Bericht über Flüchtlingsheim: Die etwas andere "Bild"-Montage
Die "Bild" montiert betende Muslime in ein ehemaliges sächsisches Spaßbad. Die Verwirrung ist groß. Die Empörung auch.
Mit einer merkwürdigen Bildmontage hat die "Bild"-Zeitung eine Steilvorlage für rechtspopulistische Online-Plattformen geliefert. Berichtet wird über ein ehemaliges Spaßbad in Sachsen, das zu einer Unterkunft für Flüchtlinge umgebaut wurde. 75 Menschen leben derzeit in dem Erzgebirgsbad in Thalheim. "Statt 'Tannenwald' - oder 'Eukalyptus'-Aufguss heißt es ab sofort: Beten Richtung Mekka. Fünfmal am Tag...", schreibt die "Bild"-Zeitung. In der ehemaligen Sauna des Freizeitbades wurde neben einer Teeküche mit Handyladestation auch ein Raum zum Beten errichtet. "Gebetsraum in der 90-Grad-Sauna" ist daher auch der Titel des Artikels von bild.de am Montag.
Um zu verdeutlichen, wie es dort aussieht, bemüht die Zeitung eine Bildmontage: Zu sehen sind betende Muslime in einer Sauna. Die Sauna ist immerhin echt, und es handelt sich dabei auch um die des Spaßbades, wie Fotograf Jens Uhlig dem Tagesspiegel sagte - die betenden Menschen sind jedoch in das Bild montiert. In der Bildunterschrift wird dies auch kenntlich gemacht. Von rechtsradikalen Medien wird die Bildmontage dankend angenommen. Dass das Bad bereits seit 2014 geschlossen ist, wird hier wenig beachtet.
Im Vergleich zu anderen Herbergen wie umfunktionierten Turnhallen oder Zelten ist ein ehemaliges Spaßbad eine eher außergewöhnliche Unterkunft für Flüchtlinge. Es gibt ein Außengelände von rund 5000 Quadratmetern mit Spielplatz, die sanitären Anlagen sind gut erhalten. Die 33 Wohnkabinen für die Flüchtlinge wurden auf der früheren Badefläche gebaut. Pro Person gibt es eine Liege und einen Schrank - jedoch keinen Strom, das war aus brandtechnischen Gründen nicht möglich.
Neben Bildern vom Umbau des Freizeitbades zur Unterkunft zeigt die Bild auch "Conny im Erzgebirgsbad - als es noch ein Spaßbad war." So jedenfalls die Bildunterschrift zu einem Foto von einer Frau im Bikini. "Bikinis wird man hier nicht mehr sehen", heißt es weiter.