Zum Tod von Kurt Felix: Der Glückssucher
Kurt Felix brachte mit "Verstehen Sie Spaß?“ Millionen von Menschen zum Lachen. Hart hat er für diesen Erfolg kämpfen müssen. Jetzt ist der Showmaster im Alter von 71 Jahren gestorben.
Es ist quasi einem militärischen Befehl zu verdanken, dass Kurt Felix im Fernsehen gelandet ist. Damals besuchte Felix die Unteroffiziersschule und erhielt eines Tages zusammen mit seinem Freund Max Sieber den Auftrag, einen Unterhaltungsabend für die Truppe zu organisieren. Es wurde eine Riesengaudi, erinnerte sich Felix später in einem Interview. Gleich am nächsten Tag habe er deshalb zusammen mit Sieber beschlossen, sich beim Fernsehen zu bewerben – der entscheidende Schritt zum Beginn seiner jahrzehntelangen Karriere: Kurt Felix wurde einer der beliebtesten Fernsehmoderatoren Deutschlands und der Schweiz, Sieber sein Regisseur.
Dabei hatte Felix, der im März 1941 im schweizerischen Wil geboren wurde, vor seinem Militärdienst einen grundsoliden Beruf gewählt. Lehrer wollte er werden, wie sein Vater. Doch schon als Junge war er vom Fernsehen fasziniert. „Ich stand jeden Abend vor dem Schaufenster des Radiogeschäfts und schaute fasziniert auf den kleinen Bildschirm“, sagte Felix in einem Interview vor einiger Zeit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Ich wusste sehr bald: In diesen Kasten möchte ich auch mal rein.“
Das ist ihm gelungen – und wie. Felix hat Fernsehgeschichte geschrieben mit „Verstehen Sie Spaß?“, bis zu 23 Millionen Zuschauer hat der Schweizer mit der Show in den 80er Jahren zum Lachen gebracht, er erreichte Marktanteile von bis zu 48 Prozent. „Ich wollte Fernsehen für alle machen“, sagte Kurt Felix der dpa.
Schon vor seinem Wechsel ins deutsche Fernsehen hatte er im Schweizer Fernsehen Karriere gemacht mit der Show „Teleboy“, die mit mehr als zwei Millionen Zuschauern bis heute die meistgesehene Sendung in der Geschichte des Schweizer Fernsehens ist. Auch die Idee zu „Verstehen Sie Spaß?“ hatte Felix selbst: Sogenannte „Lockvögel“ spielen Menschen Streiche, dabei werden sie mit versteckter Kamera gefilmt. Auch Prominente werden hereingelegt. 1981 hatte Felix die Sendung in die ARD gebracht. Zunächst moderierte er sie allein, ab 1983 dann mit seiner Frau Paola, die er drei Jahre zuvor geheiratet hatte und die als Schlagersängerin mit Hits wie „Blue Bayou“ bekannt geworden war.
Ihre erste gemeinsame Doppelmoderation, zu sehen im ZDF, ist allerdings nur eine Notlösung gewesen. Harald Juhnke war 1982 kurzfristig ausgefallen und so übernahm das Ehepaar die Musikshow „Lieder gehen um die Welt“. Das Publikum war begeistert und so moderierten die beiden bald darauf auch „Verstehen Sie Spaß?“ zusammen.
Felix wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, bereits 1965 mit dem Goldenen Mikrofon der BBC für ein vom ihm komponiertes und inszeniertes Kindermusical, später mit zwei Bambis und dem Schweizer Fernsehpreis für sein Lebenswerk.
Menschen vor der Kamera vorzuführen, wie es heute Dieter Bohlen & Co in Sendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ machen, war jedoch nie das Ziel von Felix’ Show: „Unser Erfolg war und ist bis heute, dass wir keine Gürtellinie und auch keine Schmerzgrenze unterschreiten. Das Opfer muss am Ende mitlachen können“, sagte er.
Felix, der Glückliche, bedeutet sein Nachname im Lateinischen. Doch vom großen Glück war sein Leben lange Zeit nicht geprägt. Seine Eltern trennten sich, als er elf Jahre alt war, er wurde zu seinen Großeltern gegeben, musste dafür umziehen und sich von seinen Freunden trennen, er büxste aus und landete bei Pflegeeltern, lebte in bitterer Armut, wie er im Rahmen eines 3sat-Porträts anlässlich seines 70. Geburtstags im vergangenen Jahr erzählte.
Vielleicht lebte er die heile Welt deshalb auf der Bühne und im Privatleben umso mehr, als er sein Glück dann doch endlich fand. Skandale hatten er und Paola nie zu bieten, auch nicht, als sich Felix vor mehr als 21 Jahren, zu seinem 50. Geburtstag, als Showmaster zurückzog und nur noch als Berater für „Verstehen Sie Spaß?“ tätig war, das heute von Guido Cantz moderiert wird.
2003 zog sich Felix bedingt durch eine Krebserkrankung ins Privatleben zurück. An den Folgen dieser Krankheit ist er nun am vergangenen Mittwoch im Alter von 71 Jahren im Kantonsspital St. Gallen gestorben. Bis zur Beerdigung am gestrigen Sonnabend war sein Tod geheim gehalten worden.
„Mit Kurt Felix haben wir einen der ganz Großen verloren. Wir trauern um einen begnadeten Entertainer. Er hat Fernsehsendungen entwickelt, die Millionen Menschen Spaß und Freude bereitet haben. Die ARD verbeugt sich in Dankbarkeit“, sagte Volker Herres, ARD-Programmdirektor am Sonnabend.
„Mit schönen Erinnerungen und einem Lächeln im Gesicht ist Kurt von dieser Welt gegangen. Gerade in dieser großen Traurigkeit denke ich unendlich dankbar zurück an die schönsten Jahrzehnte meines Lebens, die ich mit ihm erleben durfte“, sagte Paola Felix. Der Moderator hinterlässt ebenfalls einen Sohn aus erster Ehe. Er arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Sendeleiter beim Schweizer Fernsehen. Ihn hat angesteckt, wie sehr sich sein Vater fürs Fernsehen begeisterte.