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Ein Tankwagen verlässt ein Shell-Öldepot im britischen Kingsbury.
© Jacob King/PA Wire/dpa
Update

Johnson erwartet Engpässe bis Weihnachten: In Großbritannien lebende Deutsche sollen Lastwagen fahren

Grund ist der akute Fahrermangel. Premier Johnson gab zu, dass sich ein Mangel an Lastwagenfahrer schon seit Langem abgezeichnet hatte.

Etliche in Großbritannien lebende Deutsche mit einem älteren Führerschein haben aufgrund des akuten Lastwagenfahrermangels einem Bericht zufolge Post von der britischen Regierung bekommen. Tausende Deutsche im Land, die vor 1999 ihren Führerschein gemacht hätten, seien angeschrieben worden, da sie kleinere Lastwagen fahren dürften, berichtete die Zeitung „Independent“.

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In dem Brief des Verkehrsministeriums, der der Zeitung vorliegt, wird den Angeschriebenen nahe gelegt, eine „Rückkehr“ in die Fernfahrerbranche in Betracht zu ziehen - auch wenn viele der Adressaten noch nie am Steuer eines Lasters gesessen hätten. „Es gibt großartige Möglichkeiten für Lastwagenfahrer in der Logistikbranche und die Arbeitsbedingungen haben sich im gesamten Sektor verbessert“, heißt es in dem Schreiben. „Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen sind noch nie mehr gebraucht worden als jetzt.“

Aus dem britischen Verkehrsministerium hieß es, der Brief sei an fast eine Million Menschen mit Lkw-Führerscheinen gesendet worden. Aus Datenschutzgründen sei es unmöglich gewesen, die Liste der Empfänger genauer nach Berufen zu filtern.

Autofahrer mit deutschen Führerscheinen, die vor 1999 ausgestellt wurden, dürfen unter bestimmten Bedingungen kleine Lastwagen mit einem maximalen Gewicht von 7500 Kilogramm fahren.

„Es ist schön zu wissen, dass es noch immer Job-Perspektiven hier für uns nach dem Brexit gibt“, sagte ein 41-jähriger Deutscher, der mit seiner Frau in London lebt, dem „Independent“. „Wären wir nach Deutschland gegangen, wären wir wohl niemals als Lastwagenfahrer von Headhuntern angeworben worden.“ Vorerst wolle er seinen Job bei einer Investmentbank jedoch behalten, und seine Frau habe auch noch nie ein größeres Auto als einen Volvo gefahren und werde die „aufregende Möglichkeit“ wohl auch ausschlagen.

Großbritanniens Premier Boris Johnson hat Hoffnungen auf ein Weihnachten ohne Engpässe an Tankstellen und Supermarktregalen gedämpft. Er teile die Einschätzung von Finanzminister Rishi Sunak, dass die Krise noch bis in die Festtage andauern könnte, sagte Johnson am Sonntag in einem BBC-Interview. Gleichzeitig gab der Premier zu, dass sich ein Mangel an Lastwagenfahrer schon seit Langem abgezeichnet hatte. Die Kraftstoffkrise droht auch, den seit Sonntag laufenden Parteitag der Konservativen in Manchester zu überschatten, bei dem Johnson die Erholung der Wirtschaft nach der Pandemie in den Mittelpunkt rücken wollte.

Der akute Fahrermangel hat auf der Insel derzeit drastische Konsequenzen: Vor den noch offenen Tankstellen bilden sich lange Schlangen, da Tanklaster viele nicht rechtzeitig beliefern können. Auch Supermarktregale blieben bereits teilweise leer. Während der Pandemie haben viele Fahrer aus Osteuropa das Land verlassen. Strenge Einreiseregeln nach dem Brexit sorgen dafür, dass viele nicht zurückkehren. Mit Kurzzeitvisa für einige Tausend Fahrer bis Weihnachten hofft die Regierung nun, Abhilfe zu schaffen.
Besonders in London und dem Südosten des Landes ist die Lage angespannt. In Schottland und um Norden Englands gab es hingegen Anzeichen, dass der Druck nachlässt. (dpa)

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