Jubiläum bei Radio Eins: Azone und Rupp – Szenen einer Ehe
Die Frühstücksmoderatoren Christoph Azone und Stefan Rupp halten es seit 20 Jahren erstaunlich gut miteinander aus. Auch dank Buttermilch und gemeinsamer Urlaube.
Der erste Gedanke von Christoph Azone, als er 1993 Stefan Rupp begegnete? „Was für ein Arschloch.“ Azone stand als Praktikant am Fax-Gerät. „Da kommt ein Typ rein, drückt auf Stopp und legt sein Fax rein. Das war Stefan. Den habe ich angeranzt.“ Normalerweise geht man sich danach besser aus dem Weg, beruflich und überhaupt. Nicht bei Rupp & Azone. Jener Zusammenstoß am Faxgerät war der Beginn einer 20-jährigen engen, von ausnehmend guter Laune getragenen Zusammenarbeit – und einer dicken Freundschaft, die es unter Kollegen eher selten in der Medienbranche gibt. Jeden Morgen können sich davon wieder zehntausende Berliner und Brandenburger am Radio überzeugen: mit den beiden bekannten Stimmen, den Moderatoren in „Der schöne Morgen“ bei Radio Eins, die einen beim Frühstück oder im Auto auf dem Weg zur Arbeit begleiten.
Wahrlich ein Dienstjubiläum mit Seltenheitswert: Seit 20 Jahren helfen Stefan Rupp, 44, und Christoph Azone, 45, den Hörern in der Region mit Infos und Musik beim Start in den Tag. Rund 3 000 Morgenshows haben sie bisher gemeinsam bestritten, alleine zwei Drittel davon bei Radio Eins vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Anfang Mai 1993 standen sie bei Kiss FM zum ersten Mal gemeinsam am Mikrofon.
Später holte Rupp Azone zu Energy, 2000 landete die schon eingespielte Crew beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Das Volk der stets wie aufgedreht wirkenden Frühstücksmoderatoren ist ja sowieso schon ein buntes. Trotz anfänglicher Skepsis gegen diese „Nonsensquatscher“ vom Privatrundfunk, erinnert sich Azone, sind sie seit 2000 dort die Frühaufsteher vom Dienst, erst beim öffentlich-rechtlichen ORB, nach der Fusion beim RBB. „Wir mussten uns schon einiges anarbeiten als reguläres Rüstzeug, um das öffentlich-rechtliche Niveau zu erreichen. Dabei war unser Ton eigentlich weder privat noch öffentlich-rechtlich, anfangs eher anarchisch.“
Das hat sich jetzt nicht so dramatisch in den vergangenen 13 Jahren verändert. Und kommt an. Nun moderieren Rupp und Azone von fünf bis zehn Uhr Deutschlands „Beste Morgensendung“ (Deutscher Radiopreis 2010), im wöchentlichen Wechsel mit Tom Böttcher und Marco Seiffert. Gegensätze ziehen sich an – dieser Eindruck drängt sich unmittelbar auf, wenn man den beiden im Gespräch begegnet. Azone wirkt extrovertierter, mit lauterer Stimme, Rupp überlegen, ruhiger. Wie man Tag für Tag bei Radio Eins hört, muss das kein Hindernis sein. Sie halten länger zusammen als ein Durchschnittsehepaar, verbringen werktags mit mindestens sieben Stunden am Tag mehr Zeit mit dem Arbeitskollegen als mit der jeweiligen Partnerin. Rupp sagt, es gebe da schon so eine Art blindes Verständnis, der eine kann den Satz des anderen zu Ende führen.
Abends telefonieren sie dann noch meistens miteinander, zwecks Vorbereitung auf den nächsten Morgen. Manchmal sehen sie sich auch mal eine Woche nicht. Am Samstagnachmittag gucken sie zusammen die „Sportschau“, die echte Männerrunde, sie fahren sogar gemeinsam in den Urlaub. Was halten eigentlich die Frauen davon? „Unsere Freundinnen haben uns auch so und nicht anders kennengelernt“, sagt Azone. Ganz so reibungslos ist das ja auch nicht. Es gebe schon mal Streit im Studio, off-Air, wenn der eine Moderator sich beispielsweise mal länger über einen Fehler ärgert als der andere. Und sie haben darüber hinaus jeder ja auch noch einen besten Freund.
Ein Dreamteam also, man muss das schon glauben und wundert sich, wer die eigene Unausgeschlafenheit und Reizbarkeit am sehr frühen Morgen kennt. Seit fast 20 Jahren um vier Uhr aufstehen, abends stets um zehn ins Bett, trotzdem nur fünf Stunden Schlaf und dann mit Witzchen, Anekdoten, pointierten Interviews mit Kolumnisten, Wissenschaftlern oder Politikern über fünf Stunden gute Laune verbreiten müssen, während sich die Familie zu Hause noch mal im Bett umdreht oder halb Berlin-Brandenburg schon auf den Beinen ist. Das muss doch mal nerven. Ihre ebenso beliebten Vorgänger im „schönen Morgen“, Volker Wieprecht und Robert Skuppin, hatten irgendwann die Schnauze voll, immer nachts aufzustehen.
„Nein, das ist alles genau getaktet. Du musst es einfach tun, aufstehen“, sagt Azone wie aus der Pistole geschossen. Bis die ersten Nachrichten um fünf Uhr kommen, so Rupp weiter, reden die beiden im Studio ja oft auch gar nicht. Da nervt Azone auch nicht mit einer seiner gekonnten Helmut-Kohl-Stimmen-Imitationen. „Wenn allerdings am Abend zuvor zum Beispiel ein aufregendes Fußballspiel war, kommt Christoph rein und wir tauschen uns sofort aus.“
Ihr Wachmach- und Wachbleib-Rezept sollte so manchen Arbeitgeber zum Nachdenken anregen: Fünf Stunden Schlaf, dann Buttermilch trinken, literweise, keine feste Nahrung, die ganze Sendung bis zehn Uhr. Und immer, immer einen Mittagsschlaf, anderthalb Stunden. Mal morgens ausschlafen? Nein. Erstaunlicherweise haben die beiden nichts dagegen, sich in der sendungsfreien Woche um zehn Uhr im Café am Savignyplatz zu treffen. Sie kommen sogar zu früh zum Interview. Das ist der gewohnte Rhythmus, und Stefan Rupp, der um die Ecke wohnt, muss eh’ seinen drei Kindern frühmorgens die Schulbrote schmieren.
Zum 20-jährigen Dienstjubiläum legen Rupp und Azone Sonderschichten ein, nicht nur in dieser Woche, mit den gemeinsamen Sendungs-Ausgaben 3001 ff. Am 12. Mai sind sie zu Gast an der „Hörbar Rust“. Gelegenheit zum persönlichen Kennenlernen haben alle Fans am 18. Mai. Da legen Rupp & Azone bei der „Schönen Party“ in der Berliner Kalkscheune auf. Wie lange wollen sie noch früh aufstehen, den schönen Morgen moderieren? Sie haben sich da erst mal kein Ende gesetzt, sind mit 44 und 45 ja auch noch mitten in der Radio-Eins-Generation. Der nächste Streit ist hingegen womöglich programmiert. Stefan Rupp ist Bayern-Fan, Christoph Azones Herz hängt am VfB Stuttgart. Fürs Pokalfinale wollen sie sich noch Tickets organisieren.
„Der Schöne Morgen“, fünf bis zehn Uhr auf Radio Eins
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