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Mehr Freiheit bei Programm-Ausspielwegen: Tom Buhrow, ARD-Vorsitzender.
© dpa

Corona-Streit und Zukunftsdialog: ARD-Zuschauer, wünsch dir was!

Die ARD will in den Dialog mit Zuschauern und Zuhörern kommen. Hoffentlich muss sie sich dabei nicht über die gereizte Gesellschaft wundern wie bei #allesdichtmachen.

Die spannendste Frage an die ARD-Intendanten bei ihrer Pressekonferenz nach der turnusmäßigen Sitzung am Donnerstag kam fast zum Schluss: Wie halten Sie es mit den zahlreichen „Tatort“-Kommissaren rund um Jan Josef Liefers, die bei #allesdichtmachen mit gemacht haben, um sich dort mit Videos auf recht missverständliche, ironische Weise über die Corona-Politik zu äußern? Da war ja saftige Kritik an Medienberichterstattung dabei, mithin – auch an der ARD.

Man müsste das nicht zum Skandal aufbauschen, die ARD sehe keinen Anlass für Sanktionen gegen die Schauspieler und Regisseure, so Programmdirektor Volker Herres.

Zurück zur Tagesordnung also, zumindest bei den ARD-Granden. Die Intendantinnen und Intendanten wollen mehr Flexibilität, um ihre Programme verstärkt auch im Netz verbreiten zu können.

Das Thema war gerade auch in Berlin/Brandenburg bei der Diskussion um den neuen RBB-Staatsvertrag hoch gekocht, dessen Verabschiedung ins nächste Jahr verschoben wurde - auch, weil sich die Politik in Sachen Ausspielwege, Flexibilität zwischen UKW und Internet nicht einig wurde.

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„Wir halten das für ein gutes Instrument und wollen darüber weiter sprechen“, sagte der ARD-Vorsitzende, Tom Buhrow nach der Sitzung. Derzeit arbeiten die Länder, die für Medienpolitik zuständig sind, an der Reform von Struktur und Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland und wollen noch in diesem Jahr Vorschläge vorlegen. Es gehe bei den Debatten darum, dass die Bedeutung des Internets und Streaming bei den Nutzern zugenommen hat im Vergleich zum klassisch fortlaufenden Fernsehprogramm.

Wünsch dir was mit Eckart von Hirschhausen und Natalie Amiri

Bisher, so Buhrow, sei der Rahmen zu allem, was die Sender tun, also jeder Spartenkanal bis hin zu jeder Hörfunkwelle, in Länder-Rundfunkstaatsverträgen oder Rundfunkgesetzen eines einzelnen Bundeslandes festgeschrieben. Es gebe die Überlegung, dass Sender unter der Aufsicht ihrer Gremien´ selbst entscheiden können, „wann der Zeitpunkt gekommen ist, wo ein bestimmtes Angebot und ein bestimmter Teil des Auftrags nicht mehr so gut im Linearen aufgehoben ist“, weil die Zuschauer und -hörer sich längst in den non-linearen Raum bewegt hätten.

Konfliktfreier dürfte das nächste Anliegen der ARD sein. In einem Dialog mit Bürgern will sich die Anstalt konkrete Rückmeldungen abholen, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Zukunft aussehen soll. Im Mai starten die ARD-Sender einen längeren Zukunftsdialog, mit Workshops, Beteiligung prominenter Moderatoren und Journalisten wie Eckart von Hirschhausen und Natalie Amiri sowie einer öffentliche Online-Plattform, auf der Bürger Hinweise und Ideen eintragen können. Das Projekt läuft bis November.

Buhrow wird hoffen, dass er sich dabei nicht weiter „über die komplette Gereiztheit in der Gesellschaft“ wird wundern müssen – wie derzeit bei der Diskussion um #allesdichtmachen.

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