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Die Dänin Brigitte Nielsen (Mitte) gewinnt das Sommer-Dschungelcamp von RTL.
© RTL
Update

Finale Sommer-Dschungelcamp von RTL: Brigitte Nielsen gewinnt das Ticket nach Australien

Brigitte Nielsen hat sich gegen 26 andere Ex-Dschungelcamper durchgesetzt und darf im Januar 2016 zurück nach Australien. RTL sollte allerdings der Versuchung widerstehen, die Sommerausgabe von IBES im nächsten Jahr zu wiederholen.

Das Dschungelcamp oder wie es in Langform heißt „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ gehört zu den großen Fernseh-Phänomenen, genau wie Brigitte Nielsen. Seit der Premiere 2004 waren die bisherigen neun Staffeln jeweils das erste bedeutende TV-Event eines neuen Jahres. Das Sommer-Spin-off „Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein!“ hat damit allerdings nur die ersten vier Worte gemeinsam.

Weil die Zuschauer selbst schuld sind, wenn sie einschalten, konnten einem wieder einmal die Tiere am meisten leidtun, die für die Prüfungen, die diesmal im Studio stattfanden, herhalten mussten. Die neun Finalisten mussten am Samstag Geldscheine aus Schließfächern fischen, in denen wie bei Costa Cordalis ein kleines Krokodil oder wie bei Joey Heindle Ratten eingesperrt waren. Der Ekel lag dabei wie so häufig im Auge des Betrachters, als sich Ingrid van Bergen durch einen Haufen Pommes mit Majo wühlte oder Willi Herren durch einen Berg Spaghetti Bolognese. Interessant: Barbara Engel und Brigitte Nielsen absolvierten die Prüfungen ohne erkennbares Zögern.

Joey Heindle hatte "Bock, wieder morgens tot aufzuwachen"

Befremdlicher war da schon, wie einige Kandidaten bei den Zuschauern um ihre Telefon-Stimme bettelten. Walter Freiwald kündigte nicht nur an, „den Leuten etwas zum Lachen“ geben zu wollen, ihm passe die Dschungelkrönung auch besser als das Amt des Bundespräsidenten. Die Obernervensäge Sarah Knappik fühlte sich beim ersten Dschungeleinsatz rausgemobbt und flehte um eine zweite Chance - vergebens. Und Joey Heindle hatte einfach „wieder Bock, morgens tot aufzuwachen“. Nach drei Stunden und zwei Durchgängen mit zuerst neun und dann drei Finalisten stand dann um kurz nach elf Brigitte Nielsen als Siegerin fest. Gegen diese Kandidatin, die sich bereits bei ihrem ersten Dschungelbesuch und nun in der neuerlichen Nominierung durchgesetzt hat, werden es die Dschungelcamper 2016 schwer haben. Den zweiten Platz belegte am Samstag Joey Heindle vor Michael Wendler, der wegen einer Verletzung beim Dreh für das Sommerdschungelcamp nur per Videoübertragung an der Finalshow teilnahm.

Nicht das Original, nur die Studio-Kopie. Die Prüfungen zum Sommer-Dschungelcamp fanden in Köln-Hürth statt.
Nicht das Original, nur die Studio-Kopie. Die Prüfungen zum Sommer-Dschungelcamp fanden in Köln-Hürth statt.
© RTl

Das Sommer-Dschungelcamp aus dem Studio in Hürth bei Köln deckt einen Großteil des Tagesbedarfs an Schwachsinn, hatte Daniel Hartwich, der die Sendung zusammen mit Sonja Zietlow moderierte, irgendwann im Verlauf der vergangenen Woche festgestellt. Hier müsse sich kein Privatfernsehpatient mit homöopathischen Dosen zufrieden geben, sie bekämen das volle Konzentrat. Dass die Gagschreiber von RTL offenbar nicht wissen, dass es bei diesen Medikamenten nicht um die Konzentration, sondern um die Potenzierung – also den Grad der Verdünnung – ankommt, ist bei solchen Sprüchen freilich unerheblich.

Das Sommercamp ist Privatfernsehen in Reinkultur. Die Zweiverwertung alter Staffeln kombiniert mit der Reaktivierung der schrägsten C-,D- und E-Promis, um am Ende einen Teilnehmer fürs nächste Camp im Januar 2016 bereits im August zu krönen, sollte größtmöglichen Reichweitenerfolg bei überschaubarem Aufwand in einer Jahreszeit ermöglichen, in der die Deutschen lieber draußen oder im Urlaub weilen.

Von den Kandidaten für den Wiedereinzug in das nächste Dschungelcamp wusste RTL genau, dass sie keine Angst davor kennen, sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Sie würden alles dafür tun würden, wieder dabei zu sein. Allerdings ist es in Deutschlands bei weitem nicht so ekelig wie bei den Dschungelprüfungen, Da konnte höchstens der Ausflug in die Kölner Kanalisation mithalten.

Zunächst musste am Samstag allerdings noch der neunte Kandidat gefunden werden. Die Prüfungen waren wieder einmal nicht der Rede wert. Model Sara Kulka und „Bachelor“-Finalistin Angelina Heger klettern unterm Stadiondach herum, Walter Freiwald tauschte Küsse in einer Schwulenbar und verbreitete nächtlichen Achselschweiß. Beim Betteln für den Wiedereinzug machte sich dann jedoch der Medienprofi positiv bemerkbar. Und dafür kam Freiwald dann auch weiter ins eigentliche Finale – um dort wenig grandios zu scheitern.

Was jedoch nicht stattfand, war die Demontage eines erfolgreichen TV-Formats. Einerseits, weil „Ich bin ein Star“ bereits zuvor den Quotenzenit überschritten hat. Andererseits, weil sich auch beim Sommer-Dschungelcamp am Ende eine gewisse Qualität durchgesetzt hat. Mit Costa Cordalis, Ingrid van Bergen, Brigitte Nielsen und Joey Heindle erreichten immerhin vier Dschungelkönige das Sommercamp-Finale. Und mit der Dänin als Siegerin können alle Seiten zufrieden sein. Man könnte zwar argumentieren, die Zuschauer haben bei ihrer neuerlichen Wahl nichts dazu gelernt. Genauso gut könnte es aber auch sein, dass bereits beim ersten Mal die Richtigen die Krone aufgesetzt bekamen.

Überhaupt: Was hat eigentlich die Fernsehkonkurrenz in dieser Zeit auf die Beine gestellt? Das Erste hat sich mit dem Audi-Cup über Wasser gehalten, beim ZDF lief zum Staffel-Start vom Sommer-Dschungel der Supercup mit Wolfsburg geben Bayern. Viel Nachdenken mussten die Programmverantwortlichen nicht, Fußball läuft irgendwie immer. Ach ja, am Donnerstag gab‘s im Ersten dann auch noch die Europa-League-Qualifikation zwischen dem BVB und Wolfsberg. ProSiebenSat1 begnügte sich mit Serien und Filmwiederholungen, erst zum Staffelende von „Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein!“ gab es immerhin einen "Schlag den Star". Mit Ruhm hat sich die RTL-Konkurrenz also nicht gerade bekleckert. Allerdings reichte die Konkurrenz aus, um "Ich bin ein Star" auf den niedrigsten Quotenwert der ganzen Staffel zu drücken. Gerade einmal 1,95 Zuschauer schalteten RTL ein, der Marktanteil betrug 8,8 Prozent. Elton schaffte bei 2,27 Millionen Zuschauern 10,4 Prozent.

Auch mit den Quoten des Sommer-Camps kann RTL durchaus zufrieden sein. Dass die Zahlen unter den Winterwerten bleiben werden, war zu erwarten. Mit drei Millionen Zuschauern am Anfang und noch einigen mehr Richtung Finale lief es gar nicht einmal so schlecht. Dennoch sollte RTL der Versuchung widerstehen, diese oder ähnlichen Spin-Offs von „Ich bin ein Star“ im nächsten Sommer zu wiederholen.

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