Gratisausgabe des Boulevardblatts: „Bild“ fürs Volk, Brötchen für den Protest
200 000 Einsprüche sind bereits gegen das Gratisblatt im Briefkasten eingegangen. Außerdem stellte der Medienkonzern Springer seine Zahlen vor.
Auch die „Bild“ hat ihren Stolz. Wer das Blatt nicht im Briefkasten haben möchte, der bekommt auch kein Exemplar. Das hat Chefredakteur Kai Diekmann am Mittwoch Demonstranten während der Hauptversammlung des Medienkonzerns versichert. Etwa ein Dutzend Kritiker war vor dem Verlagsgebäude aufgezogen, um gegen die geplante Gratisverteilung des Boulevardblattes zu dessen 60. Geburtstag am 23. Juni zu protestieren.
Diekmann stellte sich persönlich dem Druck der Straße, kleine Gastgeschenke hatte er auch mitgebracht. „Wer austeilt, muss auch einstecken können“, sagte er und verteilte mit weiteren „Bild“-Mitarbeitern belegte Brötchen „zur Stärkung der Meinungsfreiheit“ und einen Stapel der linken „tageszeitung“. Es werde sichergestellt, dass niemand gegen seinen Willen mit einer Gratisausgabe beliefert werde.
Nach Angaben von Verlagssprecher Tobias Fröhlich wurde noch nicht entschieden, ob zum 60. Geburtstag tatsächlich bundesweit kostenlose Ausgaben verteilt würden. „Wir sprechen zur Zeit mit Anzeigenkunden und prüfen wirtschaftliche und logistische Aspekte“, sagte Fröhlich der Agentur dapd. Würde jeder Haushalt in Deutschland beglückt, müssten über 40 Millionen Exemplare gedruckt und verteilt werden. Eine Herausforderung in vielerlei Hinsicht, nicht zuletzt will „Bild“ als „cash cow“ des Unternehmens auch mit dieser Aktion lieber Geld verdienen als verlieren. Eine Anzeigenseite soll rund vier Millionen Euro kosten.
Kommt die „Bild“, kommt der Protest. „Es will nicht jeder die ,Bild’ in seinem Briefkasten haben, nicht einmal geschenkt“, sagte Susanne Jacoby von der Organisation Campact. Nach Angaben der Initiative sind in den vergangenen zwei Wochen rund 198 000 Widersprüche eingegangen. „Dass schon fast 200 000 Menschen der ,Bild’ eine Absage erteilt haben, zeigt sehr deutlich, was sie von den Methoden der Zeitung halten“, sagte Jacoby. Das Blatt berichte oft „sensationsheischend“ und verletze Persönlichkeitsrechte.
Gab es vor dem Verlagsgebäude Protest, so gab es drinnen Zahlen. Der Medienkonzern rechnet für 2012 mit einem Umsatzplus im einstelligen Prozentbereich. Wachstumstreiber bleibe das digitale Geschäft, sagte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner. Nach den bereits bekannten Zahlen stieg der Umsatz 2011 konzernweit um zehn Prozent auf knapp 3,2 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ebitda legte um rund 16 Prozent auf 593,4 Millionen Euro zu. Unter dem Strich verdiente Axel Springer mit 289,4 Millionen Euro, knapp sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Dividende soll auf 1,70 Euro je Aktie erhöht werden. (mit dapd)
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