ARD-Intendanten zur Rundfunkgebühr: „Bei uns bleibt kein Euro“
Mehr als 1,1 Milliarden Euro werden die Öffentlich-Rechtlichen durch die neue Rundfunkgebühr zusätzlich einnehmen. Die ARD-Intendanten wollen davon nichts haben – aber dafür etwas anderes.
Die ARD erhebt keine Ansprüche auf die Mehreinnahmen nach der Reform der Rundfunkgebühren. Dies sagte der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor am Dienstag nach der zweitägigen Sitzung der ARD-Intendanten in Berlin. Durch die Umstellung von der geräteabhängigen Rundfunkgebühr auf die Haushaltsabgabe werden ARD, ZDF und Deutschlandradio nach Schätzung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Sender (KEF) über 1,1 Milliarden Euro mehr einnehmen. Die Kommission hatte vorgeschlagen, einen Teil der Mehreinnahmen dafür einzusetzen, die Rundfunkgebühr um 73 Cent zu reduzieren. Die Entscheidung, was mit den Mehreinnahmen geschehen soll, liege nun bei den Ländern, sagte Marmor. Die ARD habe für die laufende Gebührenperiode einen Bedarf angemeldet, der nicht einmal die Inflationsrate abdeckt. Dennoch werde es keine Nachforderungen geben, betonte der ARD-Vorsitzende. „Es bleibt kein Euro bei uns“, ergänzte Dagmar Reim als gastgebende Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB).
Junge ARD-Radiowellen sollen stärker berücksichtigt werden
Eine Empfehlung, was mit den erwarteten zusätzlichen Mitteln geschehen solle, wollten Marmor und Reim nicht geben. Die Entscheidung über die Gebührenmilliarde ist jedoch nicht das einzige Thema, bei dem die ARD den Ball im Feld der Bundesländer sieht. Ähnlich verhält es sich Marmor zufolge auch beim geplanten Jugendkanal von ARD und ZDF. Die Länder hatten von den Sendern eine Überarbeitung des Konzepts verlangt.
Die Arbeitsgruppe der ARD und Leitung des SWR habe die offenen Punkte nun abgearbeitet, nach der Feinabstimmung soll das geänderte Konzept in Kürze der Rundfunkkommission der Länder vorgelegt werden. Zu den wesentlichen Änderungen gehört eine stärkere Betonung auf dem crossmedialen Ansatz des neuen Jugendangebotes. Vor allem die Erfahrungen der jungen ARD-Radiowellen wie Radio Fritz oder N-Joy unter anderem im Bereich Social Media sollen nun stärker berücksichtigt werden, sagte ARD-Hörfunkchef Joachim Knuth. Lutz Marmor warb bei den Ländern für Vertrauen für das Senderkonzept. Beim Finanzbedarf gab er die Selbstverpflichtung ab, dass die anvisierten Kosten von 45 Millionen bis 2020 nicht überschritten werden.
Sachsen-"Tatort" im Netz ausgeschrieben
Neue Wege will der MDR bei der Entwicklung des Sachsen-„Tatorts“ nach dem Aus für das bisherige Team mit Simone Thomalla und Martin Wuttke gehen. Der Nachfolgerkrimi wird offen über das Internet ausgeschrieben, kündigte MDR-Fernsehdirektor Wolf-Dieter Jacobi am Dienstag an. Die neuen Folgen sollen 2015 produziert werden und von 2016 an zu sehen sein.
Zu einem allgemeinen Modell dürfte die offene Ausschreibung jedoch nicht werden. RBB-Intendantin Dagmar Reim hielt entgegen, dass viele Produzenten gar nicht begeistert seien, für jedes Projekt an einem Rattenrennen mit teuren Vorleistungen teilnehmen zu müssen. Eine Nachricht in eigener Sache hatte sie auch noch: Die Entscheidung über den neuen RBB-„Tatort“ stehe kurz bevor, sagte Reim.