"Umweltsau"-Satire: Comedy-Autoren kritisieren Tom Buhrow
Autoren von "heute-show" und "Extra3" fordern, dass der WDR das "Umweltsau"-Lied wieder online stellt und Intendant Buhrow für sich Konsequenzen zieht.
Deutsche Comedy-Autoren fordern den WDR auf, das satirische „Umweltsau“-Video wieder ins Netz zu stellen. „Der Streit um das Lied entbehrt jeder rationalen Grundlage“, heißt es in einem Appell, der von rund 40 Autorinnen und Autoren von Fernseh-Comedysendungen unterzeichnet wurde und dem Evangelischen Pressedienst (epd) wie dem Tagesspiegel vorliegt. Darin erklären sich die Autoren solidarisch mit ihren Kollegen beim WDR, die vom Sender „aufs Fahrlässigste alleingelassen“ würden. Sie fordern die sofortige Wiederonlinestellung des „Umwelt-Sau“-Beitrags.
Der Streit um das Lied entbehre jeder rationalen Grundlage. "Selbst das Wort ,Satirefreiheit' scheint unangemessen, wenn die Empörungsschwelle so niedrig liegt, dass sie auch von jedem zweiten Popsong gerissen wird. Eine (!) fiktionale Oma diskriminiert genauso wenig eine ganze Generation wie der Alkoholiker-Vater aus „Papa Was a Rollin’ Stone“ nicht alle Männer für untauglich erklärt", heißt es in der "Solidaritätserklärung". Der Skandal ist nach Ansicht der Autorinnen und Autoren ein anderer: "Die Skandalisierung des Liedes folgt gut bekannten Mustern rechter Trolle. Diese wissen um die Absurdität ihrer Vorwürfe und missbrauchen den eigentlich sinnvollen Reflex unserer Zivilgesellschaft, andere nicht verletzen zu wollen. Sie „hacken“ damit den Diskurs, bekommen Aufmerksamkeit und sorgen für eine Verschiebung des Denk- und Sagbaren in ihre Richtung." Eine inhaltliche Debatte sei deshalb nicht nur unnütz – sie sei gar nicht möglich
Sattsam bekannte Skandalisierung
Die Skandalisierung des Liedes folge gut bekannten Mustern rechter Internet-Trolle, führen die Satiriker aus. WDR-Intendant Tom Buhrow sei mit seiner Reaktion auf den „künstlich erzeugten Skandal“ um das Lied in eine Falle getappt, aus der er ohne massiven Glaubwürdigkeitsverlust nicht mehr herauskomme. „Ein Medienmanager, dessen Umgang mit moderner, rechter Propaganda von so viel Naivität und Ungeschicktheit zeugt und der nicht in der Lage ist, sich in einfachsten Fragen der Presse- und Meinungsfreiheit vor seine MitarbeiterInnen zu stellen, gefährdet eben diese Freiheiten. Er sollte die Konsequenzen ziehen“, heißt es in der Erklärung, die unter anderem Autoren der ZDF-„heute-show“ und der NDR-Sendung „Extra3“ unterzeichnet haben.
Kontroverse um Kinderlied
Die Kontroverse hatte sich an einer satirischen Umdichtung des Kinderlieds „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ entzündet. Darin wird die Oma, als „alte Umweltsau“ bezeichnet, weil sie einen SUV fährt, Kreuzfahrten macht und täglich billiges Discounterfleisch brät. Der Sender löschte die Ende Dezember von WDR2 bei Facebook verbreitete Kinderchor-Aufnahme nach Kritik unter anderem in sozialen Medien.
Buhrow hatte sich für das Video entschuldigt, was unter anderem der Deutschen Journalisten-Verband (DJV) kritisiert hatte. Im "Spiegel“ verteidigte sich der WDR-Intendant erneut gegen den Vorwurf, er sei im Streit um das Video vor rechten Kreisen eingeknickt. Buhrows Vorgehen hatte auch für Kritik der Redakteursvertretung im WDR gesorgt, die für Dienstag eine außerordentliche Versammlung der Redakteure zu dem Fall einberufen hat. Das Lied war vor einigen Monaten bereits als Radiobeitrag in der WDR5-Sendung „Satire Deluxe“ gelaufen, hatte damals jedoch keine größeren Reaktionen ausgelöst, erinnert epd.
Rechte Gruppen hatten wegen des Videos am Wochenende in Köln gegen den WDR protestiert. Zu einer Kundgebung am Samstag kamen rund 50 Personen, zu der Gegenkundgebung des Bündnisses „Köln gegen Rechts“ etwa 1.500 Menschen. Am Sonntag stellte die Kölner Polizei fünf Männer, die ein Protestbanner auf dem Dach des WDR-Funkhauses angebracht hatten. Dabei handelte es sich offenbar um Anhänger der „Identitären Bewegung“. (mit epd)
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