RTL2 startet Ableger von „Berlin – Tag & Nacht“: Die Magie der Prolligkeit
Mit dem Format "Berlin - Tag & Nacht" räumt RTL 2 in der jungen Zielgruppe ab. Jetzt startet der Privatsender einen Ableger der Serie in Köln. Das Konzept ist ähnlich: Es geht um Chaoten, Klüngel und Küsse.
Von Montag an wird die Hauptstadt wieder vor einer riesigen Herausforderung stehen. Ist Berlin stark genug, sich gegen Köln zu behaupten? Es geht um den Ehrentitel: „Proll-City“. Bisher liegt „Berlin – Tag & Nacht“ unangefochten vorne, das RTL-2-Format räumt bei Facebook und den TV-Zuschauern zwischen 14 und 29 Jahren dermaßen ab, dass es nur so eine Art ist. Jetzt gönnt sich der Privatsender mit „Köln 50667“ einen Ableger, Montag bis Freitag von 18 Uhr bis 19 Uhr, danach geht „Berlin – Tag & Nacht“ ins Rennen.
„Klammerfrau“ beider Soaps ist Meike Weber, 25, blond, Berufswunsch wechselnd zwischen Barfrau, DJane und Promifotografin. Im O-Ton der RTL-2-Pressemappe geht das so: „Meike setzt alles auf eine Karte, hört auf ihr Herz und lässt Alina, Marcel und den Rest der Berliner Chaoten-WG zurück. Die Ex von Marcel zieht zu ihrer neuen Liebe Alex nach Köln.“ Alexander Kowalski, 36, ist doppelt so stark tätowiert wie Meike, und er lebt seinen Traum: seine „Kunstbar“. Seine Crew hält zusammen wie die Berliner Vierer-WG, und weil Kölsch Klüngel eben zusammenhält, will er Meike, die Störenfriedin, wieder aus Alex’ Leben entfernen. Es wird so dramatisch, dass die Domplatte zu beben anfängt.
Das Original wie die Kopie sind ein absolutes Phänomen. Nur selten war Fernsehen schlechter, Laienschauspieler sagen Plastiksätze auf, egal, ob sie gescriptet sind oder original aus den Mündern fallen. Wer hier irgendeine Fernsehkunst von Fernsehkünstlern erwartet, der erwartet vom „Silvesterstadl“ auch ein Silvesterkonzert.
Nein, „Berlin – Tag & Nacht“ und bestimmt auch „Köln 50667“ besitzt eine ganz andere Kraft, eine ganz andere Magie: Fernsehen, als wäre es Stück aus dem echten Leben. TV-Bewohner, die nur so fremd sind wie die besten Freunde jenseits der Glotze. Das ist so unbehauen, so roh, dass der Zuschauer das unbedingte Gefühl bekommt, er nehme an einem Alltag teil, der nicht der seine und doch der seine ist. Freunde kommen zu Besuch, es wird gelacht und geschrien, dann gehen sie wieder und haben gar nicht geschmutzt.
RTL 2 leistet Vorschub. Die Soaps sollen so erzählt werden, wie die Zuschauer leben. Es ist, als ob bei Mike und Cindy die Wand hochgeht und sie zu Rico und Sandy rüberschlendern.
Und dann ist dem Quotenhit von RTL 2 gelungen, wonach alle anderen Programme bei Tag und bei Nacht gieren – die Verbindung von TV-Medium und sozialem Medium, von Fernsehen und Facebook. Joachim Huber
„Köln 50667“, 18 Uhr, „Berlin – Tag & Nacht“, 19 Uhr, beides RTL 2
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