Late-Night-Show: Aus für Harald Schmidt
Nach nur acht Monaten Sendezeit macht Sat.1 Schluss mit der „Harald Schmidt Show“. Der Grund: Zu wenige Zuschauer. Der Entertainer selbst kommentiert die Entscheidung nur mit einem Wort.
Harald Schmidt wollte es noch einmal allen zeigen, als er im vergangenen September mit seiner Late-Night-Show von der ARD zurück zum Privatsender Sat.1 kehrte. Doch nach gerade einmal acht Monaten ist für den 54-Jährigen schon wieder Schluss. Wenn die „Harald Schmidt Show“ am 3. Mai in die Sommerpause geht, ist dieser Tag gleichzeitig „das Finale der Sendung“, teilten Sat 1 und die Kogel & Schmidt GmbH, die die Sendung produziert, am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung mit. Darauf hätten sich beide Seiten „nach intensiven Gesprächen“ verständigt.
Als Grund für das Aus nennt Sat-1-Geschäftsführer Joachim Kosack die schlechten Quoten. Selbst die Erhöhung der wöchentlichen Frequenz von zwei auf drei Ausgaben habe „die Fangemeinde leider nicht ausreichend erweitern können“, sagte Kosack. Auch wenn Schmidts Show für ihn "Late Night der Extraklasse“ sei.
Zumindest was das Zuschauerinteresse angeht, konnte Entertainer und Kabarettist Harald Schmidt mit seiner dienstags und mittwochs, seit 2012 auch donnerstags um 23 Uhr 15 laufenden Show nicht mehr an seine alte Form anknüpfen. Hatte er Sat 1 zwischen 1995 und 2003 regelmäßig einen Marktanteil von mehr als 10 Prozent beschert – in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen teilweise Spitzenwerte von 26,4 Prozent –, kam er seit September bei dieser Gruppe nur auf einen durchschnittlichen Marktanteil von 7,1 Prozent und lag damit deutlich unter dem Senderschnitt von 10,2 Prozent. Eine positive Tendenz war nicht erkennbar. Sat 1 zog vorzeitig die Reißleine, denn Schmidts Vertrag mit dem Münchner Privatsender endet eigentlich erst im Sommer 2013.
Sat 1 war in den Jahren von 1995 bis 2004 Schmidts Heimat geworden, nachdem er seine Karriere bei WDR und in der ARD gestartet hatte. Als der damalige Sat-1-Geschäftsführer Martin Hoffmann gehen musste, verabschiedet sich auch Schmidt und fing nach einer "kreativen Pause" 2004 im Ersten wieder mit einer Sendung an. Die zunächst guten Quoten sanken jedoch, auch in der Phase, als Oliver Pocher sein „Sidekick“ wurde. Schmidts 2011 auslaufender ARD-Vertrag wurde nicht verlängert, er kehrte deshalb im vergangenen Herbst zu Sat 1 zurück. Doch die alte Liebe zwischen ihm und seinem Sender rostete überraschend schnell.
Mit Schmidt scheitert innerhalb kurzer Zeit bereits ein zweiter, vormals erfolgreicher Moderator bei Sat1. Schon Johannes B. Kerner, der vom ZDF kam, musste seine Magazinsendung wegen mangelnden Zuschauerinteresses beenden. Auch Oliver Pochers Freitagabendshow wurde abgesetzt. Die Champions League, für Sat 1 eine wichtige Marke, wird ab der kommenden Saison vom ZDF übertragen. Dem Sender fehlen Gesichter und Formate, die das von Krimi-Soaps, Gerichtsshows und Serien geprägte Image ergänzen können.
Sat-1-Sprecherin Diana Schardt versicherte, dass sich der Sender und Schmidt „nicht im Streit“ trennen würden. Doch von Geschäftsführer Kosack gab es keine aussage dazu, dass dem Entertainer die Türen bei Sat 1 weiter offen stehen. Welche Sendung auf dem Schmidts Platz folgt, wollte der Sender am Mittwoch noch nicht bekannt geben.
Schmidt selbst kommentierte das Aus mit einem knappen „Schade“. Dass er wohl gerne weitergemacht hätte, ist aus den Worten seines Kompagnons Fred Kogel herauszuhören: „Die Sendungen waren gut, die Quoten waren es insgesamt noch nicht. Eine tägliche Late-Night-Show braucht entsprechende Rahmenbedingungen und vor allem Zeit.“
Allerdings: Nach sechs Monaten sollte ein Entertainer wie Schmidt sein Publikum gefunden haben. Das ist ihm trotz guter Gags nicht gelungen. Vielleicht sind seine Fans mit ihm alt geworden, liegen um 23 Uhr 15 lieber im Bett? Vielleicht wollen Sat-1-Zuschauer lieber „Knallerfrauen“ statt „Opa“?
Ob er sein Publikum künftig woanders suchen will, sagte Schmidt am Mittwoch nicht. Zumindest beim ZDF-„Traumschiff“ dürfte er in seiner Rolle als Kreuzfahrtdirektor Schifferle nicht so bald von Bord gejagt werden.
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