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Wer hört mit? Timeout bei der Handball-WM Deutschland gegen Kroatien
© Tsp

ARD und ZDF hören mit: Der kleine Lauschangriff bei der Handball-WM

Rekordquote bei der Handball-WM, viele Zuschauer fragen sich: Warum kann in Auszeiten jeder mithören, was der Trainer seinen Spielern für Anweisungen gibt?

Nach einer Nervenschlacht gegen Kroatien hat sich die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Montagabend vorzeitig für das Halbfinale der Weltmeisterschaft qualifiziert. Ein bis zum Schluss spannendes Spiel, das dann auch so viele Fans vor den Fernseher lockte wie noch kein anderes bei dieser WM. Dem ZDF gelang es sogar, die Marke von zehn Millionen Zuschauern zu knacken. 10,02 Millionen Zuschauer sahen das Handball-Drama, ein herausragender Marktanteil von 30,4 Prozent. Der bisherige Turnier-Bestwert wurde um eineinhalb Millionen Zuschauer übertroffen.

Viele Zuschauer, die vielleicht nicht so oft Handball schauen, werden sich aber wiederum gefragt haben: Was machen eigentlich die Mikrofone über Spielern und Trainer bei den so genannten Timeouts, den Auszeiten mitten im Spiel, die Trainer nehmen dürfen, um ihren Spielern neue taktische Anweisungen zu geben? Zwei Kamerateams stehen da noch direkt hinter Coach und Spielern in Position. Dank des Mikrofons kann jedes Wort via Fernsehen mitgehört werden.

Im Fußball wäre so etwas undenkbar. Kein Jürgen Klopp würde sich vor einer Verlängerung vor einem Millionenpublikum auf dem Platz bei seinen Kommandos in die Spiele in die Karten gucken lassen. Mitteilungen sind beim Fußball so geheim, dass sogar Lippenleser angesetzt werden.

Für die TV-Sender ist das bei Handball-Übertragungen ein ganz normaler Vorgang. Das sei schon länger Usus, sowohl bei internationalen Turnieren, als auch in der HBL, sagt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. "Ganz selten hat es in der Anfangsphase Diskussionen mit Trainern gegeben, aber da die Initiative auch von den Verbänden und Ligen ausging, ist dies nun selbstverständlich geworden."

Für die TV-Zuschauer mache das die Übertragungen noch ein Stück weit attraktiver, sagt ZDF-Sprecher Thomas Stange. "Auch der IHF unterstütz das Ganze, also alles im grünen Bereich."

Der eine oder andere Trainer findet das aber nicht immer ganz so gut. Bei dieser Handball-WM ist es noch nicht passiert, aber bei Bundesliga-Begegnungen kann es schon mal vorkommen, dass ein genervter Trainer die Mikros weg drückt. Andererseits, mit taktischen Anweisungen wie "Magdeburg Links 03" dürfte ein gegnerischer Kiebitz vorm Bildschirm, der Informationen an den Trainer in der Halle weiter leitet, kaum etwas anfangen können.

Damit geben die Trainer codierte Anordnungen, die vorher abgestimmt waren, für die nächsten Spielzüge.

Von daher wird es auch beim (eher bedeutungslos gewordenen) WM-Hauptrunden-Spiel gegen Spanien am Mittwochabend in der ARD und dem Halbfinale am Freitag wieder zu diesen Mikrofontrauben über den Spielern kommen. Oder der deutsche Trainer Christian Prokop stoppt einfach mal so einen kleinen Lauschangriff.

Handball-WM, Deutschland gegen Spanien, Mittwoch, ARD, 20 Uhr 15

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