Instagram sperrt Michael Wendler: Dein KZ, mein Rassismus
Rechte Verschwörungstheorien sind schlimm. Aber sind selbstgerechte denn besser? Ein Kommentar.
Ken Jebsen ist bei Youtube endgültig gesperrt worden, Michael Wendler hat gerade seinen Account bei Instagram verloren. Jebsen hatte in seinen Videos unter anderem behauptet, der Microsoft-Mitgründer Bill Gates denke darüber nach, Menschen im Rahmen von Impfungen gezielt zu sterilisieren. Wendler hatte Deutschland wegen der Anti-Corona-Maßnahmen als „KZ“ bezeichnet. Für derartige Äußerungen war der Schlagersänger aus der RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“ geflogen. Die beiden Verschwörungsspezialisten made in Germany dürfen sich in prominenter Gesellschaft wähnen. Twitter hält die Sperre von Donald Trump auf unbestimmte Zeit aufrecht, der noch als US-Präsident den Sturm aufs Kapitol in Washington provoziert hatte.
Die Neurechten stöhnen auf. Das linksliberale Establishment sperrt die aufrechten Wahrheitsredner weg, das Wort von der „Medienzensur“ macht die Runde. Ist es da nicht allerhöchste Zeit, seinerseits die Verschwörungspraktiker im anderen Lager anzuprangern?
Nur Fakten können wahr oder falsch sein
Es ist ja wahr: Eine missliebige Meinung ist schnell diskreditiert, es ist einfach (und zeitsparend zudem), das nicht Passende in die Schmuddelecke zu schubsen. Was aber mit den Unwahrheiten, mit den Fake News? Nur Fakten können falsch oder wahr sein. Hier muss Kontra gegeben werden, Aufklärung betrieben und geleistet werden. Fake News sind Lügen, verbreitet zum Brunnenvergiften, zur Desavouierung, zur Vernichtung.
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Das haben Jebsen, Wendler und Trump betrieben – daran sind sie gescheitert. Darüber muss keiner in Triumphgefühl ausbrechen, Genugtuung aber darf schon sein – wie auch die eigene Community genau zu beobachten.
Der Westdeutsche Rundfunk hat nach der scharfen Kritik am Fernsehtalk „Die letzte Instanz“ eine Arbeitsgruppe zum Thema Rassismus gegründet. Mit „Willkommen Zuhause“ startet die RTL-Mediengruppe einen TikTok-Kanal, der über „Alltagsrassismus“ aufklären will. Sich gegen die Jebsens, Wendlers und Trumps zu stellen, ist die eine, die leichtere Übung, sich selbst zu beargwöhnen, fordert das liebgewonnene Selbstverständnis vom rechten, gerechten Tun heraus.