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Zwischen Backsteinen liegen in einer Wand Dokumente aus nationalsozialistischer Zeit.
© Stadtarchiv Hagen/dpa

Gasmasken und Schlagringe: Hochwasserkatastrophe legt Nazi-Versteck frei

„Gänsehautmoment“: Die Flut weicht eine Häuserwand auf, ein Geschichtslehrer blickt zunächst auf alte Zeitungen. Doch dahinter ist noch mehr verborgen.

Revolver, Schlagringe, originalverpackte Gasmasken sowie Briefe von der Front. Und nicht nur das: Auch ein früher Parteiadler der NSDAP, Trillerpfeifen der SA und dann noch Bücher mit Titeln wie „Der ewige deutsche Wille“ oder „Flakkameraden 1941“. Das alles findet sich versteckt in einem Wandschacht eines Hauses in Hagen.

Die Entdeckung ist für Sebastian Yurtseven, so beschreibt er es im Gespräch mit der „Westfalenpost“, ein „Gänsehautmoment“. Es soll sich um den bedeutendsten NS-Fund der vergangenen Jahre in der Region handeln.

Laut der „Westfalenpost“ war durch die Überflutung des Erdgeschosses eine Rigips-Platte so feucht geworden, dass sie sich gelöst hatte. Darunter kam erst eine Lehmputzschicht auf roten Ziegeln zum Vorschein. Dann, hinter einem Loch, eine Zeitung aus den 1940er Jahren. „Als ich sie herausgezogen habe, rutschten von oben andere Objekte nach“, sagt Yurtseven. Der Geschichtslehrer kontaktierte das Stadtarchiv.

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Die Historiker gehen davon aus, dass es sich um ein hektisch ausgesuchtes Versteck von Mitgliedern der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) handelt. Ihr unterstanden unter anderem das Ernährungshilfswerk, das Haushaltshilfe-Hilfswerk oder die Kinderlandverschickung. Die NSV war aber auch in den NS-Terror und die Verfolgung einbezogen.

In Hagen drangen am 14. April 1945 die Alliierten mit Panzern und Infanterie in die Stadt Hagen vor. „Ich gehe davon aus, dass die in dem Wandschacht entsorgten Gegenstände, darunter auch ein typisches ,Führerbild' Hitlers und interessanterweise auch ein Portrait von Kaiser Friedrich III., vermutlich an diesem 14. April dort hineingeworfen wurden“ , sagt Ralf Blank, Fachdienstleiter Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt Hagen, der „Westfalenpost“. Das Ziel soll gewesen sein, sie vor den Amerikaner zu verstecken.

Die Funde sollen jetzt konserviert und später der Öffentlichkeit im neuen Stadtmuseum präsentiert werden. Geplant ist laut dem Medienbericht eine dreidimensionale Rekonstruktion des mit Funden gefüllten Wandschachts. (Tsp)

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