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Julia Jäkel
© dpa

Offener Brief: „Brutaler Einschnitt“ beim „Stern“

Die "Stern"-Redaktion protestiert gegen 26 Kündigungen. Vor allem Vorstandschefin Julia Jäkel wird harsch kritisiert.

Wie es sich angesichts der Krise in der Branche dieser Tage anfühlt, ein Journalist zu sein, das hat der Autor und „Stern“-Reporter Thilo Mischke aufgeschrieben: Wie ein Mensch, der jahrelang geraucht hat und nun einbeinig mit fiepender Lunge vor dem Krankenhaus Friedrichshain im Rollstuhl sitzt. Aussicht auf Totalgenesung besteht für Mischke beim „Stern“ zumindest offenbar nicht. Die „Stern“-Redaktion hat sich, wie der Verlag Gruner + Jahr bestätigte, mit einem Offenen Brief an den Vorstand von Gruner + Jahr gewandt. Darin fordert die Redaktion den Vorstand dazu auf, von angekündigten Sparmaßnahmen Abstand zu nehmen.

Vor allem Vorstandschefin Julia Jäkel wird harsch kritisiert. Sie tue das Gegenteil dessen, was sie vor eineinhalb Jahren versprochen habe, nämlich einen „Aufbruch“ wagen. 26 "Stern"-Mitarbeitern soll nun betriebsbedingt gekündigt, insgesamt sollen über einen längeren Zeitraum bei G+J 400 Stellen abgebaut werden. Von den 26 betroffenen "Stern"-Mitarbeitern seien 22 Frauen, vier in Elternzeit, twittert Pro Quote. „Gruner + Jahr und insbesondere der ,Stern’ schreiben nach wie vor schwarze Zahlen. Wir glauben nicht, dass Entlassungen ein Weg aus der Medienkrise sind“, heißt es in dem Brief, den der Branchendienst

Meedia veröffentlichte. Ein Verlagssprecher wollte das nicht kommentieren. In dem Brief schreiben die Mitarbeiter, dass in den vergangenen Jahren viel gespart worden sei. „Das ist mit Augenmaß über die Bühne gegangen, und so, dass die journalistische Leistungsfähigkeit weitestgehend erhalten blieb.“ Was man erlebe, sei ein „brutaler Einschnitt, der die Redaktion nachhaltig beschädigt“. Erst am Dienstag wurde bekannt, dass sich zwölf Vollressortleiter geschlossen gegen „Spiegel“-Chefredakteur Wolfgang Büchner gestellt und ihm das Misstrauen ausgesprochen haben. Sie weigern sich, Büchners Plan, gemeinsame Ressortleiterposten für Print und Online zu schaffen, mitzutragen. Erstaunlich genug, dass es „Spiegel“ und „Stern“ bei derlei Unruhe noch rechtzeitig an den Kiosk schaffen.

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