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Für Fußball-Fans inzwischen ein gewohnter Anblick: ein Trainer wie Florian Kohfeldt von Werder Bremen im Gespräch mit einem Feldreporter von Amazon Prime.
© Tsp

Restart der DFL-Rechteauktion: Amazon setzt Dazn und Sky unter Druck

Amazon gehört zu den Profiteuren der Pandemie: Der Internetriese will auch nach Corona an seinen Fußball-TV-Ambitionen festhalten.

„Bundesliga Live: SV Werder Bremen – VFL Wolfsburg – Heute bei Prime Video“. Das stand am Sonntag ganz oben auf der Homepage des Internetgiganten Amazon. Anstoß war um 13 Uhr 30, bereits eine Viertelstunde vorher unterhielt sich Amazon-Moderator Benni Zander mit dem Fußballexperten Mirko Slomka über die Chancen von Werder im Abstiegskampf, bevor dann Christoph Fetzer die Begegnung im Weserstadion kommentierte.

Für die Fußballfans ist es inzwischen fast schon Routine, dass der Internetversandhändler zum Anlaufpunkt für die Bundesliga geworden ist. Seit drei Wochen überträgt Amazon Prime die Geisterspiele – und profitiert dabei auch an dieser Stelle in gewisser Weise von der Corona-Pademie. Einerseits, weil derzeit mehr Menschen online einkaufen, andererseits bei den Fußballübertragungen, weil Discovery/Eurosport wegen der coronabedingten Absage der Olympischen Spiele finanziell besonders klamm ist. Amazon kann es recht sein, kann der Streamingdienst so doch vor der Wiederaufnahme der Rechteverhandlungen am Montag mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für die anstehenden Bundesliga-Spielzeiten beweisen, dass man dazu auch tatsächlich in der Lage ist.

Den Test beim Stadtderby bestanden

Aus Berliner Sicht war dafür das Berliner Stadtderby zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Union der wichtigste Test. Die Co-Kommentierung von Marko Rehmer ging dabei ebenso in Ordnung wie die sonstige Qualität der Übertragung, heißt es aus dem professionellen Medienlager.

Die Auktion um die TV-Rechte hat wegen Corona sechs Wochen pausieren müssen. Es geht um die Spielzeiten von 2021/22 bis 2024/25. Zum Verkauf stehen in erster Linie sieben audiovisuelle Live-Rechtepakete und sieben zeitversetzte Rechtepakete. Die Auktion soll noch mehr Milliarden in die Kassen von DFL und Vereinen spülen als zuvor. Zuletzt wurden 4,64 Milliarden Euro für vier Spielzeiten gezahlt. „Wachstum ist möglich“, meint DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. Eine erneute Steigerung von mehr als 80 Prozent wie vor vier Jahren hält aber auch er für „sehr unwahrscheinlich“. Hingegen nicht so unwahrscheinlich ist, dass die Fußballfans künftig noch mehr Abos abschließen müssen, um alle Spiele und Konferenzen live zu sehen. Einer der Akteure könnte dauerhaft Amazon Prime sein.

Warum sich Sky und Dazn sorgen müssen

Sicher ist, dass der Pay-TV-Sender Sky und der Sportstreamer Dazn allen Grund zur Besorgnis haben. Sportbusiness-Berater Jochen Lösch findet, dass der aktuelle Vertrag ein genialer Schachzug der DFL war, um Panik im Markt zu erzeugen. Sky oder Dazn haben mit Amazon bereits erste, für sie leidvolle Erfahrungen gemacht. In England kaufte Amazon die Rechte für 20 Spiele der Premier League – Dazn ging leer aus. Und für den deutschen Markt sicherte sich der US-Konzern im Dezember vergangenen Jahres Rechte an der Champions League – und Sky ging leer aus. Einen ersten Anlauf in Richtung Bundesliga hatte Amazon bereits bei der letzten Rechtevergabe unternommen, als sich der Internethändler erfolgreich um die Webradio-Rechte bewarb.

Finanziell kann sich der Internetriese den längerfristigen Einstieg in den deutschen TV-Fußball jedenfalls leisten. „Amazon kann mit dem Finger schnipsen und sich alles kaufen“, sagte Sportbusiness-Berater Kay Dammholz, der früher bei der DFL und bei Dazn tätig war. Anders als Sky oder Dazn muss der Handelsriese seine Sportinvestitionen nicht durch Abonnements hereinholen. Für Amazon gehe es vielmehr um Kundenbindung. (mit dpa)

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