ZDF-Intendant Norbert Himmler: Die Revolution blieb aus
Auf den versierten Programmgestalter Nobert Himmler kommen als ZDF-Intendant ganz andere, schwerere Aufgaben zu. Eine Meinung.
Am Ende war es für Norbert Himmler viel knapper, als es auf den ersten Blick aussieht. Ja, der ZDF-Programmdirektor wird ZDF-Intendant und damit Nachfolger von Thomas Bellut, der im März 2022 aus dem Amt scheidet. Aber die Gegenkandidatin, die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios Tina Hassel, setzte Himmler heftig zu. Erst nach zwei knappen Wahlgängen im 60-köpfigen ZDF-Fernsehrat zog die Externe am Freitagmittag ihre Kandidatur zurück, und ermöglichte Himmler satte 57 von 60 Stimmen.
Hassel ging fast staatsmännisch, erhobenen Hauptes, „im Sinne einer großen Mehrheit für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“, wie sie erklärte. Das sagt wohl mehr über ihre taktischen Fähigkeiten aus als über die Qualitäten und das Vertrauen, dass das ZDF-Gremium mit dieser am Ende alternativlosen Wahl in Norbert Himmler setzte.
Keine erste Frau an der Spitze des Mainzer Senders also, sondern der Durchstart eines Altbekannten: Himmler wird vom Volontär 1998 über die Programmdirektion ab 2012 zum Intendanten des öffentlich-rechtlichen Senders. Nun ist dem Noch-Programmchef, der das ZDF in Sachen Reichweite, Relevanz und Marktführerschaft auf Erfolgskurs gehalten hat, der Job des obersten Publizisten des Unternehmes durchaus zuzutrauen.
Dem „heute-journal“ über den Weg trauen
Zu selbstverständlich, zu erwartbar die Aufgaben, die auf den 50-Jährigen warten und die er vor dem Fernsehrat so skizzierte: „ein ZDF für alle“, Zusammenspiel von linearen und nicht-linearem Fernsehen (Mediatheken!), Vielfalt im Programm steigern, technologische Partnerschaften, Innovations-Marktführer werden etc. pp..
Was man so sagt, 2021, wenn einem als Medienmanager neben ARD und Privaten noch Netflix-Amazon-Youtube im Nacken sitzen und der Rundfunkbeitrag samt Erhöhung stets aufs Neue begründet werden muss.
Da ist das ZDF weiter gut aufgestellt, auch nach der Ära Bellut. Dennoch sollten Norbert Himmler die 28 Stimmen, die Tina Hassel im Fernsehrat bekommen hat, eine Mahnung sein, mal unabhängig vom Einfluss der roten und schwarzen Freundeskreise im öffentlich-rechtlichen Gremium. Wichtig ist nun, wie man im Fußball so schön sagt, auf dem Platz.
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Eine der wichtigsten Aufgaben hat der designierte ZDF-Intendant am Freitag benannt: Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken, Menschen ansprechen, die sich abgewandt haben, mehr Akzeptanz in den ostdeutschen Bundesländern. Bei allen Erfolgen, die das ZDF unter der Ägide des versierten Programmgestalters vorzuweisen hat – es kann auch vom Intendanten Himmler nicht hingenommen werden, wenn Millionen im Lande „Lügenpresse“, „Lügenmedien“ schreien und dem „heute-journal“ beispielsweise nicht über den Weg trauen.