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Kompetenz im Team, Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, und Christian Drosten, Direktor Institut für Virologie, Charité Berlin.
© dpa

„Bleibt nicht mehr viel zu sagen“: Ciesek und Drosten beenden Corona-Podcast

Kompetenz im Team: Die Virologin und der Virologe hören mit ihrem Podcast im NDR auf. Was sind die Gründe?

Ist das eine beruhigende Nachricht oder doch eine, die Beunruhigung auslösen kann? Der Virologe Christian Drosten wird seinen NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“ beenden. Laut einer Sendermitteilung wird Drostens Kollegin Sandra Ciesek am 15. März noch einmal zu Gast sein. Am 29. März werden die beiden Virologen dann ihr vorläufiges Schlusswort im NDR-Info-Podcast sprechen.

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Zur Begründung führt der Wissenschaftler seine Einschätzung des weiteren Verlaufs der Corona-Pandemie an. „Ich habe das Gefühl, dass die Orientierung in der Pandemie da ist.“ Vielleicht gebe es gegen Ende des zweiten Quartals wieder Informationsbedarf hinsichtlich der Update-Impfung. „Bis dahin bleibt nicht mehr viel zu sagen.“

Drosten geht in den Stand-by-Modus, wenn er ankündigt, dass Ciesek und er für Interviews zur aktuellen Entwicklung aber weiter zur Verfügung stünden. Und auch der Corona-Podcast wird im Frühjahr erst mal weitergehen, in Sonderfolgen will das NDR-Team zunächst weitere Expertinnen und Experten zu Wort kommen lassen.

Einer der erfolgreichsten Podcasts

„Coronavirus-Update“ ist vor knapp zwei Jahren gestartet, sehr schnell nach dem Aufkommen des Covid-19-Virus. Der Podcast zählt zu den erfolgreichsten im Themenfeld, unbedingt hörenswert in seiner bemerkenswerten Tonlage, die die neuesten Erkenntnisse der Forschung zu popularisiert und dabei das strikte Bedürfnis der Hörerinnen und Hörer ernst nimmt, die aus den Einlassungen von Ciesek und Drosten Orientierung, ja Handlungsanweisung zogen und ziehen.

Für die Corona-Lügner, pardon, Corona-Leugner, mussten die Virologin und noch mehr der Virologe zur Hassfigur werden. Ob sie das getroffen hat? Ihren Podcast haben sie unverdrossen fortgesetzt, wohl getrieben von der Erkenntnis, dass Aufklärung das wirksamste Mittel gegen den tückischen Virus ist.

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Jetzt ist das Ende des „Coronavirus-Update“ angekündigt. Die Begründung liest sich wie die Feststellung, dass Wissenschaft, Politik und Gesellschaft der Pandemie Herr geworden sind. Also kehren Ciesek und Drosten ins Labor zurück, mit dem gesicherten Gefühl, dass die richtigen Maßnahmen zur Überwindung der Pandemie gefunden worden sind.

Will keine Medienfigur sein

Das ist beruhigend, zumal Drosten ein weiteres Argument für seine „Demission“ anführt: „Ich bin nicht daran interessiert, eine Medienfigur zu sein.“ Ja, das ist er: eine Medienfigur. Ein Wissenschaftler, ein Mensch, der wie so viele andere Virologinnen und Virologen nebst verbundenen Wissenschaften in die Öffentlichkeit gekommen ist. Freiwillig, zu seinem NDR-Podcast hat ihn keiner gezwungen.

Nun ist es so, dass sich ein Wissenschaftler von solcher Kapazität und Kompetenz leichter aus der Öffentlichkeit zurückziehen kann, als die Öffentlichkeit auf ihn verzichten kann und will.

Auch und gerade ein Christian Drosten wird wissen, wie sehr sich die Gegner der Pandemie-Maßnahmen versammelt und verhärtet haben. In vielerlei Aussagen steckt die Absage an die Erkenntnisse und Ergebnisse der Virologie – der Dualismus aus Fortschritt der Forschung und Vorsicht im Verhalten wird negiert.

Stimmenwirrwarr

In dem zuweilen babylonischen Stimmenwirrwarr zur Pandemie, zu der die Wissenschaft selbst, aber auch ein Talkshow-Dauergast wie Karl Lauterbach beitragen, dürfen Stimmen wie jene von Sandra Ciesek und Christian Drosten nicht verstummen.

Natürlich ist es mehr als eine erfreuliche Nachricht, dass die Pandemie wenn schon nicht vorüber ist, so doch wenigstens ihren Höhepunkt überschritten hat und der bisherige Sieger dieser Erkrankung – und das ist das Covid-19-Virus – auf die Verliererstraße gerät. Aber auch das stimmt: Wer schweigt, überlässt anderen das Reden. Wie beunruhigend im Fall von Sandra Ciesek und Christian Drosten.

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