Stillgestanden zur Griechenfrage!: "Bild" setzt Bundestag unter Antwortdruck
Die "Bild"-Redaktion fragt alle 631 Abgeordnete des Bundestags an, ob sie einem möglichen dritten Hilfspaket für Griechenland zustimmen würden. Der Ton ist aggressiv. Tabea Rößner hat schon geantwortet.
Die "Bild"-Zeitung ist die größte Kanone im deutschen Journalismus. Und bei der Griechenland-Berichterstattung will das Boulevardblatt den Ton und die Stimmung mitsteuern. Das "Think big"-Motto hat die Politikredaktion wieder zu einer großen Aktion verleitet. Alle Mitglieder des Bundestags wurden per Mail angeschrieben, ob sie einem möglichen dritten Hilfspaket zustimmen, es ablehnen werden oder sich der Stimme enthalten. Derzeit zählt das Parlament 631 Abgeordnete. "Bild" gibt sich Mühe, zweifellos. Im jeweiligen Anschreiben wird zunächst das individuelle Abstimmungsverhalten beim zweiten Hilfspaket dokumentiert, "....haben Sie mit Ja gestimmt.".
Dann aber gibt es eine Einführung, eine Ansage: "Griechenland hat jahrelang über seine Verhältnisse gelebt. Die griechische Regierung hat die zuständigen EU-Institutionen vielfach ignoriert. Für den deutschen Steuerzahler stehen bereits 71 Milliarden Euro auf dem Spiel."
Alle Antworten, auch ausbleibende, werden in "Bild" dokumentiert
Es folgt dann eine Unterweisung: "Als Abgeordneter sind Sie nach Art. 38 GG an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur Ihrem Gewissen unterworfen. Vor diesem Hintergrund fragt Bild alle Parlamentarier bereits heute, ob sie auch einem möglichen dritten Hilfspaket für Griechenland zustimmen würden." Sollte es zu einer Abstimmung im Bundestag kommen, wird der angehauene Abgeordnete dann mit Ja oder mit Nein stimmen oder sich enthalten? Druck muss schon sein, also heißt es: "Wir werden in Bild alle Antworten dokumentieren. Das gilt auch für ausbleibende Antworten." Auch "Bild", das Ersatzparlament, kann Stinkefinger. Einsendeschluss ist Montag um zehn Uhr.
Die Grünen-Abgeordnete Tabea Rößner hat schon geantwortet - mit einer Gegenfrage: "Als Zeitung haben Sie nach Art 5 Grundgesetz das Recht zur freien Berichterstattung unter Berücksichtigung journalistischer Sorgfaltspflichten. Vor diesem Hintergrund möchte ich alle Bild-Journalisten bereits heute fragen, ob die BILD-Zeitung beabsichtigt ihre andauernde Kampagne, in der pauschal ein ganzes Volk stigmatisiert und diffamiert wird, fortzuführen – und wie begründen Sie das? Bitte schicken Sie uns Ihre Antwort bis Dienstag, den 24. März (10:00 Uhr) an folgende Adresse: tabea.roessner@bundestag.de."