Olympia-TV: ARD und ZDF verhandeln wieder um Livebilder
Doch noch Live-Bilder von den Olympischen Spielen bis 2024 bei ARD und ZDF? Rechteinhaber Discovery scheint sich verrechnet zu haben
Die Verhandlungen sind weit fortgeschritten. Zumindest haben ARD und ZDF bereits Mitarbeiter nach Pyeongchang geschickt, wo Anfang kommenden Jahres die Olympischen Winterspiele ausgetragen werden. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender dürfen sich große Hoffnungen machen, doch noch von Olympia berichten zu dürfen. Der Poker läuft wieder.
Damit war kaum mehr zu rechnen. Bereits im November waren die Vertragsgespräche von ARD/ZDF mit Eurosport und dem US-Mutterkonzern Discovery mit einigem Getöse als offiziell gescheitert erklärt worden. Geschätzte 100 Millionen Euro lagen zwischen dem ARD/ZDF-Angebot und der Discovery-Forderung. „Eurosport wird exklusives Zuhause der Olympischen Spiele in Deutschland“, verkündete der Spartensender daraufhin.
Mehr als ein halbes Jahr später bestätigte am Dienstag ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „Wir befinden uns in Gesprächen mit Eurosport/Discovery. Wir haben ja bereits im vergangenen Jahr betont, dass wir uns bemühen würden, Sub-Lizenzen an den Olympischen Spielen zu akzeptablen Bedingungen zu erwerben.“
Jetzt geht es wieder um Live-Rechte, nachdem zuletzt nur über die Kurzberichterstattung gesprochen worden war. Die deutsche Discovery-Chefin Susanne Aigner-Drews hatte am Montagabend zu einem Artikel der „FAZ“ gesagt: „Ich kann bestätigen, dass es wieder Gespräche gibt.“ Wie nahe sich die beiden Seiten sind, wollte Aigner-Drews nicht verraten. Balkausky sagte dazu nur: „Eine abgeschlossene Vereinbarung gibt es bisher nicht. Aus diesem Grund können wir uns zu der Thematik derzeit nicht weiter äußern."
Discovery hat sich verrechnet
Nach Lage der Dinge muss Discovery sich eingestehen, dass der Konzern sich verrechnet hat. Ohne eine Einigung mit ARD/ZDF würde sehr viel Geld aus dem deutschen Markt fehlen. Der Konzern muss 1,3 Milliarden Euro an das Internationale Olympische Komitee (IOC) zahlen. So viel kosten die europäischen TV-Rechte für vier Olympische Spiele in Pyeongchang (2018), Tokio (2020), Peking (2022) und 2024 (Paris oder Los Angeles). Mit Werbeerlösen und Pay-Abonnements alleine kann Discovery sicherlich nicht genug verdienen. Das US-Unternehmen will in Deutschland im Free-TV über Eurosport und DMAX senden. Weitere Angebote wie Eurosport 2 und der Eurosport-Player im Internet sind kostenpflichtig.
ARD und ZDF hatten nach dpa-Informationen für die Sub-Lizenzen von vier Spielen rund 200 Millionen Euro geboten. Da kein anderes deutsches TV-Unternehmen eine solche Summe aufbringen kann und will, droht Discovery ein großes Loch in der Kalkulation. Auch deswegen, weil die Spiele bis 2022 in Asien und damit zu sehr ungünstigen Übertragungs-, sprich Werbezeiten stattfinden. Offensichtlich hat Discovery nach einer Phase der "dicken Muckis" gegenüber ARD und ZDF nochmals gerechnet. Die öffentlich-rechtlichen Sender werden bei der neuen Verhandlungsrunde in keiner schlechten Position sein.
Discovery hat auch teure Fußballrechte gekauft
Zugleich hat Discovery/Eurosport noch ein anderes finanzielles Problem. Geschätzte 70 Millionen Euro kosten die 45 Fußball-Spiele, für die der Sender die Rechte erworben hat: 40 Punktspiele der Bundesliga, dazu vier Relegations-Partien und der Supercup. Doch auch mit Sky hat das US-Unternehmen noch keine Einigung über die Einspeisung erzielt, so dass ein weiterer Millionen-Verlust droht. Fußballfans müssen nach derzeitigem Stand ein Internet-Abonnement von 29,99 Euro jährlich bezahlen, um ab August die Freitagsspiele sowie je fünf Begegnungen am Sonntag und Montag über das Internet bei Eurosport sehen zu können. Damit ließen sich die Rechtekosten wohl kaum wieder einspielen.
Der Zeitdruck ist in beiden Fällen immens. Das gilt auch für die Olympischen Spielen im Februar 2018, weil die Vorarbeiten viele Monate dauern. Und sie kosten auch Geld. Daher lässt die derzeitige Reise von ARD/ZDF-Mitarbeitern nach Südkorea darauf schließen, dass eine Einigung bevor steht. (mit dpa)