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Mary Katrantzou entwarf für Adidas eine Kollektion. Hier dekorierte sie das Dreiblatt und die drei Streifen zu einem Muster.
© promo

Mode aus London: Mary Katrantzou feiert mit Adidas in Berlin

Mary Katrantzou wurde in London vom ersten Tag an gefördert. Heute gehört sie dort zu den erfolgreichsten Designerinnen.

Man stelle sich vor: Ein Berliner Designer, noch recht jung und erst seit ein paar Jahren am Markt, sitzt im Londoner Kaufhaus Harrods zwischen seinen Kollektionen, die hier seit zwei Jahren verkauft werden. Journalisten stehen Schlange, am Abend zuvor hat ein großer Sportartikelhersteller den Beginn einer Kooperation mit diesem Designer bei einem Dinner gefeiert, und nur die Wichtigsten und Schönsten waren eingeladen. Ist natürlich fies, die Berliner Mode mit der Londoner zu vergleichen. Aber es ist verlockend, denn letzte Woche ist genau das Umgekehrte in Berlin passiert. Mary Katrantzou war in der Stadt. Die junge Designerin aus London saß in der „Private Shopping Suite“ des KaDeWe und gab ein Interview nach dem anderen. Am Abend zuvor hatte sie mit dem Creative Director von Adidas, Dirk Schönberger, beim Dinner im Soho House die erste gemeinsame Kollektion vorgestellt: 16 Kleidungsstücke, sechs Paar Turnschuhe. Sie wird weltweit verkauft.

Alte Briefmarken, Parfümflakons - alles kann für Katrantzou zum Motiv werden

Mary Katrantzou hat einen rasanten Aufstieg hinter sich. Mit 19 kam die Tochter eines Textilfabrikanten aus Athen erst nach New York und dann nach London, um dort an der bekanntesten Modeschule der Welt Textildruck und dann Modedesign zu studieren. Central Saint Martins hat Designer wie Stella McCartney, Alexander McQueen und John Galliano hervorgebracht. Mary Katrantzou wurde 2008 gleich mit ihrer Diplom-Modenschau zum Shootingstar. Sie war eine der Ersten, die mit Digitaldrucken experimentierte, und hat mit ihren geschickt platzierten, überdimensionierten Mustern von der ersten Kollektion an eine wiedererkennbare Marke geschaffen. Parfumflakons, funkelnde Juwelen, alte Briefmarken, fluoreszierende Landschaften – jede Saison arbeitet sie sich an einem anderen Motiv ab.

Mary Katrantzou zwischen zwei ihrer Entwürfe, die im KaDeWe verkauft werden.
Mary Katrantzou zwischen zwei ihrer Entwürfe, die im KaDeWe verkauft werden.
© promo

Für Adidas greift sie auf Drucke aus ihrer Kollektion vom Frühjahr 2014 zurück. Gebundene Schnürsenkel an einem Turnschuh, so auf ein Kleid gedruckt, dass die Vergrößerung aussieht wie ein Korsett, technische Materialien wie unter einem Mikroskop, dazu die drei Adidas-Streifen wie Seitenspoiler auf der ausladenden Hüftpartie eines Minikleids.

Ihre Mode wurde so oft kopiert, da macht sie es lieber selbst

Es ist nicht ihre erste große Kooperation. Sie hat schon Taschen für Longchamps, Jeans für Current Elliot und vor allem Kleider für die Massen gemacht – gleich drei Mal arbeitete sie mit dem britischen Bekleidungsriesen Topshop zusammen: „Ich wurde so viel von den großen Modeunternehmen kopiert, da dachte ich mir, das mache ich lieber selbst, dann ist es wenigstens gut. Außerdem hat es meine Bekanntheit enorm erhöht.“

Dass sie jetzt noch mal für Adidas eine Kollektion mit flirrenden Drucken entwickelte, ist schon fast eine Rückschau. Denn bei ihrer letzten Modenschau im September in London wurde als kleine Sensation gefeiert: Die Drucke sind weg! Nun entwickelt Mary Katrantzou eigene Materialien und beschichtet Stoffe, bis sie aussehen wie glänzender Asphalt, lässt Muster nicht drucken, sondern in Paris sticken und appliziert große Steine.

Um weiter vorne dabei zu sein, muss sich die 31-jährige Designerin verändern: „Drucke sind heutzutage so leicht zu machen. Meine werden auf jedem Segment, das der Markt zu bieten hat, kopiert.“

Ohne die Förderung vom British Fashion Council wäre ihre Karriere nicht so rasant verlaufen

Aber bis hierher, findet sie, hat sie alles richtig gemacht. „Ich bin sehr glücklich, die Reaktionen auf meine Kollektionen waren herausragend, und ich fühle mich jetzt frei, Dinge zu tun, von denen ich noch nichts weiß.“

Auch für Londoner Verhältnisse ist Mary Katrantzous Karriere rasant: Sie gewann mehrere hoch dotierte Preise und wurde 2010 mit dem British Fashion Award als bestes Talent ausgezeichnet. Die ersten sechs Saisons wurde sie vom British Fashion Council mit Geld, Modenschauen und kaufmännischer Beratung unterstützt.

Mary Katrantzou ist sehr zufrieden: „Ohne die Unterstützung hätte ich es nicht geschafft.“ Wie hätte sie sonst so viel über Großhandel, Recht, Vertrieb erfahren sollen? Sie gehört einer Designergeneration an, die von Anfang an ihr Geschäft virtuell aufgebaut hat. Die Unterstützung vom öffentlich finanzierten British Council hat sich gelohnt, heute verkauft sie ihre Kleider weltweit in 250 Läden und arbeitet mit einem großen Team zusammen. Man stelle sich vor: Designer wie Perret Schaad oder Vladimir Karaleev würden so gefördert. Nicht auszudenken, wie das die Mode in Berlin voranbrächte!

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