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Thomas Gottschalk
© dpa

Thomas Gottschalk im Porträt: 65 und ein bisschen weise

Thomas Gottschalk will im Fernsehen nur noch Thomas Gottschalk sein. Im Admiralspalast feiert der Moderator seinen 65. Geburtstag. Eine Begegnung in Berlin.

RTL spart nicht. Die Bühne des „Admiralspalasts“ an der Friedrichstraße ist sehr aufwendig, fast intim dekoriert, schließlich soll sich das Geburtstagskind wohlfühlen. Das Geburtstagskind, oder soll man besser sagen: der Jubilar?, heißt Thomas Gottschalk. Der Großfürst der Fernsehunterhaltung wird an diesem Montag tatsächlich 65 Jahre alt. Was andere privat feiern, machen der Entertainer und RTL zur „Live-Event-Show: Herbstblond – Gottschalks große Geburtstagsparty“. Start ist um 20 Uhr 15, um 23 Uhr soll Schluss sein, weil aber die Show live produziert wird und Thomas Gottschalk (sich) selber moderiert, ist mit Übergröße zu rechnen.

Der Sender gehe mit der „Ü-60-Party“ ein „Hochsicherheitsrisiko“ ein, keiner könne mit Gewissheit sagen, ob das Publikum mit ihm anstoßen wolle. Das tat Gottschalk mit gebotener Vorsicht kund, wohlwissend, dass sein Vertrag mit RTL ausläuft. Ja, es werde Gespräche geben, ja, es werde im Herbst neue Folgen des Formates „Die 2“ mit Gottschalk-Buddy Günther Jauch geben. Klar ist, dass der frühere Jugendsender RTL mittlerweile seine Position im reifen Sektor der 19- bis 59-Jährigen sucht; Gottschalk ist in der RTL-Perspektive für diese Zuschauer als Einschaltimpuls mehr als denkbar.

Der Showmann hat dabei sein Terrain markiert: Wann immer er auf die TV-Bühne treten wird, wird er für sein Publikum „das sein, was auf der ganzen Welt nur er sein kann: Thomas Gottschalk“ (RTL-Sprech). Das könne ihm, sagte der Gepriesene, als Arroganz ausgelegt werden, er aber wisse nach bald 40 Jahren im Mediengeschäft, dass er live am besten sei, wenn er reagieren müsse. Gottschalk sagte, „es muss einen logischen Platz für mich im Fernsehen geben“. Er will keine Fragezeichen über seine Person, sondern Ausrufezeichen herbeimoderieren. Was nicht passt, muss passend gemacht werden – da erweist sich der Wert eines 65. Geburtstags.

Der Entertainer setzt sich dabei nicht absolut, er schätzt einen Jan Böhmermann und einen Klaas Heufer-Umlauf. Die beiden hätten „völlig neue Formen und Formate ins Fernsehen“ gebracht, so wie er es vor 40 Jahren getan habe. Jetzt hat Thomas Gottschalk ein anderes Ziel – nicht die Historisierung seiner eigenen TV-Verdienste, sondern Gottschalk als der erwartbare Klassiker. Seine Bezugsgröße sind nicht die wenig geliebten Kritiker, sondern das Publikum. Nehmt ihn, wie er ist, oder nehmt ihn gar nicht.

Deswegen soll der Spontan-Künstler im Geburtstagskind auch nur in Umrissen wissen, was ihn bei bei der RTL-Sendung erwartet. Selbstredend sind als „Partykrachmacher“ die Gruppen Slate und Status quo angekündigt, Barbara Schöneberger, Hugo Egon Balder, Freund Jauch, Otto Waalkes und die Friesenjungs, das sind erst einige Namen auf der Gästeliste. Gottschalk soll überrascht werden, „offene Rechnungen“ beglichen werden. Nicht blutig, mit guter Laune.

Thomas Gottschalk sieht sich heute auf dem „Scheitelpunkt“, die Arbeit an der Autobiografie sei eine „Nachdenkpause“ gewesen: Was war, was ist, was soll sein. Den Verkaufserfolg begründete er auch damit, dass er „Teil der kognitiven Erinnerung der Deutschen“ sei, jedenfalls der guten Tage.

Kein Gespräch mit Gottschalk ohne „Wetten, dass..?“-Zukunftsfrage. Die Zeiten der ZDF-Show mit jährlich sieben, acht Ausgaben schätzt er als erledigt ein; möglich sei eine Show pro Jahr in einer reduzierten Form. Aber: „Es gibt keine geheimen Pläne mit dem ZDF.“ Aber auch: Wer immer über eine nostalgische Reminiszenz an Europas einstmals größte Fernsehshow nachdenkt, der muss wissen: „Wetten, dass..?“ funktioniert nur mit Thomas Gottschalk. Markus Lanz hat es bewiesen.

„Herbstblond“, RTL, 20 Uhr 15, Montag

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