Kanzlerkandidat bei „Anne Will": Da konnte Armin Laschet nur alt aussehen
Als einziger Politiker in der Talk-Runde von „Anne Will" hatte es Armin Laschet nicht leicht. Wie hat er sich geschlagen? Eine Kritik.
Wer bei Anne Will als einziger Politiker in einer Runde mit einem Journalisten, einer Klima-Aktivistin und einer Politikwissenschaftlerin antritt, kann entweder brillieren oder auseinander genommen werden.
Am Sonntagabend hatte Armin Laschet, Unions-Kanzlerkandidat, Luisa Neubauer von „Fridays for Future“, die Münchner Politologin Ursula Münch, und den Leipziger Zeit-Redaktionsleiter Martin Machowecz als Sparringpartner.
Vermutlich wünschte er sich nach spätestens einer halben Stunde, statt der eloquent und leidenschaftlich argumentierenden 25-jährigen Klima-Aktivistin lieber einen der bewährten sozialdemokratischen Konterparts in der Runde zu haben, dem man auch einfach mal ins Wort fallen und aggressiv gegenhalten kann.
Aber so läuft das nicht, wenn ein in vielen Jahren erprobter und desillusionierter Politikpraktiker wie Laschet auf eine ungeduldige und jede vermeintliche Ausrede für Nichtstun in der Luft verreißende Fridays-for-Future-Repräsentantin trifft. Da konnte Laschet nur alt aussehen, was sein ehrliches Bemühen um sachliche Argumentation nicht schmälern soll.
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Aber die Fakten waren eben einfach gegen ihn. Damit sind nicht nur die umweltpolitischen Rahmenbedingungen gemeint, sondern das völlig zerrissene Bild, das seine eigene Partei, die CDU bietet. Auch das wurde ihm nämlich verbal um die Ohren gehauen: Dass die CDU im Osten der Republik und ihre potentielle Wählerklientel einen konservativ-autoritären Dreh haben.
Dass dort ein Herr Maaßen umjubelter Bundestagskandidat der CDU wird, den man im christdemokratischen Westen Deutschlands am liebsten dorthin wünscht, wo der braune Pfeffer wächst. Dass es dort eine Sehnsucht nach dem Konservativen gibt, nach mehr Helmut Kohl-II und Friedrich Merz, auf jeden Fall aber nach einem markigen Markus Söder.
Immerhin kneift er nicht
Der Leipziger Zeit-Redakteur Martin Machowecz erklärte das einleuchtend. Sein Mitleid für das Dilemma, in dem ein Armin Laschet steckt, der eher der Aussöhner als der Hardliner der CDU ist, war geradezu sympathisch. Die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch zog da ganz unemotional die klare Linie: In der potentiellen Wählerklientel der CDU nicht nur im Osten, sondern auch in Laschets politischer Heimat NRW, schauen die einen auf das Klima und die anderen auf die Arbeitsplätze.
Man könnte nun sagen, dass sich Armin Laschet zwischen zwei nicht zu vereinbarenden Positionen gewunden hat wie ein mittelmäßiger Schauspieler, der nicht weiß, ob er nun den Helden oder den Schuft geben soll. Aber das wäre unfair.
Auch ein Gedankenspiel, wie sich wohl Markus Söder aus der Situation gerettet hätte, hilft nicht weiter, denn an der eigentlichen Versuchsanordnung hätte der Bayer ja nichts ändern können. Wenn man selber seit vielen Jahren Teil des politischen Geschäfts ist, hätte nicht einmal ein Populist (den Söder drauf hat) so tun können, als sei er ein Produkt der unbefleckten Empfängnis.
Fazit: Am 9. April hatte der Spiegel Armin Laschet im Asterix-und-Obelix-Stil als „Häuptling Wirdsonix“ auf den Titel genommen. Das war der öffentliche Tiefpunkt in seinem Rennen Richtung Kanzleramt. Vier Wochen später, am 9. Mai, muss man ihm zumindest zugestehen: Er kneift nicht. Man nennt das Nehmerqualitäten. Die braucht ein Kanzler auch.
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