Experten kritisieren ZDF-Sendung "Die Hundeflüsterin": "Beißvorfälle nicht auszuschließen"
Hundeerzieher und Tierverhaltenstherapeuten rügen die ZDF-Sendung "Die Hundeflüsterin". "Die jüngst ausgestrahlte Folge bereitet uns besondere Sorgen", sagt Rainer Schröder, Chef des Bundesverbandes der Hundeerzieher und Verhaltensberater. Das ZDF aber verteidigt die umstrittenen Dressurratschläge.
Die populäre ZDF-Sendung „Die Hundeflüsterin“ wird von professionellen Hundetrainern und Verhaltensberatern zunehmend heftig kritisiert: Nach dem Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater (BHV) haben jetzt auch die Interessengemeinschaft unabhängiger Hundeschulen und der Internationale Berufsverband der Hundetrainer (IBH) das Zweite Deutsche Fernsehen aufgefordert, die Sendung unverzüglich abzusetzen. Die von der Hundepsychologin Maike N. vermittelten Tipps im Umgang mit Hunden könnten zu gefährlichen Situationen führen. „Die jüngst ausgestrahlte Folge bereitet uns besondere Sorgen“, sagt BHV-Chef Rainer Schröder. Darin gebe „Die Hundeflüsterin“ Kindern Spielregeln im Umgang mit Hunden vor.
Das ZDF konterte am Freitag auf Anfrage, die Hundeflüsterin sei qualifiziert. „Wir stehen zu den Beiträgen.“ Man habe sich „in der Sache nichts vorzuwerfen.“
Nach Darstellung des Berufsverbandes der Hundeerzieher wird bei der Sendung vermittelt, dass Kinder gegenüber Hunden dominant sein sollten – etwa dann, wenn ein Hund ein Kind anspringt. In dem Fernsehbeitrag zeige der Hund auf die entsprechende Einwirkung hin jedoch Angst, werde gehemmt und weiche aus. „Andere Hunde reagieren auf eine solche Bedrohung mit defensiver Aggression“, warnen die Hundetrainer. Mit anderen Worten: Der Hund könnte sich beißend gegen die Verunsicherung wehren.
Auch die Saarbrücker Tierärztin und Verhaltensexpertin Esther Würtz sagt, dass man Kindern nicht beibringen dürfe, die Vierbeiner einzuschüchtern. Kind und Hund sollten eher lernen, sozial angemessen miteinander zu kommunizieren, nur so könnten wirkliche Beziehungen entstehen. Aus Sicht der Hundeverbände wird das ZDF bei der umstrittenen Sendereihe "seiner Verantwortung nicht gerecht“. Die Gesellschaft für Tierverhaltensmedizin und -Therapie (GTVMT) fordert die Behörden zum Handeln auf. „Wenn eine sogenannte Hundeflüsterin Kinder in Gefahr bringt, indem sie mit ihnen übt, fremde Hunde mit Drohgesten ,zur Räson zu bringen', dann müssen die Schulbehörden eingeschaltet werden“, sagt Hildegard Jung vom GTVMT-Vorstand. Seriöse Präventionsarbeit für Kinder wie das wissenschaftlich evaluierte Programm „Der Blaue Hund“ der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft beruhe immer auf Deeskalation und Meideverhalten, nie auf Konfrontation oder gar Provokation.