TV-Kritik "Unter den Linden" auf Phoenix: Die große Antwortflucht der Frauke Petry
Die AfD-Chefin Frauke Petry und der Grüne Volker Beck im Talk: Er griff an, sie ruderte herum. Und hatte bisweilen Mühe mit ihrem medialen Dauerlächeln.
Nervös ist sie. Was nun, Frauke Petry? So hätte der Titel dieser Talksendung lauten können, nach der Brandstiftung am Dach einer Unterkunft für Asylbewerber im sächsischen Bautzen, nach den Übergriffen sächsischer Polizisten gegen Neuangekommene in Clausnitz.
„Flüchtlingskrise - national oder europäisch lösen?“ Danach fragte Moderator Alfred Schier seine Runde „Unter den Linden“ in der Montagnacht auf Phoenix. Zu Gast war neben Frauke Petry, der Bundesvorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD), noch Volker Beck, innenpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen.
Dann blieb die Causa Europa in Zeiten der großen Mobilität eher zweitrangig. An erster Stelle stand die Frage danach, ob die schießfreudige Rhetorik von Petrys Partei als politischer Brandbeschleuniger gewirkt habe. Moderator Schier ließ entsprechende Petry-Zitate – „verbale Grenzüberschreitungen“ - einblenden. Pures Leugnen wäre zwecklos.
Petry umruderte ihre Aussage, „notfalls“ dürfe an der Grenze „von der Schusswaffe Gebrauch“ gemacht werden, das Zitat sei aus dem Kontext gelöst. „Zurückweisen!“ mag auf ihrem Spickzettel gestanden haben, als Medikament gegen Unruhe: „Das weise ich scharf zurück“, war von ihr zu hören, „das weise ich ganz klar zurück“ oder „das weise ich stark zurück“.
Es half nicht so recht. Ebenso wenig half das Beharren auf Aussagen, wie jener über die „grenzenlose Arroganz“ der Regierungserklärung von Kanzlerin Merkel, die „fatal an das Verhalten des veralteten ZK der SED“ erinnere. Das wolle sie „in keiner Weise relativieren“, insistierte Petry, der ihr übliches mediales Dauerlächeln in diesem Gespräch mitunter Mühe zu bereiten schien.
Viele Fragen, wenige Antworten
Volker Beck ging die AfD-Vorsitzende frontal an: „Sie übernehmen für nichts die politische Verantwortung!“ Es gebe auch keine Flüchtlingskrise, erklärte Beck, sondern „in Sachsen eine Demokratiekrise“.
Die Antwort auf die Frage, wie sich die AfD konkret und konstruktiv den europäischen Umgang mit der Mobilität vorstellt, blieb Petry schuldig – das sei Sache der Regierung, nicht der Opposition. Halbherzig stimmte sie Volker Beck darin zu, dass das Dublin-System gegenüber den Ländern an Europas Außengrenzen nicht fair sei – „möglicherweise unrealistisch“ sei diese Regelung.
Doch seien ohnehin die meisten der Ankommenden „keine berechtigten Asylanten“. Auch hätten die Flüchtlinge in türkischen Lagern genug zu essen und würden dort nicht bedrängt. Warum jedoch die Türkei mit zweieinhalb Millionen Geflüchteten vergleichsweise mehr Menschen aufnehmen soll, als etwa Deutschland, auf diese Frage wollte sie nicht eingehen, wie überhaupt eine große Antwortflucht Petrys Einlassungen zu Auslassungen machte.
Während sich Amerikas Republikaner auf "Trumperatur" erwärmen und sich in Europa von Polen bis Frankreich xenophobe Parteien in Stellung bringen, sieht die AfD ihre Chancen wachsen, ebenfalls einen großen, rechtspopulistischen Coup zu landen. Da ist es hilfreich, ihre Vertreter in den Lügenmedien, in denen sie angeblich nicht zu Wort kommen, mit Argumenten zu konfrontieren, und, wie hier geschehen, immer wieder mit ihren eigenen Zitaten. Die lassen nichts aus.
Wiederholung: Phoenix, Dienstag 23. Februar, 00 - 00.45 Uhr