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Liegt da ein Segen drauf? Lily (Jeannette Hein) traut Matthias (Devid Striesow) und Diana (Anna Maria Mühe). Foto: ARD
© ARD Degeto/BR/Kerstin Stelter

Erst gefreit, dann gereut?: Baumarkt und Walhalla

„Göttliche Funken“: Ein ARD-Dramolett über die Liebe zu zweit, dann die Krise zu viert und dann wieder die Liebe zu zweit.

Am Tag seiner Hochzeit erlebt der Bräutigam Matthias (Devid Striesow) eine große Überraschung: Am Traualtar erscheint nicht der ursprünglich vorgesehene Pastor, sondern seine große Jugendliebe Lily (Jeanette Hain), die sich mittlerweile dem Kirchendienst verschrieben hat und kurzfristig eingesprungen ist. Bei der anschließenden Feier erfährt Matthias, dass Lily mit dem ehemaligen gemeinsamen Mitschüler Jan (Barry Atsma) verheiratet ist.

Man verabredet sich zu einem Abendessen zu viert und schließlich sogar dazu, gemeinsam ein Treffen des Abiturjahrgangs zu besuchen. Auch die junge Ehefrau Diana (Anna Maria Mühe), die sich in dem neuen Vierergespann sichtlich wohlfühlt, kommt mit. Doch bei der Party läuft manches aus dem Ruder und Matthias und Diana haben den ersten Eheknatsch.

„Wie ist denn das mit der Liebe, wenn’s nicht mehr neu ist?“, fragt Diana Lily, als die beiden ohne ihre Männer im Hotelzimmer liegen. „Das kann schon schön sein“, antwortet die. „Du musst keine Angst haben, es gibt nichts Fremdes, nichts Unentdecktes.“ – „Und was ist nicht so schön?“ – „Genau das.“ Schließlich kommt es, wie es kommen muss: Lily und Matthias beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Die währt zwar nicht lange, doch danach ist nichts mehr wie zuvor. Die Szene, in der beide ihren Seitensprung dem jeweiligen Ehepartner beichten, ist von Regisseurin Maria von Heland meisterlich als Parallelmontage in Szene gesetzt. Auch den Schauspielern, die sich sonst von den Drehbucheinfällen (Sathyan Ramesh) manchmal gängeln lassen, gelingen hier authentische, anrührende Momente. Die Nicht-Aussprache zu viert ist eine kunstvoll inszenierte Versuchsanordnung, bei der man meint, die Beziehungen als grafische Linien im Raum wahrzunehmen.

„Göttliche Funken“, was ursprünglich nur ein Arbeitstitel war (und es wohl auch besser geblieben wäre), macht es dem Zuschauer leicht, in eine einigermaßen konstruierte Figurenkonstellation hineinzufinden. Schon der Einstieg mit seinen ganz in Weiß getauchten Großaufnahmen (Kamera: Moritz Anton) und die stets passende Musik entwickeln einen Fluss, dem man gerne folgt. Die imposante Kulisse der Walhalla, das malerische Regensburg, ausdrucksstarke Landschaften und exquisite Kameraperspektiven sorgen für ästhetischen Genuss, der nie im Bilderbuchhaften erstarrt. Szenen, die im Baumarkt oder beim gemeinsamen Zähneputzen spielen, sorgen für die nötige Bodenhaftung. Dass das Ganze lebendig und alltagsnah bleibt, ist auch ein Verdienst der Schauspieler, die alle ein Geheimnis in sich zu tragen scheinen. Da macht es selbst nichts, wenn die Botschaften manchmal allzu plakativ vorgetragen werden.

Schön ist auch Christiane Ostermeyer, die in ihrer Nebenrolle als lebenskluge, alte Frau Sätze sagen darf wie: „Schauen sie doch nicht so dramatisch!“ Unter den Produktionen der ARD-Tochter Degeto, die berüchtigt ist für ihre fluffigen Schnulzen, stellt „Göttliche Funken“ eine erstaunlich gehaltvolle Liebesgeschichte dar. Simone Schellhammer

„Göttliche Funken“, ARD, Freitag, um 20 Uhr 15

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