Bundesliga im Fernsehen - eine Bilanz: Alles auf die 306
Gewinner & Verlierer der ersten Bundesliga-Saison mit so vielen Medien-Playern und Anstoß-Zeiten wie nie zuvor. Vor allem die "Sportschau" hadert mit dem zerklüfteten Spieltag.
Zerklüfteter Spieltag, mehr Anstoß-Zeiten, neue TV-Sender und Streamingdienste, teils kostenpflichtig – der Fußballfan hatte in der abgelaufenen Bundesligasaison seine liebe Mühe, alle 306 Spiele, alle Tore zu verfolgen. Man musste sich umgewöhnen. Erstmals gab es bei Live-Übertragungen nicht nur einen Fernsehpartner. Zwar überträgt Sky weiter die meisten Partien, doch die Freitagsspiele und jene, die nun am Sonntagmittag und Montagabend angepfiffen werden, laufen exklusiv bei Eurosport. Wie viel hat das dem Pay-TV-Sender gebracht, wie den anderen geschadet?
Eurosport. Das Unternehmen Discovery gibt auch zum Saisonende keine Auskunft darüber, wie viele Abonnenten für den anfangs fehleranfälligen Eurosport Player gewonnen werden konnten. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt ein Sprecher. „Das Feedback auf unsere Berichterstattung ist sehr positiv, ob von Fans und Vereinen oder das Lob in den sozialen Netzwerken.“ Mit dem Duo Matthias Sammer und Jan Henkel habe man, Taktiktafel sei dank, den Nerv der Fans getroffen. Sammer bleibt Experte, auch als externer Berater von Borussia Dortmund.
Sky. Dass jetzt nicht mehr alle Spiele bei Sky gezeigt werden, hat dem langjährigen Pay-TV-Marktführer offenbar nicht geschadet. Zu sämtlichen Anstoßzeiten konnten Reichweiten sogar ausgebaut werden. Sonntags, 15 Uhr 30, betrug das Plus gegenüber der Vorsaison 60 Prozent. Die meisten Fans lockte Sky erneut am Samstagnachmittag vor den Fernseher: 1,46 Millionen Zuschauer wurden hier im Schnitt gezählt, 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Sportschau. Ein kleiner Verlierer der Tv-Bundesliga-Saison, was wohl auch an der früh entschiedenen Meisterschaft und den vielen Sky-Topspielen am Samstagabend mit dem FC Bayern zu tun hat. Mit rund fünf Millionen Zuschauern war der TV-Klassiker eine Quoten-Bank fürs Erste, doch Verluste gegenüber der Vorsaison (5,41 Millionen Zuschauer) ließen sich nicht verhindern. Die „Sportschau“ muss aufpassen, dass der Samstagnachmittag nicht weiter an Relevanz verliert. Den Konferenzen in den ARD-Radioprogrammen tat dies keinen Abbruch. Zwischen 15 und 18 Uhr schalteten laut Media Analyse zum Saisonende rund 8,3 Millionen Hörer ein, eine halbe Million mehr als noch 2016/17.
Sportstudio. So gute Quoten wie seit 2011 nicht mehr verbuchte „Das aktuelle Sportstudio“, mit durchschnittlich 2,25 Millionen Zuschauern ab 23 Uhr. Und es geht noch weiter: Das ZDF wird der erste Free-TV-Sender sein, der in den nächsten Tagen Bilder der beiden Relegationsspiele zeigen wird (die Partien Holstein Kiel gegen Wolfsburg gibt es live nur bei Eurosport). In der nächsten Saison bekommt die Moderatoren-Garde um Katrin Müller-Hohenstein mit Dunja Hayali prominenten Zuwachs.
RTL Nitro. Ein ganz neuer Player im Free-TV. Die Zusammenfassungen sämtlicher Spiele vom Wochenende am späten Montagabend, präsentiert von Laura Wontorra, taten sich schwer, Publikum zu finden, bei einem Marktanteil von rund einem Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Aufschwung soll die Euro League bringen, die demnächst im Free-TV bei RTL Nitro laufen wird, nicht mehr bei Sport1.
Sport 1. Der Münchner Nischensender gibt am Mittwochabend mit der Übertragung des Euro-League-Finales Athletico Madrid gegen Marseille seinen Abschied aus der exklusiven Topßball-Live-Berichterstattung. Immerhin: Der Talk „Doppelpass“ mit Thomas Helmer am Sonntagmorgen konnte trotz direkter Talk-Konkurrenz auf Sky Sport News HD („Wontorra“) mit durchschnittlich 990000 Zuschauern seine Reichweite ausbauen. Hier kann man weiter die klugen Analysen von Marcel Reif verfolgen.