"RTL Direkt", Nachrichtensendung wie keine andere: Am Ende stets positiv
Von Montag an will "RTL Direkt“ mit „Tagesthemen“ und „heute-journal“ konkurrieren. Achorman Hofer verzichtet auf Krawatte.
Der Standort soll sich in einen Vorteil verwandeln. Wenn „RTL Direkt“ am kommenden Montag um 22 Uhr startet, dann kommt die Livesendung aus der Hauptstadt-Dependance des Privatsenders an der Behrenstraße in Berlins Mitte, sprich aus dem politischen Zentrum Deutschlands. Also wird der Premierengast, Annalena Baerbock von Anchorman Jan Hofer im erkennbar geräumigen Studio, vordringlich designt in Nachrichtenblau und akzentuiert mit orangen Streifen, interviewt. Das schafft, vielleicht, eine größere Nähe von Gastgeber und Gast, als sie die öffentlich-rechtliche Konkurrenz aus „Tagesthemen“ und „heute journal“ herstellen kann. Die ARD-Sendung wird in Hamburg produziert, das ZDF-Magazin in Mainz, beider (Politiker-)Interviews werden zumeist über Schalten vorab aufgezeichnet.
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Mit der Kanzlerkandidatin wird es am Montag, wenn die Briefwahl zur Bundestagswahl am 26. September startet, um den laufenden Wahlkampf gehen und sehr zentral um die Frage: Was kostet grüne Politik die Bürgerinnen und Bürger? „Berlin Direkt“ will eben den Sendetitel zum Programm machen, wie es Redaktionsleiter Lothar Keller im Pressegespräch am Donnerstag erläuterte: „Wir verfahren nach der Leitidee: Was bewegt Deutschland heute? Es soll um die Themen gehen, die den Menschen an diesem Tag unter den Nägeln brennen.“ Dafür sei die Sendung mit eigenem Reporterteam dort unterwegs, wo Ereignisse stattfänden und Menschen etwas zu sagen hätten.
Eine Sendung wie keine andere
Auf diese Weise soll der hohe Anspruch, „RTL Direkt“ werde eine Nachrichtensendung wie keine andere sein, eingelöst werden. Aber auch dieses Format muss dem Grundgesetz eines seriösen Informationsangebots folgen, also werden die 20 Minuten von Montag bis Donnerstag zweigeteilt, in eine Zusammenfassung der Themen des Tages mit anschließender Fokussierung auf das Thema des Tages. Und nicht zu vergessen: der Schlussakkord soll stets positiv ausfallen.
Dem Sender ist es um die notwendigen Ressourcen nicht bange. Für RTL News arbeiten 1250 Journalisten und journalistische Mitarbeiter an weltweit 24 Standorten und in Assoziation mit 17 Radiostationen, da ist steter Zufluss an News garantiert. Vor diesem Hintergrund ist auch die Entscheidung für eine weitere Nachrichtensendung in der späten Primetime zu verstehen. „Wir erweitern das Nachrichtenangebot“, sagte Stephan Schmitter, Geschäftsführer RTL News, „für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer zwischen unseren erfolgreichen Newsformaten, ,RTL Aktuell‘ um 18 Uhr 45 und dem ,Nachtjournal‘ um Mitternacht.“ Der RTL-Zuschauer soll nicht länger Grund haben, um 21 Uhr 45 zum „heute-journal“ oder um 22 Uhr 15 zu den „Tagesthemen“ zu wechseln. RTL will sich zum Samt-und-Sonders-Biotop für sein Publikum entwickeln.
Wettbewerb mit den Öffis
Der Wettbewerb mit den Öffentlich-Rechtlichen um die besten und im Kern relevanten Informationen wird angenommen – das ist eine gute Nachricht für die Nutzerinnen und Nutzer der TV-Information.
RTL hat dafür eine neue Redaktion und ein neues Studio in Berlin aufgebaut, doch bei Präsentation und Moderation wird eine öffentlich-rechtliche Anleihe genommen: Jan Hofer, jüngst verabschiedeter Chefsprecher der ARD-„Tagesschau“, wird Anchorman von „RTL Direkt“. Im Herbst wird Pinar Atalay, auch sie kommt von der ARD, dazustoßen.
Beim Pressegespräch zeigte sich Jan Hofer, der „RTL Direkt“ mitkonzipiert und mitentwickelt hat, überaus dankbar für die neue Aufgabe: „Wann bekommt man in seinem Leben die Chance, etwas vollkommen Neues zu machen?“ Und das mit 71, könnte man hinzufügen. Hofer schlüpft jedenfalls aus der Sprecherjacke raus und in das Moderatorenjackett hinein. Wie gut dem Routinier das gelingt, wird sich insbesondere beim Studiogespräch mit Annalena Baerbock zeigen.
„RTL Direkt“ wird anders als die Journale bei ARD und ZDF nur von Montag bis Donnerstag ausgestrahlt. Das Wochenende kam offenbar gar nicht in Betracht, zum Übergehen des Freitags sagte Geschäftsführer Schmitter: „Dieser Wochentag ist anders gelagert. Da ist beim Fernsehpublikum Entspannung gefragt, es will mit Unterhaltung ins Wochenende hinüberfloaten.“
Entertainment bleibt
Überhaupt, das Entertainment ist im kommerziellen Fernsehen ein wesentlicher Faktor. Also werden von 20 Uhr 15 bis 22 Uhr 15 weiterhin die Lustigkeiten dominieren, damit ordentlich Werbegeld verdient werden kann. Information ist teuer, und es ist zu erkennen, dass „RTL Direkt“ kein Sparprogramm sein will.
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