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Kommissar Dupin (Pasquale Aleardi) vermisst Paris.
© ARD Degeto/Sandra Hoever

Kommissar Dupin: Die ARD hat den Bestseller „Bretonische Verhältnisse“ verfilmt

Ende der Christine-Neubauer-Ära: Das Erste will mit der Krimi Reihe "Kommissar Dupin" das Niveau am Donnerstabend heben. Lukullisch gelingt das nicht immer.

Große Hoffnungen liegen auf dem Krimi „Kommissar Dupin – Bretonische Verhältnisse“. Er soll ein Debüt für eine neue Art von Filmen sein, eine anspruchsvollere Filmform am Donnerstagabend. Das Ende der Christine-Neubauer-Ära bietet dem Schweizer Schauspieler Pasquale Aleardi als Kommissar Dupin heute Abend zumindest den Raum dafür, den er auch nutzt. Die Verfilmung des Bestsellers von Jean-Luc Bannalec, den mittlerweile eine Million Menschen gelesen haben, bricht nämlich mit konventionellen TV-Krimigewohnheiten. Statt nur auf das „Who done it“-Prinzip zu setzen, versucht der „Tatort“-erfahrene Regisseur Matthias Tiefenbacher, eine im Original eher langatmig erzählte Geschichte mit prallem Leben zu füllen.

Dass ihm das weitgehend gelingt, liegt neben dem überraschend uneitlen Pasquale Aleardi an den aufwendig besetzten Nebenrollen, in denen vor allem Sibylle Canonica von den Münchner Kammerspielen und ihr Filmehemann Michael Prelle (Schauspielhaus Hamburg) einen großen Anteil haben. Canonica versprüht vor allem in den Nahaufnahmen die unnahbare Herbheit einer Deneuve. Prelles Studie eines kurzatmigen, bienenzüchtenden Losers, der nie aus dem Schatten seines kunstliebenden Vaters in dem bretonischen Küstenort Pont Aven heraustreten konnte, muss keinen Vergleich mit Kollegen des französischen Kinos scheuen.

Ein Zugereister ermittelt

Der herzkranke 91-jährige Vater ist nun in seinem Hotel ermordet worden. Schnell ist klar, dass die Gemälde von Malern wie Paul Gauguin, die hier ein Zuhause gefunden hatten, mit dem Mord zu tun haben müssen. Mit der Ermittlung betraut ist ein „Zugereister“: Kommissar Dupin. Er wurde aus Paris in die Bretagne strafversetzt. Sein Team mit dem zauseligen Inspektor Kadeg (Jan Georg Schütte), dem streberhaften Inspektor Riwal (Ludwig Blochberger) und der überqualifizierten Assistentin (Annika Blendl) konnte er sich nicht aussuchen. Zudem quälen ihn ein opportunistischer Vorgesetzter und seine Fischallergie, was sich in dem französischen Küstenort als fatal erweist.

Genau aus diesem „Nichts zu verlieren“-Habitus ergibt sich ein spielerischer Freiraum, den Aleardi virtuos nutzt, um seiner Rolle mit dem geheimnisvollen Notizbuch leicht jazzige Züge zu verpassen. Auch die Filmmusik war ursprünglich jazziger angelegt, versöhnt sich aber immerhin mit einem Benjamin-Biolay-Song und einem Lied, das der Komponist Biber Gullatz der Schweizer Sängerin Anna Gosteli geschrieben hat, die gerade an der Deutschen Oper Berlin engagiert ist.

Natürlich werden in dem TV-Krimi auch niedere Instinkte bedient, etwa wenn der Kommissar in seinem Citroen XM lustvoll mindestens siebenmal durch eine Radarfalle rast. Grundsätzlich habe man aber immer das „kleine C“ im Kopf gehabt, versichert Matthias Tiefenbacher: „Das steht für den kleinen Chabrol und soll nicht unbescheiden klingen. Über den haben wir uns ein bisschen definiert, um solche bürgerlichen Figuren zu erzählen. Die Substanz dieses Krimis liegt in der großen Seele der Figuren.“

Pasquale Aleardi, der dem Kommissar Dupin auf den ersten Blick eine unerwartet jugendliche Gestalt verleiht, hält diesen TV-Krimi für „outstanding“ und will seine Figur in den beiden weiteren Dupin-Fällen schärfen. Einstweilen habe sein Dupin „Anleihen von Sherlock Holmes“.

Die bretonischen Komparsen, heißt es, hätten den Film in einer Vorführung gelobt. Nur an einer Szene hatten sie etwas auszusetzen: Der Fisch werde bei ihnen niemals nach dem Käse gegessen, wie das Dupin und sein Team beim Einstand tun. Kritik und Quoten werden allerdings in Deutschland gemacht. Und auf die darf man gespannt sein. Jörg Seewald

„Kommissar Dupin – Bretonische Verhältnisse“, Donnerstag, 20 Uhr 15, ARD

Jörg Seewald

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