Krokodile zu Taschen: Jane Birkin will mit der Hermès-Tasche nichts mehr zu tun haben
30 Jahre Modegeschichte nehmen eventuell ein jähes Ende: Jane Birkin bittet Hermès die ikonische "Birkin Bag" umzutaufen. Grund ist ein alarmierendes Video der Tierschutzorganisation Peta, das die Zustände auf einer Krokodil-Farm, einem Zuliefererbetrieb der Modemarke, zeigen sollen.
Schluss mit lustig – Jane Birkin bittet den Moderkonzern Hermès die weltberühmte nach ihr benannte Tasche umzutaufen. Damit blättert nicht nur ein bisschen Gold vom noblen Namen der Pariser Marke ab, sondern eine rund 30-jährige Modegeschichte findet ihr glanzloses Ende. Dabei hatte alles so traumhaft angefangen: Anfang der 80er Jahre hatte der damalige Hermès-Vorstand Jean-Louis Dumas Jane Birkin auf einem Flug von Paris nach London kennen gelernt. Als Dumas der britischen Schauspielerin und Sängerin dabei half, den Inhalt ihrer gerissenen Strohtasche zu sortieren, kamen beide ins Gespräch und die Idee einer idealen Flugzeugtasche entstand. Eine erste Zeichnung auf einer Flugzeugserviette, unzählige prominente Trägerinnen und sagenumwobene Geschichten um die kostspielige Tasche später, ist die "Birkin Bag" fraglos eines der bekanntesten Statussymbole der Mode. Anfertigung ausschließlich auf Bestellung, bis zu sechs Jahre Wartezeit, je nach Ausstattung Preise zwischen 9000 und 150 000 Dollar – damit soll jetzt Schluss sein. Zumindest unter dem Namen "Birkin" und zumindest wenn es um die Exemplare aus Krokodilsleder geht.
Mindestens zwei Krokodile sollen laut Peta für eine Birkin lebendig gehäutet werden
Ein Video beschert dem Pariser Modemärchen sein jähes Ende: Seit ein paar Wochen kursieren Aufnahmen der Tierschutzorganisation Peta im Internet. Äußerst unschick werden darin die Zustände in einer texanischen Krokodil-Farm dokumentiert, die eben auch Hermès beliefert haben soll. Bei lebendigem Leibe werden die Tiere in dem Video gehäutet, laut Peta müssen für die Kroko-Edition einer Birkin Bag mindestens zwei Krokodile sterben. Am Donnerstag verliehen einige Peta-Aktivisten den Endhüllungen vor einer Mailänder Boutique und einem Geschäft in Tokio mit blutigen Performances Nachdruck.
Die Namensgeberin der edlen Tasche, Jane Birkin, zeigt sich schockiert von den Aufnahmen. Die Schauspielerin sei alamiert über die Grausamkeit, die Tiere für die Produktion einer nach ihr benannten Tasche erleiden müssen. "Ich habe Hermès gebeten, die Birkin umzubenennen, bis bessere Methoden für die Produktion dieser Tasche umgesetzt werden, die internationalen Normen entsprechen", sagt sie. Ebenso schockiert zeigt sich auch die Modemarke selbst. Man verlange von seinen Partnern höchste Standards für die ethische Behandlung von Krokodielen, ließ Hermès Anfang der Woche verlauten. Jeder Regelverstoß würde entsprechend korrigiert und sanktioniert, man wolle der Echtheit des Videos und den Zuständen im Zuliefererbetrieb auf den Grund gehen.
Hermès beteuert "geteilte Emotionen, Freundschaft und Vertrauen"
Auf Birkins Bitte zur Umbenennung des exklusiven Accessoires reagierte die Traditionsmarke mit besänftigenden Worten. "Hermès respektiert und teilt ihre Emotionen und war ebenso schockiert von den jüngsten Bildern", lässt das Unternehmen offiziell verlauten. Jane Birkins Äußerungen nähmen keinen direkten Einfluss auf die "Freundschaft und das gegenseitige Vertrauen", das seit so vielen Jahren geteilt werde. Ob ein Namenswechsel der Birkin Bag aus Krokoleder tatsächlich vollzogen wird, ist bis zur Klärung des Sachverhaltes noch unklar. Fest steht allerdings, dass die unrühmlichen Schlagzeilen für das Traditionshaus Hermès äußerst schmerzhaft sein dürften: Das Label mit Wurzeln im Sattlerwesen definiert sich wie kaum eine andere Marke über hochpreisige Lederaccessoires. Ein zweiter wichtiger Protagonist in der Erfolgsgeschichte des Labels sind seine farbenreich bedruckten Seidenschals. Bislang wurden diese von Negativschlagzeilen weitgehend verschont. Vielleicht ändert sich das, sobald Peta ein Video aus einer Raupenfarm ins Netz stellt und eine berühmte Seidenträgerin herausfindet, dass die kleinen Tierchen lebendig in kochendes Wasser geworfen werden, um den feinen Faden zu gewinnen. Bis dahin darf man sich auf das mögliche Ende des Märchens "Birkin Bag" konzentrieren. Zumindest die artverwandte "Kelly Bag", die es selbstredend auch aus Reptilienhäuten gibt, wird ihren Namen wohl behalten dürfen, auch wenn sich die Namensgeberin Grace Kelly dank des Peta-Videos wohl im Grabe umdreht.