Von den USA nach Großbritannien: Die „Huffington Post“ expandiert
In den USA wird Arianna Huffington von Bloggern verklagt. Doch die Journalistin lässt sich nicht beirren und exportiert ihre erfolgreiche Online-Zeitung jetzt ins zwölf weitere Länder.
Arianna Huffington lässt sich nicht beirren. Zwar wird ihre Website in den USA gerade von Bloggern verklagt, doch schreckt das die Journalistin und Unternehmerin nicht davon ab, ihr umstrittenes Geschäftsmodell zu exportieren. Am Mittwoch startet die britische Version ihrer Online-Zeitung „The Huffington Post“, bis Ende des Jahres sollen Ableger in elf weiteren Ländern folgen, als nächstes in Frankreich, dann in Australien, Indien und Lateinamerika.
Huffington will fortsetzen, was sie mit ihrer 2005 in den USA gestarteten Website perfektioniert hat: Ein Kern aus bezahlten Redakteuren und eine Vielzahl von unbezahlten Bloggern gestalten die Inhalte der Nachrichten- und Kommentarplattform. „Billigjournalismus“ nennen das Kritiker, ein vielversprechendes Modell in Zeiten des Web 2.0 loben Anhänger.
Gedacht war die Website als linksliberales Gegengewicht zu rechten Kolportage-Websites, der Schwerpunkt sollte auf dem Politischen liegen. Inzwischen bietet die Seite vor allem ein Sammelsurium an bunten Geschichten. Sie sei „eine Mischung aus Promi-Klatsch, Videos mit süßen Kätzchen, Post von unbezahlten Bloggern und von anderen Publikationen übernommenen Berichten“, ätzte „New York Times“-Chefredakteur Bill Keller .
Angesichts der Nutzerzahlen dürfte Arianna Huffington solche Kritik eher egal sein. Die Website ist derzeit so erfolgreich wie nie zuvor, erstmals überholte die „Huffington Post“ im Mai mit 35,6 Millionen Einzelbesuchern die Website der „New York Times“ mit 33,6 Millionen Einzelbesuchern.
Dieses Erfolgsmodell will Huffington nun exportieren. Das habe sie schon lange gewollt, sagte Huffington der britischen Zeitung „Guardian“. Doch bisher habe ihr dazu das notwendige Kapital gefehlt.
Diese Sorge hat sich zwar im Februar mit dem Kauf durch den Internetdienstleister AOL erledigt, der 315 Millionen US-Dollar für die „Huffington Post“ zahlte. Doch seither hat Huffington ein neues Problem: Sie muss sich gegen die Blogger wehren, die angesichts der AOL-Summe nun ihren Anteil einfordern.
Dass die „Huffington Post“ überhaupt so attraktiv für AOL war, sei zum Großteil der kostenfreien Zulieferung der gut 9000 unbezahlten Blogger zu verdanken, argumentieren die Autoren. Der Blogger Jonathan Tasini, der für die Website 216 Artikel geschrieben hat, fordert von der „Huffington Post“ deshalb in einer Sammelklage 105 Millionen US-Dollar Schadenersatz.
Die Journalistengewerkschaften Newspapers Guild und National Writers Union, in der sich freie Autoren organisieren, haben ihre Mitglieder bereits dazu aufgerufen, nicht mehr für die „Huffington Post“ zu schreiben.
Arianna Huffington lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Die Blogger könnten ruhig streiken, niemand werde es bemerken, sagte sie. Die Klage der Blogger entbehre jeder Grundlage, da niemals Honorare versprochen worden seien. Wie erfolgreich die „Huffington Post“-Ableger in Großbritannien und den anderen elf Ländern werden, hängt jedoch sicherlich auch von der Kooperationswilligkeit der dort arbeitenden Blogger ab. Und die dürften den Streit in den USA mit Interesse verfolgen. Sonja Pohlmann
www.huffingtonpost.com
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