Tour-de-France-TV trotz Corona: Das planen ARD und Eurosport
Weniger Leute vor Ort, Kommentare aus dem Studio. So übertragen die TV-Sender die Frankreichrundfahrt.
Bei der am Samstag in Nizza startenden Tour de France 2020 ist durch Corona einiges anders – das betrifft zuallererst natürlich den Starttermin, der vom 27. Juni auf den 29. August verschoben wurde. Die Veränderung des Rennkalenders betrifft nicht nur Fahrer, Teams und die Fans der Grande Boucle, sondern ebenso die TV-Sender, die die Tour de France übertragen. In Deutschland sind dies Eurosport und die ARD.
„Zuerst einmal ist die ARD froh, wenn die Tour de France unter Corona-Bedingungen stattfinden kann. Die größte Radrundfahrt der Welt gehört Jahr für Jahr zu einem der spannendsten Sportereignisse der Welt“, sagte Axel Balkausky, der Sportkoordinator der ARD, dem Tagesspiegel. Aus deutscher Sicht erfreulich ist es, dass Emanuel Buchmann und Maximilian Schachmann trotz Verletzungspech dabei sind. „Ich bin sehr gespannt, wie Buchmann beim bergigen Start in Nizza mithalten kann“, sagte Balkausky.
Ex-Profi Jens Voigt, der erstmalig zusammen mit Kommentator Karsten Migels die komplette Tour de France für die Eurosport-Zuschauer als Experte begleiten wird, hebt Buchmann und Schachmann ebenfalls hervor, geht aber noch weiter: „Ich denke, dass wir im gesamten Bereich sehr gut aufgestellt sind“, sagte er und ergänzte: „Vielleicht haben wir derzeit keinen wie Tony Martin, der ein dominanter Zeitfahrer ist. Aber in den nächsten fünf bis zehn Jahren muss uns nicht bange sein, wir haben genügend deutsche Talente in allen Bereichen des Radsports.“
ARD mit weniger Mitarbeitern vor Ort
Das alles überschattende Thema der diesjährigen Tour ist freilich die Corona-Pandemie. Gerade erst wurden die Côte d’Azur und Paris zu Risikogebieten erklärt. Ob die Frankreichrundfahrt wie üblich in der französischen Hauptstadt beendet werden kann, ist somit nicht sicher. Die ARD lässt Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei der Hin- und Rückreise zur Tour auf Corona testen. Sie sollen stets Masken tragen und auf ausreichend Distanz achten. Die ASO als Ausrichter der Tour hat zudem einen von den Zuschauern isolierten Medienbereich eingerichtet. Überdies hat die ARD die Anzahl der Mitarbeiter vor Ort von 42 im Vorjahr auf 30 reduziert.
Für die Radsportfans an den Fernsehern ändert sich hingegen weniger, die ARD hält an ihrem Übertragungsrhythmus fest. Eine halbe Stunde nach dem Start geht der ARD-Digitalsender One mit der Tour auf Sendung, das Erste übernimmt an Wochentagen gegen 16 Uhr 05 bis ins Finale, an den Wochenenden etwas länger – abhängig von den Etappen. Darüber hinaus wird die gesamte Tour im Livestream übertragen. Hinzu kommen Hintergrundberichte, Analysen, Etappen- und Fahrerporträts, ein umfassendes Programm wird auf sportschau.de und im Hörfunk geboten. Für die Kommentierung setzt die ARD auf bewährte Kräfte: Florian Kurz und Paul Voß kommentieren für One aus Saarbrücken. Florian Naß und Fabian Wegmann werden für Das Erste die Tour kommentieren. Bernd Arnold und Laura Trust liefern Eindrücke von der Strecke. Für den Hörfunk sind drei Mitarbeiter vor Ort. Der Livekommentator ist Holga Gerska.
Über 100 Stunden live bei Eurosport
Von Eurosport wird wegen Corona bis auf einige Reporter kein Team bei der Tour de France vor Ort sein. Die Eurosport-Muttergesellschaft Discovery verfüge über eine globale Technologieinfrastruktur, mit der erstklassige Sportübertragungen problemlos von jedem Ort aus produziert werden können, erklärte der Spartensender auf Anfrage.
Am Gesamtumfang der Liveübertragung ändert sich nichts: Alle 21 Etappen sind bei Eurosport 1 und Eurosport 2 sowie im Eurosport Player ab Kilometer null live zu sehen. Im Free-TV sind über 100 Stunden Liveberichterstattung geplant. Neu ist die Kooperation mit dem Global Cycling Network. Über deren App sind alle Etappen im Stream verfügbar. Vor allem der Digitalbereich wird ausgebaut. Eurosport verspricht den Radsportfans dort „alle Infos aus einer Hand: Livestream, Etappeninfos, Echtzeitnews, Hintergrundinfos und alle Etappen-Highlights im Video“.
Für klare Einordnung des Tourgeschehens dürfte bei Eurosport Jens Voigt sorgen, der selbst in seiner Zeit als aktiver Fahrer kein Blatt vor den Mund nahm. Zum Expertentrio von Eurosport gehört nun auch der ehemalige Radprofi und Ex-T-Mobile-Sportdirektor Rolf Aldag, der bei ausgewählten Etappen als Eurosport-Experte zum Einsatz kommen soll. Dritter im Trio ist der Österreicher Bernhard Eisel, der in seiner Doppelfunktion für Eurosport und Global Cycling Network von vor Ort berichtet. Karsten Migels erhält als Kommentator Unterstützung von Ron Ringguth und Marc Rohde.
Der aktuell laufende Vertrag der ARD mit der ASO endet im kommenden Jahr. „Alles Weitere wird zur gegebenen Zeit entschieden“, heißt es aus der Sportkoordination. Eurosport, das sich selbst als „Home of Cycling“ bezeichnet, hat hingegen den Vertrag mit der ASO im Februar verlängert, sodass nun die Tour de France und die Vuelta bis zum Jahr 2025 von Eurosport gezeigt werden können. Zudem wird der Sender erstmals auch Radsportklassiker der Frauen übertragen, so unter anderem den Flèche Wallonne Femmes Ende September, Lüttich-Bastogne-Lüttich Anfang Oktober oder Ende Oktober das Frauenrennen von Paris-Roubaix.
Nach der Tour ist vor dem Giro und der Vuelta
Corona hat den Rennkalender erheblich durcheinandergebracht. Viele Radsportklassiker werden immerhin im Spätsommer und Herbst ebenso nachgeholt wie große Länderrundfahrten.
Der Spartensender Eurosport überträgt viele dieser Radrennen über die linearen Sender Eurosport 1 (Free-TV) und Eurosport 2 (Pay-TV) sowie über den kostenpflichtigen Eurosport Player und nun auch über die App des Global Cycling Network (GCN).
Der Giro d’Italia (ab 3.10.) ist über alle Eurosport- Plattformen verfügbar, das gilt auch für die Vuelta in Spanien (ab 20.10.). Einige Klassiker wie zum Beispiel die Tour de Luxembourg (ab 15.9.) und Paris- Roubaix (ab 25.10.) werden im Free-TV-Sender Eurosport 1 übertragen, für andere wie zum Beispiel den Flèche Wallonne fallen die Kosten für Eurosport 2 beziehungsweise die Apps an.
Einige Rennen werden ausschließlich über die GCN-App angeboten, so die Kroatienrundfahrt (ab 29.9.) oder Lüttich-Bastogne-Lüttich (ab 4.10.). Vorausgesetzt, dass Corona die Pläne nicht erneut durchkreuzt, steht der weiteren Radsportsaison am Fernseher aber nichts im Wege.