantwortet. Mit dem Entschluss, Krug von der „Gala“ zum „Stern“ zu holen, verknüpfen Kenner auch eine Neuausrichtung des Magazins. Ähnlich wie „Spiegel“ und „Focus“, die ebenfalls mit Auflagenschwund kämpfen und mit soften Themen bei den Lesern punkten wollen, wird diese Strategie nun auch beim „Stern“ vermutet. Dass Krug als ehemaliger „Gala“-Chef diese Neuausrichtung mitträgt, gilt als gesetzt.

Die aktuelle Ausgabe wurde vom Verlag noch gefeiert

Dass der Wechsel an der „Stern“-Spitze mehr plötzlich als geplant war, zeigt, dass der Verlag die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift noch feierte. Sie wurde mit einem Begleitschreiben in die Medienredaktionen geliefert, in dem es heißt: „Noch relevanter und journalistischer hebt sich der Hefteinstieg ab, die eher unterhaltenden Elemente wurden an andere Stellen im Heft verlegt. Die jüngsten Neuerungen sind eine konsequente Weiterführung des vor knapp anderthalb Jahren gestarteten ganzheitlichen Veränderungsprozesses“, heißt es in dem Brief, der am Donnerstagnachmittag Makulatur geworden war. Dominik Wichmann, der von seiner Entlassung angeblich erst aus den Medien erfahren hatte, nahm es sportlich: Er postete das Foto des neuen „Stern“-Extra unter dem Titel „Träume leben“. Kommentar: „Man weiß ja nie, was so kommt im Leben! Viel Spaß bei der Lektüre!“

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