Noch mehr Krimis: ARD wird ZDF
Die ARD stellt die "Große Show der Naturwunder" ein. Das ist zu verkraften. Nicht zu verkraften, dass dafür Krimis gesendet werden. Ein Kommentar.
Vom ZDF lernen, heißt siegen lernen? Ja, wenn das höchste Fernsehglück darin besteht, bei den Marktanteilen bundesweiter Spitzenreiter zu sein. Das Zweite führt auch im September die TV-Liga mit 12,6 Prozent an, danach kommt die ARD mit 11,2 Prozent, Dritter ist der Privatsender RTL , der auf 9,2 Prozent kommt.
Das ZDF-Programm ist konsequent auf Erfolg getrimmt. Und kein Genre markiert auf dem Trimm-dich-Pfad so viele Stationen wie der Krimi. Was schon die zahllosen „Soko“-Formate am Vorabend befördern, das ist in der Prime-Time Sendepflicht: der Deutschen Vorliebe für das TV-Verbrechen zu füttern.
Die ARD nimmt sich jetzt die TV-Konsequenz zum Vorbild. Am Donnerstag wird „Die große Show der Naturwunder“ eingestellt, dafür laufen Krimis, neben „Donna Leon“-Verfilmungen also Lissabon-Krimis, Bozen-Krimis, der „Tel-Aviv-Krimi“, der „BarcelonaKrimi“, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Die Schönheit des Schauplatzes wird mit der Schönheit der Leiche korrespondieren. Wahnsinnskonzept, oder?
Für das KrimiReinheitsgebot wird am Donnerstag also „Die große Show der Naturwunder“ eingestellt. Frank Elstner und Ranga Yogeshwar waren seit 2006 damit unterwegs. Die Show ist in die Jahre gekommen, wirkte zuletzt so, als ob Opi Frank und sein Enkel Ranga in den Zylinder griffen und zur eigenen Verblüffung doch nur ein Kaninchen nach dem anderen herausholten.
Nur Krimi am Donnerstag, Show nur am Samstag? Kandidaten sind „Hirschhausens Quiz des Menschen“ (Geruchssinn, Allergien, Kurzschlaf) oder „Frag doch mal die Maus“ (Kann man fleischfressende Pflanzen zu Vegetariern erziehen?). Wie wäre es jetzt mit einer innovativen Digitalshow? Ein Zukunftsthema sondergleichen, jugendaffin zudem.
Ehrlich gesagt, ist beim Einfallsreichtum des Ersten eher zu erwarten, dass der „Zürich-Krimi“ plus der „Kroatien-Krimi“ von Donnerstag nach Samstag wechseln. Dort wartet im Zweiten der „Stralsund“-Krimi. Fernsehen kann so einfach sein. Man muss es nur einfach machen und einfach haben wollen.