"Mister Hitparade": Dieter Thomas Heck ist tot
Er moderierte die "ZDF"-Hitparade und war nicht nur als Schnellsprecher eine TV-Legende. Jetzt ist Dieter Thomas Heck im Alter von 80 Jahren gestorben.
Der Showmaster Dieter Thomas Heck ist am Donnerstag im Alter von 80 Jahren gestorben. Das teilte der ihn vertretende Berliner Medienanwalt Christian Schertz am Freitag im Namen der Familie in Berlin mit. Heck moderierte jahrelang die ZDF-"Hitparade" und wurde als Schnellsprecher eine Legende des deutschen Fernsehens.
Bis zu 27 Millionen Menschen sahen Heck regelmäßig zu und liebten ihn für sein rasendes Sprechtempo. 15 Sekunden - mehr hatte Dieter Thomas Heck nie, um am Ende der ZDF-"Hitparade" vom Regisseur über den Maskenbildner bis zu den Kameraleuten im Abspann alle Mitwirkenden seiner Show zu nennen und sich dann auch noch entspannt mit einem "Auf Wiedersehen" zu verabschieden.
Einen seiner letzten großen öffentlichen Auftritte hatte Heck im Februar 2017 bei der Verleihung der Goldenen Kamera für sein Lebenswerk. Dabei wirkte er im Gegensatz zu früher müde.
Bereits zehn Jahre zuvor hatte er nach einem halben Jahrhundert im Showgeschäft seine letzten Sendungen moderiert. Außerdem brachte er seine Biografie auf den Markt. Gelegentlich noch trat er als Gast in Fernsehshows auf und stand dabei auch als Sänger auf der Bühne.
Der Tod des beliebten Showmasters löste in Unterhaltungsbranche Wehmut aus. „Wieder eine Legende weniger“, schrieb der Komiker Oliver Kalkofe am Freitagabend auf Twitter - er sei „sehr, sehr traurig“. Schauspielerin Veronica Ferres erinnerte sich: „Als Kind hab ich mit meinen Eltern „Melodien für Millionen“ geschaut, mit meinen Brüdern die Hitparade. Später war ich zu Gast in seiner Show. Wir werden ihn nie mehr hören - in unseren Herzen bleibt er! Gute Reise, Dieter....“
Schlagersänger Patrick Lindner betonte: „Du warst für mich eine Fernsehikone als Kind, später ein Freund, auf den man immer aufgeschaut hat.“ Sat.1-Fernseh-Richter Alexander Hold schrieb: „Deine Sendungen haben meine Jugend begleitet, meine Dein Alter. (...) Nun sind die Scheinwerfer über Dir ausgegangen.“
Karrierestart 1961
Carl Dieter Heckscher, so sein wirklicher Name, kam am 29. Dezember 1937 in Flensburg zur Welt, wuchs allerdings in Hamburg auf. Im Zweiten Weltkrieg erlebte er als Kind die Bombardierungen der Hansestadt und wurde dabei traumatisiert. "Ich war fünf, als ich im Keller verschüttet wurde, hatte einen Schock", erinnerte sich Heck in einem Interview. Fortan stotterte er.
Von der Sprachstörung befreite er sich durch lautes Vorlesen der Tageszeitung und - nachdem sein Vater ein Tonband gekauft hatte - durch eigene Aufnahmen. "Dies ist die Sendung aus dem Bett...", fing der junge Heckscher an.
Nach einer kaufmännischen Lehre arbeitete er vier Jahre lang als Autoverkäufer. Allerdings hatte ihn schon damals der Rundfunk interessiert, und er profitierte davon, dass die Sender damals neue Stimmen und Gesichter suchten.
Seine Medienkarriere begann 1961 als Heck in der Fernseh-Nachwuchssendung „Toi-toi-toi“ von Peter Frankenfeld als Sänger entdeckt wurde. Im gleichen Jahr begann er beim damaligen Südwestfunk (SWF) in Baden-Baden als Sprecher und arbeitete bei Radio Luxemburg als Disc-Jockey.
Zum Fernsehstar wurde Heck jedoch mit der „ZDF-Hitparade“, die er von 1969 bis 1984 insgesamt 183 Mal live aus Berlin präsentierte. Seine Begrüßung des Publikums mit den Worten „Hier ist Berlin“ wurde legendär.
Er hatte alle wichtigen deutschen Sänger und Gruppen zu Gast - angefangen von der großen Schlagergeneration um Roy Black bis zu den Stars der Neuen Deutschen Welle wie Nena. Heck moderierte immer flott, flott.
"Das musste Tempo haben", war das Credo des seit seinem Rückzug als Moderator vor zehn Jahren zunächst noch vereinzelt als Schauspieler auftretenden Heck.
Showprogramme des ZDF geprägt
Doch Heck moderierte nicht nur die „Hitparade“, er stand auch für große Samstagabendshows wie „Melodien für Millionen“, „Musik liegt in der Luft“, „Die Super-Hitparade“ (alle ZDF), für die „Deutschen Schlagerfestspiele“ oder „Die Schlagerparade der Volksmusik“ (ARD) vor der Kamera. Außerdem präsentierte er erfolgreiche Unterhaltungssendungen wie „Die Pyramide“ (1978 bis 1994) und „Ihr Einsatz bitte“ (1987-1990).
Heck genoss das Leben rund um die "Hitparade". "Langweilig war es nie", berichtete er einmal über den Backstagebereich. So rauchte und trank er heimlich während der Shows. Seine Maskenbildnerin stand mit Zigarette und Bierglas hinter der Bühne - "Mister Hitparade" ging auf der einen Seite raus, rauchte und trank und trat auf der anderen Seite wieder vor sein Publikum. "Das war schon heavy."
Dabei wusste Heck um die Schrecken des Alkoholismus. Seine erste Frau war Alkoholikerin, es kam zu dramatischen Szenen auch vor ihren beiden Söhnen. Skandalfrei blieb dagegen die zweite Ehe mit seiner Frau Ragnhild, mit der Heck seit 1976 verheiratet war. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor.
Das Paar lebte lange zusammen auf einem Schloss im Badischen. Wegen gesundheitlicher Probleme von Hecks Frau verkauften sie es aber schon vor Jahren und zogen nach Spanien - in das Land, das in so vielen "Hitparade"-Schlagern sehnsüchtig besungen wurde.
ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler würdigte Heck als großen Entertainer: „Dieter Thomas Heck hat über Jahrzehnte die Showprogramme des ZDF geprägt. Seine Liebe galt der deutschsprachigen Musik, vor allem dem Schlager“, teilte Himmler mit. „Er hatte ein großes Herz für den Nachwuchs und engagierte sich für karitative Zwecke. Ein großer Entertainer hat die Bühne endgültig verlassen.“(dpa, AFP)
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