EM2016: Béla Réthy und das alte Eisen
Im Warming-up zum EM-Eröffnungsspiel drohte beim ZDF das gefürchtete Buzzword-Bingo, doch nach dem Anpfiff hielt sich Kommentator Béla Réthy angenehm zurück. Eine Spielbetrachtung aus der Fernsehperspektive.
Im Gegensatz zum französischen Team hatte ZDF-Kommentator Béla Réthy am Freitagabend keine Probleme, ins Turnier zu finden. Er war von Anfang an hellwach, seine Flanken waren überwiegend präzise und er behielt auch dann den Überblick, als der ungarische Schiedsrichter Orientierungsschwierigkeiten hatte. Der Kommentator mit der gepressten Stimme war bestens mit Statistiken und Spielerinformationen vorbereitet, auch wenn er Ciprian Tatarusanu wegen seines nicht ganz einfachen Namens häufig lieber nur Torwart nannte und auch den einen oder andere Feldspieler mitunter nur mit seiner Rückennummer aufrief. Man merkte Béla Réthy die Freude an, mit der er ins Turnier ging. Dennoch hielt er sich an diesem Abend angenehm zurück, mit seiner Erklärung des Alteisensammlers – im Französischen Récupérateur – also des zentralen Mittelfeldspielers war seine Kommentierung sogar lehrreich. Das hätte sich sogar noch steigern lassen, so bei dem Fallrückzieher des rumänischen Verteidigers. Bei den Franzosen heißt das Bicyclette, also Fahrrad, wie man auf diversen Internetseiten nachlesen kann.
Und die Olis frotzeln
Die Zuschauer können Réthy dankbar sein, dass er auf dieses Abspulen vorbereiteter Floskeln weitgehend verzichtete – vor allem, weil in der Einstimmungssendung bereits das unschöne Buzzword-Bingo drohte. Magie, goldene Generation, das große Ziel – mit dem Gänsehautfaktor sollte lieber bis zum Halbfinale gewartet werden. Die beiden Olis frotzelten jedoch in gewohnter Manier. „heute-show“-Moderator Oliver Welke amüsierte sich dabei gerne auf Kosten von Oliver Kahn, aber auch Kollege Béla Réthy blieb nicht davon verschont. Als er im Auto drei Stunden für den Weg zum Stade de France brauchte, habe er einen neuen Rekord aufgestellt, so Welke. Die EM mit einer Prise Humor zu sehen, ist keine schlechte Idee, vor allem unter diesen Rahmenbedingungen.
Mit dem Zuschauerinteresse kann das ZDF mehr als zufrieden sein. Mit 15,47 Millionen Zuschauern schaltete jeder zweite die Partie Frankreich-Rumänien ein.