zum Hauptinhalt
Die Deutsche Welle muss auf die Antisemitismusvorwürfe entschlossen reagieren.
© dpa
Update

Reform nach Antisemitismus-Vorfällen nötig: Der Deutschen Welle droht ein Tsunami

Fall auf Fall auf Fall: Die Deutsche Welle hat ein veritables Problem mit Israelhass und Antisemitismus. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dr. Joachim Huber

Erst sah es nach Einzelfall aus, jetzt kommt ein Fall zum nächsten. Die Deutsche Welle hat ein veritables Problem mit Israelhass und Antisemitismus. Mitarbeitende der Arabisch-Redaktion hatten sich entsprechend geäußert. Der Sender hat eine externe Untersuchung in Gang gesetzt.

Dann musste sich die Deutsche Welle von seinem jordanischen Medienpartner Roya TV trennen, Anlass war das Bekanntwerden von antiisraelischen und antisemitischen Kommentaren und Karikaturen.

Jetzt meldet das Online-Medium „Vice“, die Welle kooperiere im Libanon mit einem Israel-feindlichen Sender. Al Jadeed TV würde minutenlange Propaganda-Videos der Terror-Organisation Hisbollah senden. Wie reagiert der Sender? Mit einer „internen Untersuchung“.

[Behalten Sie den Überblick: Jeden Morgen ab 6 Uhr berichten Chefredakteur Lorenz Maroldt und sein Team im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint über die aktuellsten Entwicklungen rund um das Coronavirus. Jetzt kostenlos anmelden: checkpoint.tagesspiegel.de.]

Die Deutsche Welle wird in diesem Jahr mit 390 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt finanziert. Der Etat ist in den Amtsjahren von Kulturstaatsministerin Monika Grütters kontinuierlich gestiegen. Darin steckt erstens die Erkenntnis, dass ein deutscher Auslandssender im Vergleich mit BBC, CNN und Russia Today wettbewerbsfähig ausgestattet sein muss und zweitens die Anerkennung für die Arbeit von Personal und Intendant Peter Limbourg. Nicht nur in Diktaturen wie Belarus funktioniert die Deutsche Welle als Plattform für objektive Informationen, Opposition inklusive.

Welle muss vor die Vorwürfe kommen

Das reicht nicht. Die Welle muss vor die aktuellen Vorwürfe kommen, mit Recherche und effizienter Kontrolle statt bloßem Vertrauen, Mitarbeitende und Medienpartner auf die Werte der Welle verpflichten. Antisemitismus ist nicht verhandelbar, sagt Limbourg. Ein Grundsatz, der Handlungsmaxime sein muss, damit aus der Welle kein Tsunami wird.

Das reicht nicht. Aktuell wird der Eindruck vermittelt, dass auf der Verantwortungsebene des Auslandssenders Naivität und erstauntes Augenaufschlagen vorherrschen, was auf der Arbeitsebene so alles gesendet und gepostet wird.

Das reicht nicht. Die neue Kulturstaatsministerin von der Partei Bündnis 90 / Die Grünen, Claudia Roth, hat ein Thema auf der Agenda, mit dem sie sicherlich nicht gerechnet hat: die Neue Deutsche Welle.

Zur Startseite